Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 55. Sitzung / Seite 69

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Minderheitsaktionäre der CA durch die Übernahme durch die Bank Austria –, sondern wir müssen uns mittelfristig vornehmen – "mittelfristig" sollte in diesem Fall eher zwei Jahre als mehr heißen –, daß wir im Aktienrecht eine faire Behandlung von Minderheitsaktionären vorsehen, die bis hinein in die proportionelle Vertretung in den Aufsichtsorganen reichen müßte. – Ich sage das als private Meinung, als Experte sozusagen, der das Vergnügen hat, hier zu Ihnen zu sprechen.

Meine Damen und Herren! Ein weiterer wichtiger Punkt – das sage ich ganz offen – ist folgender: Ich bin groß geworden in der Denkschule des Ahlener Programmes der CDU/CSU – der CDU vor allem –, in dem die breite Eigentumsstreuung auch in Arbeitnehmerhand eine große Rolle gespielt hat. Wir haben in Österreich nach ziemlich fruchtlosen Versuchen in den fünfziger Jahren keine sehr großen Fortschritte erreicht. Wir haben heute in Europa sicher einen der geringsten Anteile der Erwerbsbevölkerung, die im Besitz von Aktien ist. Daher ist die Frage einer breiten Aktienstreuung auf der einen Seite und zweitens einer beachtlichen Beteiligung auch der Arbeitnehmer an ihren jeweiligen Unternehmen für mich ein vorrangiges Gebot. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich empfinde es daher als einen weiteren, ich würde fast sagen: Durchbruch in diesem bisher so verfestigten Bereich, daß auf der einen Seite das bei der Postbeteiligungsgesellschaft geparkte Bündel an Bank-Austria-Aktien des Bundes bevorzugt durch eine breite Streuung vergeben werden soll, und zweitens, daß auch das von den Mitarbeitern der CA ausgesprochene Offert, bis zu 500 Millionen eigene Aktien zu kaufen, vom Übernehmer nunmehr auch akzeptiert worden ist.

Drittens, meine Damen und Herren, zum Bereich der Beschäftigungssicherung – ich komme dann, Herr Präsident, auch schon zum Ende –: Wir wissen, daß manche bei einem Take-over nur daran denken, wie viele tausend Leute "geschaßt" werden müssen, wie das so "schön" heißt, um die entsprechenden Produktivitäten herbeizuführen. Ich glaube, daß ein solcher Ansatz im vorliegenden Fall zu absolut destruktiven Konsequenzen führen würde. Erstens, weil eine derartige Vorgangsweise zu einer totalen Demotivation des qualitativ hochwertigen Arbeitnehmerstocks und Managerstocks der CA und damit zu negativen Auswirkungen auch auf die Bank Austria geführt hätte. – Erster Punkt.

Zweiter Punkt: Dadurch, daß es gelungen ist, die Existenz des Institutes CA für die nächsten Jahre sicherzustellen, wird es wahrscheinlich auch nicht zu den möglichen Abwanderungen aus dem Kreis der Top 2 000 kommen, die im Regelfall eher zwei voneinander unabhängige Banken als quasi Hausbanken eingesetzt haben wollen.

Und drittens haben wir zugesichert erhalten, daß jenseits des natürlichen Abgangs keine direkten Kündigungen erfolgen werden. Ich möchte ganz offen sagen, daß es wahrscheinlich für die Motivation, für die Leistungsfähigkeit der Creditanstalt-Angestellten auch von entscheidender Bedeutung sein wird, aus welchem Bereich die ersten Nachbesetzungen beim Spitzenpersonal kommen werden.

Schließlich, Herr Präsident, meine Damen und Herren, macht es mir große Freude, daß es uns gelungen ist, zwei weitere Milliarden für Forschungsförderung beziehungsweise teilweise Exportförderung aus dem Erlös sicherzustellen. Da wir alle wissen, daß der höchste Multiplikatoreffekt volkswirtschaftlich von einem in die Forschung investierten Schilling kommt, sind diese zwei Forschungsmilliarden mit die Garantie dafür, daß Österreich in diesen Jahren von einem der unteren Mittelplätze in der europäischen Forschungsstatistik, was industrienahe Forschung anlangt, wahrscheinlich auf einen der Spitzenränge kommen wird. Ich halte das längerfristig für einen der wichtigsten Durchbrüche, der uns hier gemeinsam gelungen ist. (Beifall bei der ÖVP.)

Wenn es nun schlußendlich gelingt – bis zum Sommer in einer gemeinsamen Anstrengung, zu der ich wirklich alle im Parlament vertretenen Parteien einlade –, aus der österreichischen Börse, aus einem Verein von Bankiers eine Institution zu machen, in der Investoren und Emittenten den Ton angeben und Bankenvertreter präsent sind, dann könnten wir sagen: Wir haben eine ordentliche Börse, wir werden die Börse über Privatisierungen, auch über die be


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