Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 53. Sitzung / Seite 93

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Das 1994 beschlossene Arbeitnehmerschutzgesetz, meine Damen und Herren, stellt sicher, daß zeitgemäße Maßnahmen zur Unfallverhütung und Gesundheitsvorsorge am Arbeitsplatz gesetzt werden. Unfallverhütung und der Schutz vor arbeitsbedingten Erkrankungen müßten eigentlich allen ein wichtiges Anliegen sein, daher ist dieses Gesetz ständig zu verbessern.

Unfallverhütung und präventive Maßnahmen sollen nicht nur viel menschliches Leid vermeiden, sondern auch die Kosten sowohl für die Unternehmen als auch für die gesamte Volkswirtschaft minimieren.

Mit dieser Novelle werden die Fristen für die Fertigstellung der systematischen Ermittlung von Gefahren und die Festlegung von Vorsorgemaßnahmen dem Stufenplan für das Inkrafttreten zur Bestellung von Sicherheitsfachkräften und Arbeitsmedizinern angeglichen. Ich möchte, da mein Vorredner auf die einzelnen Punkte schon hingewiesen hat, nicht mehr näher eingehen auf die Erleichterungen bei Kleinbetrieben für die Gefahrenermittlung, auf die Verständigung der gesetzlichen Interessenvertretung vor Kündigung und Entlassung von Sicherheitsvertrauenspersonen und auch nicht auf die Bestimmungen, daß Kühlmöglichkeiten für mitgebrachte Speisen und Getränke für Arbeitnehmer zur Verfügung gestellt werden müssen, wiewohl ich sagen möchte, daß ich letztere Maßnahme schon für sinnvoll halte, auch wenn mein Vorredner das anders sieht.

Aber ein Punkt scheint mir gerade angesichts zunehmender Telearbeit zu Hause sehr wichtig zu sein: Die vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Bildschirmgeräte müssen den gleichen technischen Anforderungen entsprechen wie jene im Betrieb.

Meine Damen und Herren! Ich möchte diese Gelegenheit jetzt benutzen, noch auf ein anderes Thema hinzuweisen, denn nicht alles, was Einfluß auf die Gefährdung der Gesundheit am Arbeitsplatz hat, kann durch gesetzliche Maßnahmen geregelt werden. Ich möchte hier ganz besonders ein Problem ansprechen, das immer häufiger als Ursache für die gesundheitliche Gefährdung am Arbeitsplatz vorkommt. Dazu zitiere ich die gestrigen "Oberösterreichischen Nachrichten", wo folgende Überschrift zu lesen ist:

"Die Ellbogen werden zum Arbeitsbehelf – Die Rivalität unter den Arbeitnehmern nimmt in Österreich zu. Davon sind 42 Prozent der Österreicher überzeugt, ergab eine repräsentative Umfrage ..." – "Es hätte zwei Möglichkeiten gegeben, wie die Österreicher auf die prekäre Situation auf dem Arbeitsmarkt reagieren. Entweder zusammenrücken oder auf das eigene Fortkommen zu schauen. Letzteres wird offensichtlich bevorzugt."

Meine Damen und Herren! Man sollte diesen Punkt nicht unterschätzen. Konflikte und Streitereien am Arbeitsplatz hat es wahrscheinlich schon immer gegeben. In letzter Zeit – bedingt durch die Arbeitsverdichtung, aber auch durch steigende Arbeitslosigkeit – werden schwerwiegende Fälle von Psychoterror am Arbeitsplatz bekannt. Mobbing bezeichnet jene Konflikte, bei denen einzelne Personen auf Dauer Druck, Isolation, Verleumdung, ungerechtfertigten schlechten Arbeitsbedingungen bis hin zu sexueller Belästigung am Arbeitsplatz ausgesetzt sind.

Meistens ist Mobbing ein Ventil für strukturelle Probleme innerhalb eines Betriebes. Beruflicher Streß durch Überforderung am Arbeitsplatz und Überlastung sind oft der Nährboden für Streitereien zwischen gereizten Kolleginnen und Kollegen – oft aus nichtigen Anlässen. Beruflicher Streß ist der beste Nährboden für Mobbing. Durch eine permanente Überlastung kommt es deshalb auch immer wieder innerhalb der Gruppe wegen jeder Kleinigkeit zu Streitereien. Mit den schon erwähnten Sticheleien und Untergriffen wird nun das Opfer oft in Teamarbeit systematisch fertiggemacht. Die Geschäftsleitung erfährt meistens auch von diesen Problemen in der Abteilung und setzt ihrerseits Maßnahmen, die von Versetzung bis zur Kündigung des Mobbingopfers gehen.

Menschen, die permanent Mobbing ausgesetzt sind, haben natürlich ein sehr geringes Selbstwertgefühl und sind daher meistens mit ihrer Situation im Betrieb alleine. Sie verfügen nicht mehr über die ausreichenden persönlichen und psychischen Ressourcen, um eine lange Konfliktzeit zu überstehen, und sind meist sowohl psychisch als auch physisch erkrankt.


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