Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 215

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das eindeutig Richtige, und es wird auch weiterhin die Möglichkeit geben, "Friseur" oder "Frisör" zu schreiben. Das ist sogar auch im Text enthalten.

Übrigens möchte ich noch etwas ganz klar feststellen: Der Unterrichtsausschuß wurde eingehend informiert, und jeder Abgeordnete hat eine Information über die neue Rechtschreibung erhalten. Leider haben manche diese aber nicht gelesen!

Zur Frage der Begabtenförderung ist folgendes festzustellen: Eine gute Schule ist eine Schule, in der verschiedene Anlagen und Begabungen unterstützt und gefördert werden. Das wird an österreichischen Schulen bereits seit langem gemacht, ist in den letzten zwei Jahren bedeutend verstärkt worden und wird in den kommenden Jahren verstärkt fortgeführt. Ein kleines neues Ergebnis dieser Begabungsföderungen ist die Einrichtung einer Sommerakademie für begabte Schülerinnen und Schüler, in welcher besondere Kurse für Chemie, Medizin, Philosophie, Psychologie, Mathematik, Ökonomie, kreative Ausdrucksformen, Sprache und Literaturwissenschaften angeboten werden. In diesem Bereich geschieht enorm viel. Es ist daher völlig entbehrlich, daß man eine eigene gesetzliche Bestimmung dafür schafft. Daher wundert es mich umso mehr, daß dieses Verlangen ständig von jemandem gestellt wird, der immer wieder kritisiert, daß es bei uns eine allzu große Flut von Gesetzen gibt. In diesem Fall ist ein Gesetz nicht notwendig, denn die Begabungen werden ohnedies gefördert! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

22.24

Präsident Dr. Heinz Fischer: Am Wort ist Abgeordneter Öllinger. – Bitte sehr.

22.24

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! – Frau Ministerin! Ich kann Ihnen den Vorwurf nicht ersparen, daß Sie der Debatte jetzt ein wenig den Drive genommen, den sie schon hatte. Das wäre richtig spannend geworden, obwohl ich es befürchtet habe, daß die Abgeordneten über Rechtschreibung debattieren werden.

Bei aller Kritik – ich gehöre zu den Kritikern dieser Rechtschreibreform – möchte ich aber nicht, daß Kollege Schweitzer, Kollege Höchtl oder wer auch immer hier im Haus im Ausschuß oder sonstwo die Regeln der neuen oder auch der alten Rechtschreibung bestimmen. Das wünsche ich mir bei Gott nicht, und ich glaube, das wäre falsch am Platz. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Trotzdem ist die Frage nach dieser Rechtschreibreform natürlich berechtigt, und ich halte sie für fehl am Platz, aber, lieber Kollege Schweitzer, wenn die Freiheitlichen die Forderung nach Aussetzung dieser Reform erheben, was ich für legitim halte, dann müssen sie aber auch die Frage beantworten: Was machen wir mit jenen Kindern und Jugendlichen, die jetzt schon nach den Regeln dieser neuen Rechtschreibung lernen? Sollen wir diese vergessen? (Abg. Madl: Es hat schon so viele Versuchsklassen gegeben! Da spielt das keine Rolle!)

Denn das ist tatsächlich ein Problem. Es wäre wesentlich einfacher, die Debatte über eine Aussetzung dieser Reform zu führen, wenn man die Kinder und Jugendlichen noch nicht nach dieser unterrichtet hätte und nicht schon Schulbücher in Vorbereitung oder im Umlauf wären, die die Regeln der neuen Rechtschreibung beinhalten. (Abg. Mag. Schweitzer: Die Zahl der Schüler, die noch nicht die neue Rechtschreibung gelernt haben und umlernen müssen, ist aber viel größer!) Wir werden uns wahrscheinlich noch einen sehr langen Zeitraum hindurch damit auseinanderzusetzen haben, daß bei uns eine alte Rechtschreibung neben einer neuen steht. Ich bin mit den vom Ministerium vorgeschlagenen Übergangszeiträumen in keiner Weise einverstanden. Ich halte es für durchaus denkbar, daß in den Schulen auch die Lehrer nach Gutdünken die alte Rechtschreibung oder die neue Rechtschreibung verwenden können. Ich halte es für durchaus denkbar, daß beide Regelwerke anerkannt werden.

Es geht ja sowieso nicht anders, denn man sich etwas intensiver mit dieser neuen Rechtschreibung befaßt, dann stellt man fest, daß jetzt schon die Revision der neuen Rechtschreibung im Gange ist, das heißt, daß das Regelwerk, welches man erarbeitet und in Verkehr gesetzt hat, bereits revidiert wird, weil es nicht überall Übereinstimmung – zwar nicht in wichtigen Punkten,


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