Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 52. Sitzung / Seite 127

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Meine sehr verehrten Damen und Herren des Liberalen Forums! Ich sehe Ihre Dringliche Anfrage durchaus sehr positiv, weil sich dadurch nämlich die Möglichkeit bietet, überaus Positives über den österreichischen Tourismus aufzuzeigen, Kassandrarufe ein bißchen zu relativieren und ernsthaft über dieses Thema, den Tourismus, zu diskutieren.

Ich glaube, daß das Wachstum des österreichischen Tourismus seit 1992 einen dramatischen Tiefpunkt erreicht hat, ist eigentlich eine allgemein bekannte Tatsache und braucht in der Öffentlichkeit nicht weiter diskutiert zu werden. Unsere Aufgabe muß es sein, die Bedeutung des Tourismus in Österreich klar zu definieren und letzten Endes das entsprechende Bewußtsein hierfür in der Bevölkerung, aber auch in der Politik und vor allem in der Regierung und auch hier im Hohen Haus zu schaffen. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Probleme gibt es natürlich vielfältigster Art, die Ursachen finden wir in externen Faktoren – sie wurden bereits genannt –: Billigreisen, Währungsabwertungen, Einkommensverluste et cetera. Wir haben aber auch sehr viele hausgemachte Probleme; auch diese wurden genannt: Bürokratie, Unflexibilität, fehlende Steuererleichterungen, fehlende Anreize in den Betrieben, Kapital zuzuführen.

Das ist alles richtig, aber so differenziert diese Ursachen zu betrachten sind, so differenziert sollte man auch die jüngsten Fremdenverkehrsergebnisse betrachten. Während wir nämlich allgemein Nächtigungsrückgänge beklagen, stellen wir ein differenziertes Verhalten im Kurtourismus, im Kulturtourismus, aber auch im Städtetourismus fest. Dies zeigt eindeutig, wie wichtig es ist, Qualität anzubieten, zu halten, Identität zu bewahren, Events zu fördern, regionale Kooperationen zu betreiben, aber auch seitens der Politik zu fördern und neue Chancen auf dem Markt zu nutzen. Ohne Events würde in Zukunft der Fremdenverkehr meiner Meinung nach überhaupt nicht überleben können. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir, im folgenden die Position der ÖVP kurz darzustellen:

Erstens: Qualität macht sich bezahlt. Trotz vieler gegenteiliger Meinungen bin ich der Auffassung, daß das Preis-Leistungs-Verhältnis in Österreich stimmt. Es gilt, diese gute Qualität zu erhalten beziehungsweise, wo es nötig ist, auszubauen. Förderungen sind primär für die Qualitätsverbesserung und höchstens in Ausnahmefällen zur Schaffung oder Ergänzung des Bettenvolumens zu verwenden.

Zweitens: Wir haben Identität zu bewahren. Die heutige Entwicklung zeigt klar, daß vor allem jene Regionen profitieren, die sich selbst so verkaufen, wie sie sind. Wir können allein klimatisch bedingt mit Badezentren Südeuropas nicht konkurrieren, aber Gesundheit, kulturelle und landschaftliche Vielfalt und Unversehrtheit sind mehr wert als die Illusion von Sonne und See, an die die meisten Menschen, wie ich meine, nicht mehr glauben. (Beifall bei der ÖVP.)

Drittens: Wir haben Kooperationen zu fördern. Regionale Kooperationen mit den Kriterien des einheitlichen Bildes, der einheitlichen Vermarktung, des einheitlichen Produktes werden für den Tourismus die Überlebenschancen sein. Eine Kirchturmpolitik, wie wir sie zugegebenermaßen in Salzburg erleben, wo sich drei benachbarte Gemeinden jeweils für ein Erlebnisbad bewerben – noch dazu mit Förderung –, kann meiner Ansicht nach in Zukunft nicht jenes Rezept sein, mit dem wir Tourismus betreiben können.

Ich bin aber – Herr Kollege Parnigoni ist nicht hier – gegen die sogenannten regionalen Tourismusorganisationen, wie er sie schon mehrmals vorgeschlagen hat. Das sind wieder neue Verwaltungsapparate, die keine neuen Gäste bringen, die Geld kosten, welches die einzelnen Betriebe wesentlich besser brauchen und verwenden könnten. (Beifall bei der ÖVP.)

Viertens: Wir müssen Neuigkeiten auf den Markt bringen. Die Organisation von Events von Trekkingrouten bis hin zur Kultur – das ist die Zukunft. Wir haben uns nicht nur darauf zu konzentrieren, was modern und neu ist, sondern wir können auch auf Traditionelles zurückgreifen, etwa auf die Nutzung der natürlichen Ressourcen des Kurwesens in Österreich. Ich glaube, da hat ein Umdenken stattzufinden, wir haben der Vorsorgemedizin das Wort zu reden und uns


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