Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 67

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2. Förderung von Betriebskindergärten und allen Formen der Kinderbetreuung; Einführung von Dienstleistungsschecks, mit denen alle Arbeitgeberpflichten abgedeckt werden und die eine volle Sozialversicherung für die Arbeitnehmer sicherstellen; steuerliche Absetzbarkeit der über Dienstleistungsschecks bezahlten Kosten für Kinder- und Haushaltsbetreuung bis zum 15. Lebensjahr des Kindes bis zur Höhe der alternativ notwendigen staatlichen Leistungen wie Kindergarten-, Hort-, Tagesheimplätze etc.;

3. Sicherung und Förderung von Fahrtmöglichkeiten mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu pendlerfreundlichen Zeiten und

4. familien- und mitarbeiterfreundliche Öffnungszeiten von Schulen, Ämtern und Kindergärten."

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Ich darf noch einmal auf die bis dato geführte Diskussion zurückkommen, vor allem auf die Ausführungen des Kollegen Dkfm. Stummvoll. Mir hat bei seiner Aufzählung der Notwendigkeiten für Sonntagsarbeit nur noch gefehlt, daß er auch den Wetterumsturz und den glücklicherweise dann am Sonntag vorhandenen Pelzmantelverkäufer auch noch in die Diskussion gebracht hätte, um nachzuweisen, daß eigentlich jeder in dieser Republik am Sonntag dringend zu arbeiten hat. (Abg. Dr. Stummvoll: Das ist ein schwaches Argument!)

Ich komme aus einem Sozialberuf und habe Sonntagsarbeit Jahrzehnte hindurch geleistet, und das bei einem Wochenenddienst, der Samstag um 6 Uhr früh begonnen hat und Montag um 6 Uhr früh geendet hat. Ich weiß daher, wie feindlich für alle Bereiche der Familie, für das gesamte persönliche Umfeld und auch für die eigenen Ruhephasen solche Wochenenddienste und solche Überschreitungsmöglichkeiten sind. (Abg. Dr. Maitz: Weil es notwendig ist, nicht aus Mutwillen! – Abg. Dr. Stummvoll: Willst du die Tiere am Sonntag leiden lassen?)

Herr Kollege Stummvoll! Sie haben auch vom "Schnitzerl am Sonntag" gesprochen. Dieses "Schnitzerl am Sonntag" gibt es in Österreich heute leider nur noch in den Saisonen und in einigen ausgewählten Landgasthäusern und Familienbetrieben. Für den Inländer haben die Wirtshäuser in den Kleinstädten außerhalb der Saison am Sonntag schon lange zugesperrt, weil die Lohnnebenkosten für die Betriebe so hoch geworden sind, daß sie aufgrund der mangelnden Rendite nicht mehr aufsperren.

Wenn nun die Übereinkunft auf die Sozialpartner und nicht mehr auf den Gesetzgeber zurückfällt, sollten doch zwei Dinge auch gesagt werden: Frau Bundesministerin! Die 10 Milliarden, wie sie die Arbeiterkammer errechnet hat, werden nicht in ihrer vollen Höhe schlagend werden, da gebe ich Ihnen recht. Wir haben schon im Ausschuß darüber diskutiert, mit welchem Prozentsatz sie tatsächlich schlagend werden.

Wenn man die Zahlen der letzten Tage heranzieht: 50 Prozent, 35 Prozent ohnehin schon in entsprechenden Flexibilitätsmodellen, und das von den 10 Milliarden Schilling herunterrechnet, wird man etwa auf 4 bis 5 Milliarden an tatsächlichen Einkommensverlusten kommen, die durch mehr Freizeit, das sei zugegeben, ausgeglichen werden.

Aber schauen wir uns doch an, wie es in der Praxis aussieht: Die jungen Arbeitnehmer sind doch, wenn sie in den Beruf gehen, eine Familie gründen, ein Haus bauen oder eine Wohnung einrichten, auf die Überstunden angewiesen gewesen. Das war gerade das, was Überstunden für viele so attraktiv gemacht hat in der ersten Phase ihres Erwerbslebens. Nunmehr werden diese Überstunden in Freizeit abgegolten.

Die jüngsten Zahlen über die Schwarzarbeit in Österreich sind beredt genug – ich möchte jetzt nicht in diesen Bereich verweisen. Aber sehr viele werden dann darauf angewiesen sein, in dieser "Familienstartphase" aufgrund der dann möglichen Flexibilität einen Zweitjob anzunehmen, sodaß Sie nicht neue Arbeitsplätze schaffen, sondern daß Sie vermehrt Arbeitnehmer haben werden, die nicht mehr von einem Beruf leben können, sondern zwei oder drei Berufe ergreifen müssen, um den gleichen Lebensstandard halten zu können und das gleiche Lebens


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