Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 109

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Die Dringliche Anfrage der Grünen hat sich sehr stark mit Freisetzung – darum geht es ja generell – und auch mit Herbizidresistenzen auseinandergesetzt. Bei der Herbizidresistenz handelt es sich meist um Versuche, bestimmte Kulturpflanzen gegen ein Totalherbizid unempfindlich zu machen. Diese Totalherbizide töten alle oder fast alle grünen Pflanzen ab, mit Ausnahme jener, die gentechnisch dagegen resistent gemacht wurden. Natürlich – das wurde schon von Kollegin Petrovic gesagt – versprechen sich Chemie- und Saatgut-Multis von dieser Technik beträchtliche Gewinne, weil sie die Herbizide und das Saatgut gleich gemeinsam verkaufen können. Was das in bezug auf Abhängigkeit, gerade der ärmeren Bevölkerung und auch der kleineren Landwirte, bedeutet, ist auch schon angesprochen worden.

Ich habe, was die Herbizidresistenztechnik anbelangt, Zitate in "Nature" und "Science" gefunden, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte: Ob sich für die Umwelt die Herbizidresistenztechnik unterm Strich als Nutzen oder Schaden herausstellen wird, ist äußerst fraglich. In Dänemark wurde heuer erstmals nachgewiesen, daß Resistenzgene vom Raps binnen kürzester Zeit auch auf verwandte Unkräuter übergingen. Die erwünschte Wirkung wäre damit verloren. Da verschiedenste Kulturpflanzen mit Resistenzgenen gegen dieselben Totalherbizide ausgestattet werden, könnte sich vor allem bei Fruchtfolgewirtschaft außerdem das Problem ergeben, daß die Kulturen des einen Jahres in der nächsten Wachstumsperiode als Unkräuter aufgehen. Dann müßten zusätzliche Herbizide aufgebracht werden.

Für den Konsumenten ergeben sich aus der Herbizidresistenztechnik primär keine Vorteile. Für die Konsumenten ist auch nicht nachvollziehbar, ob ein neues Herbizid eventuell irgendwelche Vorteile gegenüber einem früher verwendeten aufweist. Was die Rückstandsproblematik betrifft, sind keine entscheidenden Verbesserungen zu erwarten.

Meine Damen und Herren! Was ich hier zitiert habe, wäre nicht bekannt, wenn es keine Forschung gäbe. Mit Forschungsverhinderung habe ich also ein Problem. Es wird Freisetzungen zu Forschungszwecken geben müssen. Für Freisetzungen zur Gewinnmaximierung bin ich allerdings nicht zu haben. (Abg. Ing. Reichhold: Wie wollen Sie das verhindern?)

In der Einleitung zur Dringlichen Anfrage ist von Pflanzenfreisetzung die Rede. In den einzelnen Fragen geht es aber generell um die Einsetzung der Gentechnik in der Landwirtschaft.

Die grüne Fraktion spricht von einer EU-Genehmigung im April. Im April wird es auch das Gentechnik-Volksbegehren geben. Die wichtigsten Forderungen sind: Kein Essen aus dem Genlabor in Österreich, keine Freisetzung genmanipulierter Organismen in Österreich. Die Auswirkungen dieser Freisetzungen – ich denke dabei an Pollenflug und so weiter – machen aber ebenso wenig wie atomare Strahlen vor Grenzen halt. Die dritte Forderung, kein Patent auf Leben, wird heute ... (Abg. Mag. Schweitzer: Was heißt das jetzt? – Weitere Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Ja warten Sie halt einmal, zum Kuckuck! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.) Sie schreien da immer in der Gegend herum! Sie leben nur vom Hineinquatschen, und wenn Sie hier heraußen stehen, rührt sich absolut nichts! (Abg. Ing. Reichhold: Wir sind hier im Parlament und nicht bei einer SPÖ-Sektionssitzung!)

Jetzt passen Sie einmal gut auf! Das vergessen Sie von den Freiheitlichen am allermeisten, wo Sie sind! Denn meistens führen Sie sich auf wie im Kindergarten! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Dr. Khol: Bravo! Laß dir nichts gefallen, Annemarie!) Aber wir stellen Ihnen keine Kinderbetreuungseinrichtung zur Verfügung! Ihrer Fraktion nicht! Nur daß Sie das auch genau wissen! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich denke aber, daß vor dem Gentechnik-Volksbegehren keiner der ressortverantwortlichen Bundesminister vor einer solch wichtigen Entscheidung irgendeine Genehmigung für einen beantragten Freisetzungsversuch geben wird. (Abg. Ing. Reichhold: Sie leiern eine Rede runter! Sie müssen ein bißchen mit Herz dahinterstehen!) Was regen Sie sich denn so auf? (Abg. Ing. Reichhold: Sie regen sich auf!) Nein, ich rege mich absolut nicht auf. Daß ich mich über Sie aufregen könnte, das gibt es gar nicht! Dazu sind Sie mir zuwenig wichtig! (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)


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