Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 134

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17.55

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Vielen Dank, Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Liebe Kollegen! Ich möchte ein bißchen über die Grenzen hinweg die Situation der Frauen in Europa beleuchten. – 70 Prozent der in Armut Lebenden sind Frauen, mehr als die Hälfte der Arbeitslosen Europas sind Frauen, ihre Löhne betragen nur drei Viertel jener der Männer beziehungsweise bei nicht handwerklichen Tätigkeiten sogar nur 55 Prozent, dies, obwohl es sogar eine Richtlinie für gleiches Entgelt gibt, die die Nr. 75/117 EWG trägt, also aus dem Jahre 1975 stammt. – Eine traurige Bilanz für Europa.

Man sagt immer, die Kommission soll Vorbild sein. Die Kommission hat auf ihrer niedrigsten Ebene 51,2 Prozent Frauen rekrutiert, in der mittleren Führungsebene 20 Prozent, und in der obersten Entscheidungsebene ist der Anteil der Frauen von 3 auf 6 Prozent gestiegen. Gratuliere! Das ist für mich kein Vorbild!

Genauso ist die Situation an den Unis: ordentliche Professoren: 3 Prozent Frauen, außerordentliche Professoren: 6 Prozent Frauen.

Kollegin Jäger hat vorhin erwähnt, daß es eine Botschafterin gibt. Ich traue mir als Tochter eines Botschafters zu, ein Urteil zu fällen über die Möglichkeiten von Frauen in diesem Beruf. Eine Botschafterin Österreichs ist, glaube ich, ein niederschmetterndes Ergebnis für das Außenamt. (Abg. Dr. Schmidt: Das ist wahr!)

Aber die Europäische Union, die ja so fortschrittlich tut, hat ein diesbezügliches Programm Now installiert. Wie Sie wissen, Frau Bundesministerin, werden heuer ungefähr 72 Millionen Ecu dafür ausgegeben werden. Für die Anpflanzung von Tabak werden von der Europäischen Union heuer insgesamt ungefähr 2 Milliarden Ecu ausgegeben werden. – Also man sieht: Die Frauen sind 72 Millionen wert, die Tabakpflanze 2 Milliarden!

Ich glaube, daß wir Österreicherinnen und Österreicher aufgerufen sind, in der Europäischen Union eine Vorreiterrolle zu spielen, und in diesem Zusammenhang möchte ich Ihnen dafür danken, daß es einen Rat für Gleichbehandlung geben wird. Vorreiter sind wir in der Europäischen Union aber sicher noch nicht. Denken wir daran, wie das Verhandlungskomitee bestückt ist, das die Nachfolgekonferenz zu Maastricht vorverhandeln soll. Keine einzige Frau ist in diesem Komitee! Als letztes Jahr über die Frauen verhandelt wurde, haben Sie die Mitarbeiterinnen gebeten, diesen Part zu übernehmen, weil sich die Herren außerstande gesehen haben, über die Frauen in der Europäischen Union zu verhandeln.

Ich möchte Ihnen einiges vorlesen, was an Anregungen gekommen ist und was ich Ihnen, Frau Bundesministerin, mit auf den Weg geben möchte, weil Sie wahrscheinlich die Möglichkeit haben werden, Ihrer Nachfolgerin beziehungsweise dem künftigen Kanzler einiges zu sagen.

Wir vom Liberalen Forum haben schon lange gefordert, daß Privatunternehmer, die nachweisen können, daß sie die Chancengleichheit in ihrem Unternehmen berücksichtigen, Vorrang bei der Vergabe öffentlicher Aufträge haben sollen. Das, meine Damen und Herren, wäre eine Möglichkeit, hier in Österreich innovativ zu sein. Die Niederlande haben so ein Gesetz bereits beschlossen.

Weiters könnten wir einfordern, bei Privatunternehmen, wo Frauen unzureichend vertreten sind, eine Korrektur in Zusammenarbeit mit Gewerkschaften oder mit Ombudsleuten vorzunehmen. Das, meine Damen und Herren, ist in Schweden bereits erfolgt.

Weiters würden wir uns wünschen, daß im zukünftigen Kabinett für alle Minister Kurse für Chancengleichheit abgehalten werden, mit dem Ziel, ihr Bewußtsein für die gleichwertige Vertretung zu steigern. Das, meine Damen und Herren, ist in Schweden durchgeführt worden und wäre vielleicht eine gute Anregung, die Sie Herrn Klima geben könnten.

Zum Schluß möchte ich noch eine Frau zitieren, die sich auf dem europäischen Sektor gut bewährt hat; Frau Crepaz ist leider nicht mehr dort tätig. Sie sagte in einem Bericht, der letztes Jahr verabschiedet wurde: Wir brauchen einen größeren Anteil von Frauen im Entscheidungs


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