Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 137

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heute genannte Kritikpunkte eingehen und uns Abgeordneten auch wieder über die erzielten Fortschritte berichten wird.

Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte kurz das von vielen gepriesene, flexible Arbeitszeitmodell ansprechen. Ich finde Flexibilität gut, doch darf sie nicht zu Lasten nur der berufstätigen Frauen gehen. Bei Arbeitszeitregelung und Flexibilität muß auch auf die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Frauen Rücksicht genommen werden, sodaß nach Absprachen eine für alle Arbeitgeber und Arbeitnehmer passende Lösung gefunden werden kann.

Bei flexiblen Arbeitszeiten ist auch darauf Rücksicht zu nehmen, daß die Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes gegeben ist, denn zu lange Wegstrecken verhindern jede Möglichkeit für Frauen, zu arbeiten. Ich meine, bei gutem Willen beiderseits ist es sicher möglich, zum Beispiel einer alleinerziehenden Verkäuferin eine Arbeitszeit zu gestalten, die es ihr auch ermöglicht, ihre Kinder zu betreuen. In diesem Zusammenhang ist immer wieder der Ausbau von bedarfsgerechten Kinderbetreuungseinrichtungen zu fordern. Wir brauchen Kindergärten und Horte, die ganztags geöffnet haben, mindestens aber von 6 Uhr bis 19 Uhr. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Kinderbetreuungseinrichtungen müssen sich am Berufsleben der Frauen orientieren, also ebenfalls Öffnungszeiten anbieten, die flexibel sind und den Wünschen und Bedürfnissen von Frauen gerecht werden. Ich finde es unmöglich, wenn zum Beispiel das Arbeitsmarktservice einer Frau eine Arbeit anbietet, die Kinder im Alter von zwei und vier Jahren hat, jedoch um 5.30 Uhr mit der Arbeit beginnen sollte. Wo soll diese Frau ihre Kinder um 5.30 Uhr hingeben?

Sehr geehrte Damen und Herren! Flexible Arbeitsplätze werden häufig mit Teilzeitarbeitsplätzen in Verbindung gebracht. Wir Frauen müssen bedenken, daß dann viele Männer glauben: Meine Frau ist nur teilzeitbeschäftigt, da schafft sie ja Haushalt und Kinderbetreuung locker. Ein Teilzeitjob bedeutet, daß Frauen weniger bezahlt bekommen, dafür mehr unbezahlte Arbeit leisten. Männer haben 5 ½ Stunden Freizeit, Frauen laut Statistischem Zentralamt nur 4 ¾ Stunden.

Bei den Begriffen Halb und Dreiviertel werden Sie vermutlich auch an die Werbekampagne der Frauenministerin denken, bei der die partnerschaftliche Aufteilung der Hausarbeit verlangt wird. Man kann in einer Partnerschaft sicher nicht alles vorschreiben. Es kann nicht alles vorgeschrieben werden, was zu tun und was zu unterlassen ist. Allerdings finde ich es selbstverständlich, daß jeder der berufstätigen Partner seinen Teil an den Haushalts- und Betreuungsarbeiten leistet, damit nach getaner Arbeit auch die verbleibende Freizeit geteilt und gemeinsam verbracht und genutzt werden kann.

Und wenn eine Frau eben besser mit Hammer und Zange umgehen kann, dann soll sie eben diese Arbeit machen. Vorfälle, wie sie mir neulich eine 35jährige Frau erzählte, finde ich furchtbar: Sie hatte am Silvesterabend einen Ehekrach, nur weil sie nach getaner Arbeit – kochen, abwaschen und dergleichen – es sich erlaubt hat, dem Mann das Geschirrtuch in die Hand zu drücken. So weit soll es nicht kommen! (Beifall bei der SPÖ.)

In der heutigen Ausgabe einer steirischen Zeitung steht, daß viele Männer in den eigenen Reihen nur Spott und Hohn für so manche Gleichbehandlungskampagne übrig haben, teils aus Ignoranz, teils, weil sie es sind, die auch innerhalb der eigenen vier Wände über ihren Schatten springen müßten. Meine Herren des Hohen Hauses! Ich glaube, Sie haben gute Kondition, springen Sie über diesen Schatten! (Beifall bei der SPÖ.)

Sehr geehrte Damen und Herren! Werbekampagnen haben Ziele, Ziele, zu verändern, Ziele, manches, das selbstverständlich sein sollte, auch selbstverständlich zu machen, sodaß man diese Selbstverständlichkeit auch so empfindet. Wenn unsere Frau Bundesministerin mit ihren Werbekampagnen und Studien, die sie in Auftrag gab, einiges dazu beitrug, daß diese unsere Gesellschaft eine bessere, eine frauenfreundlichere wurde und wird, so sollte dir das, liebe Frau Bundesministerin, eine kleine Genugtuung sein.

Werbekampagnen sollen natürlich auch kritisch hinterfragt werden, und dazu gehört auch Mut. Diesen Mut, liebe Frau Bundesministerin, den hattest du an dieser Stelle.


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