Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 24

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Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundeskanzler.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich halte es für sehr wesentlich, daß bei aller Effizienzorientierung im Rahmen dieser Neuordnung eines gewährleistet wird: die Unabhängigkeit in der Programmgestaltung, in der Auswahl der Autoren und Stücke, in der Auswahl der Regisseure und der Schauspieler. Es darf kein staatlicher Eingriff in den Kunstbetrieb erfolgen. Es ist wichtig, Autonomie und Freiheit der Kunst zu gewährleisten. – Und das werden wir garantieren.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke, Herr Bundeskanzler.

Nun zum Thema Film. – Kollege Morak, bitte.

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): Herr Bundeskanzler! Meine Frage lautet:

114/M

Welche Maßnahmen werden Sie angesichts der Tatsache setzen, daß der Anteil der öffentlichen Finanzierung im Bereich Film nur rund 2 Prozent der gesamten Kultursubventionen ausmacht, damit Österreich im Bereich der Filmwirtschaft nicht den Anschluß an die europäische Entwicklung verliert?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundeskanzler.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Sehr geehrter Herr Abgeordneter! Ich glaube, daß wir den österreichischen Film unterschätzen. Denken Sie zum Beispiel daran, daß – ich glaube, es ist das erste Mal seit 25 Jahren – heuer in Cannes wieder ein österreichischer Film läuft. Das ist ein sehr gutes Zeichen für die Qualität des österreichischen Films. Ich glaube, daß Michael Haneke mit seinem Film "Funny Games" gute Chancen in Cannes hat. Darüber hinaus hat er, wie Sie wissen, mit dem ORF Kafka verfilmt. Auch Andreas Gruber hat in diesem Bereich einen sehr guten und international bekannten Namen.

Sehr geehrter Herr Abgeordneter! In den letzten sieben Jahren hat sich der Bundesbeitrag an das Filminstitut verdoppelt, und der Produktionswert ist insgesamt von 6 auf 15 Prozent gestiegen. Wir dürfen nicht außer acht lassen, daß die Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine Quelle zusätzlicher Unterstützungen und Fördermittel für die österreichischen Filmschaffenden ist.

Wir wollen aber auch – und das muß man ganz klar sagen – im Bereich der Filmförderung neue Akzente und neue Schwerpunkte setzen. So wollen wir zum Beispiel mit der Einführung der Referenzfilmförderung zusätzliche Impulse in Richtung mehr Qualität im österreichischen Film geben.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zusatzfrage? – Bitte, Herr Abgeordneter.

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): In einer Sitzung des Kulturausschusses zum Thema "Die Lage des österreichischen Films" hat einer der Experten gesagt, daß die österreichische Filmförderung weniger Filmförderung, sondern mehr Sozialförderung wäre. – Wie bewerten Sie diese Aussage?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundeskanzler, bitte.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Erstens habe ich als Sozialdemokrat nichts gegen Sozialförderung, aber ich gehe schon davon aus, sehr geehrter Herr Abgeordneter, daß wir mit der Filmförderung auch das Ziel erreichen, einen international beachteten Film in Österreich weiterhin zu unterstützen. Aus diesem Grunde – ich erwähne noch einmal die Überlegungen bezüglich einer Neuordnung der Filmförderung – ist ja auch das Referenzfördermodell ein Schritt in Richtung Fokussierung auf Qualität.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Zusatzfrage? – Frau Dr. Petrovic. – Bitte.


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