Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 49. Sitzung / Seite 169

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Warum ist denn unser Gesundheitssystem so teuer? Warum sind denn die Spitäler oft so teuer und haben in den letzten Jahren einen Kostenzuwachs von 127 Prozent ausgewiesen? – Früher hat jeder Primarius, der von einem Zentralkrankenhaus gekommen ist – ich nehme mich nicht aus, Herr Pumberger, und möchte nur folgendes sagen: Ich habe den Notfalldienst im Gasteinertal aufgebaut, ich bin Internist und habe eine internistische Praxis mit einer Dialysestation und ein physikalisches Institut; das stimmt – und in ein kleines Krankenhaus gegangen ist, auch seine Vorstellungen mitgenommen. Wenn er von einem großen Zentralkrankenhaus, von einer Universitätsklinik gekommen ist, dann hat er gemeint, er könne in dem kleinen Krankenhaus seine wissenschaftliche Tätigkeit genauso fortsetzen und dort auch alle Apparaturen verlangen.

Ich kenne auch ein kleines Rehab-Zentrum, das sich einen Scanner besorgt hat. Das ist unsinnig! Natürlich haben sich solche Entwicklungen gezeigt, aber jetzt, durch die neue Strukturierung, durch die neue Situation, sind solche Dinge, die dann oft auch die Politiker nicht in den Griff bekommen haben, weil sie durch unsere Kollegen in Zugzwang geraten sind, nicht mehr möglich. Darauf möchte ich schon hinweisen. Die Kostenspirale dreht sich nämlich mit den steigenden Ansprüchen der Kollegen und der Patienten nach oben. Das wird jetzt hoffentlich ein bißchen in den Griff genommen. Das müssen wir uns vor Augen halten.

Mit dem KAG und dem 1997 folgenden österreichischen Krankenanstaltenplan wird nun eine Aufgabenteilung vorgenommen. Sie wissen, daß in jedem Krankenhaus jetzt entsprechende Möglichkeiten vorhanden sind. Ich will nicht auf die einzelnen Zentralkrankenanstalten, Schwerpunktkrankenanstalten und Standardkrankenanstalten eingehen. Ich will auch nicht unbedingt gleich auf die Rufbereitschaft hinweisen. Aber wir "zerfleddern" uns nur an dieser Rufbereitschaft, dabei sind doch auch andere wesentliche Akzente gesetzt worden! Es geht doch im Gesundheitswesen nicht nur um die Rufbereitschaft! Natürlich auch, aber nicht nur.

Bevor ich darüber spreche, möchte ich noch auf den überaus hohen Grad der Versorgung mit stationären Einrichtungen, vor allem auch dezentral an der Peripherie und diesbezüglich auch auf unsere Petition zur Erhaltung der Akutversorgung im Krankenhaus Waiern hinweisen. Ich weiß schon, die Ärztekammer sagt: Sperrt doch zu, wenn ihr dort keinen entsprechend hohen Grad an ärztlicher Versorgung gewährleisten könnt! – Ich weiß, daß in Tamsweg der Primarius der Chirurgie ein halbes Jahr lang einen Oberarzt gesucht und keinen österreichischen Arzt gefunden hat. Soll man deshalb zusperren? – Einen Polen hat er dann gefunden, nach einem halben Jahr. Soll man deshalb zusperren, oder soll der Arzt jetzt dauernd im Spital bleiben?

Ich meine, wir gehen an der Realität unseres Gesundheitswesens vorbei. Und was machen wir jetzt? – Wir haben es jetzt insofern besser gestaltet, als auf alle Fälle in den Standardkrankenhäusern ein Facharzt und in jeder Abteilung ein Turnusarzt vorhanden sein müssen. Ich habe an der Universitätsklinik Innsbruck auch schon mit zwei Jahren Turnusausbildung Hauptdienst gemacht. Wir haben eine Ausschußfeststellung vorgenommen, wonach jeder dieser Turnusärzte zwei Jahre Ausbildung haben sollte.

Meine Damen und Herren! Es ist aber wohl sehr sinnvoll – wie es nun auch geschehen ist –, einen Mindeststandard festzuschreiben. Ich möchte hier feststellen: Es ist sogar zu einer Verbesserung durch all diese Maßnahmen, die ich vorhin erwähnt habe, gekommen. Früher war nur festgehalten, daß in den Krankenhäusern die ärztliche Versorgung gewährleistet sein muß. Ich betone, daß dies eine gesetzliche Mindestregelung darstellt. Eine Verbesserung der Mindeststandards für Schwerpunktkrankenhäuser bringt die jetzige Modalität mit sich. Es wird eine höhere Qualität in den Zentralkrankenanstalten sichergestellt, und in den Standardkrankenhäusern müssen jederzeit zumindest ein erfahrener, hochqualifizierter Facharzt und in jeder Abteilung ein Turnusarzt vorhanden sein. Darauf möchte ich noch einmal hinweisen.

Ich möchte aber auch ganz besonders darauf hinweisen, daß es heute genauso wie früher in der Verantwortung der Ärzte liegt, in besonderen Fällen über diesen Standard hinaus zu besetzen. Wenn der Gynäkologe weiß, daß eine Steißgeburt ansteht, dann wird er nicht heimgehen. (Abg. Dr. Povysil: Es gibt auch Geburten, die sich nicht ankündigen!) Wenn der Internist zwei neue Herzinfarktpatienten eingeliefert bekommen hat, dann wird er auch nicht heimgehen, sondern im Spital bleiben. Man nimmt nicht einmal mehr die Verantwortung der einzelnen Ärzte


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite