Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 138

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Dank gebührt unserer scheidenden Frau Bundesministerin aber auch für die Vorarbeiten und Studien, die sie in Auftrag gab, um allen Frauen eine eigenständige Alterssicherung zu geben. Auf die Verwirklichung werden die Frauen allerdings noch warten müssen – ich hoffe, nicht lange.

Finanzielle Unabhängigkeit und Eigenständigkeit sollen allen Frauen Österreichs möglich sein. Bis das verwirklicht ist, brauchen wir ein Frauenministerium und Berichte, die aufzeigen, wie es um die Lage der Frauen bestellt ist. (Beifall bei der SPÖ.)

18.15

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Als letzte Rednerin ist Frau Abgeordnete Mag. Wurm zu Wort gemeldet. – Bitte. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten.

18.15

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Es ist sehr erfreulich, daß wir heute den ersten Bericht der Bundesregierung über den Stand der Verwirklichung der Gleichstellung und Frauenförderung im Bundesdienst diskutieren. Er ist allerdings noch mit einigen Kinderkrankheiten behaftet.

Meiner Ansicht nach ist es der größte Mangel, daß keine einheitliche Datenerhebung in den Ministerien und den anderen Dienststellen durchgeführt wurde und daß dieser Bericht nur eine Zusammenstellung von Daten, ohne Einleitung, Gesamtübersicht und Zusammenfassung ist. Daß das Ministerium für auswärtige Angelegenheiten zum Stichtag nicht einmal Daten zur Verfügung stellte, ist eigentlich auch nicht tolerierbar.

Diese Unterlassung bedeutet nämlich, daß exakte und aussagekräftige Analysen verhindert werden und somit auch der Wert der Arbeit der anderen Ressorts vermindert wird. Damit solche Mängel in Zukunft abgestellt werden können, hat auf Anregung im Gleichbehandlungsausschuß unsere Frauenministerin sofort reagiert und eine Arbeitsgruppe geschaffen, an der Frauen der verschiedenen Fraktionen teilhaben – eine namhafte Sozialwissenschaftlerin ist auch dabei –, damit dieser Bericht eine wirklich gute Arbeitsunterlage sein kann. Aller Anfang ist schwer, man kann nicht alles auf einmal hineinpacken. Meiner Ansicht nach soll das Frauenministerium auch die Erstellung eines Kriterienkatalogs übernehmen, ebenso die Koordination und Endredaktion dieses Berichts.

Ich habe mir nun die Mühe gemacht, einige Daten der Ministerien – soweit vorhanden – zusammenzufassen und zu vergleichen. Der vorgegebene Frauenanteil, die Zielvorgabe im öffentlichen Dienst, ist, wenn man den Gesamtdurchschnitt betrachtet, nahezu erreicht. Es braucht jedoch kein Jubel aufzukommen, denn wenn man es sich dann genauer durchschaut, sieht man, daß Frauen in den niedrigen Verwendungsgruppen überrepräsentiert sind. Je höher aber die Verwendungsgruppe, je höher die Position, je besser die Hierarchie, desto weniger Frauen. Dieses Prinzip ist erkennbar.

Wenn ich mich zum Beispiel im Bereich der Akademikerinnen umschaue, dann sehe ich, daß es 32,8 Prozent Akademikerinnen gibt, bei den Sektionsleiterinnen beträgt der Anteil lediglich 3,1 Prozent. Diese Zahlen sind ohne die fehlenden Daten des Außenministeriums erhoben. – Das alte Prinzip, je wichtiger die Position, desto geringer der Frauenanteil, kann auch klar aus der Zusammensetzung der Kommissionen und Beiräte ersehen werden.

Genauer habe ich mir auch noch die Situation an den Universitäten angeschaut, die ja heute schon einige Male von den Vorrednerinnen angesprochen wurde. Derzeit sind zirka 45 Prozent der Studierenden Frauen. Diese stehen dem Lehrpersonal gegenüber. Beim Lehrpersonal schaut es wieder anders aus. Bei den oft ohne Anstellung und nur halbtags beschäftigten Lehrbeauftragten beträgt der Frauenanteil zwar noch 26 Prozent, diese sind weit weg von den 40 Prozent, und sinkt bei den Assistentinnen immerhin bereits auf 20,4 Prozent, und so ist – wie heute schon einige Male erwähnt – der Karriereschritt von der Assistentin zum Lehrstuhl nahezu kaum zu machen. Der Anteil der ordentlichen Professorinnen beträgt zum Beispiel nur 3,38 Prozent, in absoluten Zahlen ausgedrückt stehen in Österreich 40 Professorinnen 1 142 Professoren gegenüber. (Abg. Dr. Graf: Wie viele davon sind habilitiert?) – Daß es keine weiblichen


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