Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 170

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20.38

Abgeordnete Anna Huber (SPÖ): Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Tiere empfinden, wenn sie nicht artgerecht gehalten werden, wenn sie gequält werden, Schmerz, und dieser Schmerz ist immer gleich, ganz egal, wo sich dieses Tier aufhält. Daher hat meine Kollegin Parfuss schon punktuell die wichtigen, die ganz gewichtigen Gründe dargelegt, warum der Tierschutz in der Verfassung verankert werden soll und warum es dieses bundeseinheitliche Tierschutzgesetz geben soll.

Es ist die Verhinderung von Tierleid, es sind aber auch die ganz berechtigten Anliegen der Konsumenten, auf die ich näher eingehen möchte und warum ich ein Plädoyer für so ein rigides gesamtösterreichisches Gesetzeswerk zum Schutz von Tieren und damit indirekt auch zum Schutz von Menschen halten möchte.

Was hat der Konsument mit Tierschutz zu tun?, möchte man fragen. Was hat die Qualität eines Bratens mit Tierschutz zu tun? Ich meine, jeder, der schon irgendwann einmal gekocht oder gegrillt hat, weiß ganz genau, daß die Tierhaltung, daß die Fütterung, daß die Art und Weise, wie Tiere transportiert oder geschlachtet werden, sich letztlich ungeheuer stark auf den Geschmack, auf die Güte und darauf auswirkt, wie das Stück Fleisch, das letztlich dann gegessen wird, aussieht.

Gerade der Lebensmittelbereich ist hochsensibel, und der österreichische Konsument legt nun einmal sehr, sehr großen Wert auf hochqualitative, gesunde und vor allem sichere Lebensmittel. Ich nehme an, da gehen Sie mit mir d’accord. Aber speziell die in den letzten Monaten erfolgte Entwicklung auf dem Fleischmarkt ist es, die mich mit großer Sorge, vielleicht sogar mit Angst erfüllt. Die Problematik des BSE ist heute bereits angesprochen worden, hinzu kommen aber noch denaturierte Fütterungsmethoden und das Streben nach Gewinnmaximierung. All das hat zu diesem Horror am Eßtisch geführt.

Die Folgen, die sich in Wahrheit heute noch nicht einmal in Ansätzen seriös abschätzen lassen, haben die ahnungslosen Konsumenten zu tragen. Fast täglich langen neue, besorgniserregende Meldungen von der BSE-Front ein, und es steht zu befürchten, daß sich die traurigen Prognosen, die von Tausenden BSE-Opfern in England sprechen, in letzter Konsequenz unter Umständen auch bewahrheiten könnten. (Abg. Freund: BSE gibt es nicht in Österreich!) Es ist das aber eine logische Folge der Massentierhaltung und der denaturierten Fütterung. Da sind wir uns doch hoffentlich einig. (Beifall bei der SPÖ.)

Bei den Kolibakterien liegen die tödlichen Fakten auch schon auf dem Tisch. Durch die mangelnde Hygiene in der Produktion und in den Ställen können sie sich ungehemmt verbreiten und haben in den letzten Monaten bereits 15 Menschenleben in England gefordert.

Vor wenigen Tagen schlug die Weltgesundheitsorganisation Alarm: Salmonellen sind mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr behandelbar. Ja warum entsteht denn das? – Der Grund für diese Resistenz liegt wohl im übermäßigen Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht. Das nimmt immer stärkere Formen an. (Abg. Freund: Das hat aber nichts mit Salmonellen zu tun!)

Die von mir geschilderten Szenarien sind eben leider keine Horrorszenarien, sondern sind traurige Fakten, sind Realität. Der Hauptgrund hiefür liegt primär in der Massentierhaltung. Das ist ganz eindeutig, das liegt auf der Hand. Hunderte im wahrsten Sinne des Wortes "arme Schweine" sind auf engstem Raum zusammengepfercht in High-Tech-Ställen untergebracht, "Industriehennen" ohne Federn sind in Legebatterien Schnabel an Schnabel in Gitterkäfige gesperrt. Wir alle wissen, was da in der "modernen", in der sogenannten modernen industriellen Landwirtschaft gespielt wird.

Diese Haltungsmethoden machen die Tiere krank, aggressiv und verhaltensgestört, und gerade diese Zunahme von Krankheiten macht es notwendig, Tonnen von Medikamenten einzusetzen – ich möchte mich gar nicht damit auseinandersetzen, wie viele dieser Medikamente illegal verabreicht werden –, Medikamente, die dann wohl logischerweise auch in unserem Mittags... (Abg. Freund: Können Sie das beweisen, was Sie da behaupten? – Weitere Zwischenrufe.) Sie brauchen sich nur umzuhören in Ihrer Umgebung. (Abg. Freund: Bleiben Sie auf dem Boden


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