Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 80. Sitzung / Seite 140

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Ich sage ja: Es ist das ein total unterentwickelter Bereich; es wurde diesbezüglich keine Bewußtseinsbildung vorgenommen. Deswegen ist es ja eine Möglichkeit, gemeinsam in diese Richtung zu arbeiten. Es wäre eine große Chance, wenn wir diesbezüglich in den nächsten Jahren halbwegs an den EU-Durchschnitt herankommen könnten.

Der zweite Aspekt ist die bereits angeschnittene Mitarbeiterbeteiligung. In Österreich sind rund 1,5 Prozent aller Arbeitnehmer an der Substanz jener Unternehmungen beteiligt, in denen sie tätig sind. Beispiele aus Frankreich, Großbritannien, aber auch aus der Bundesrepublik Deutschland zeigen, daß wir diesbezüglich enorm großen Nachholbedarf haben. Das heißt – um meine Redezeit einzuhalten –, wenn wir uns gemeinsam entschließen, diese Bewußtseinsbildung in Richtung eines Ja zu einer breiten Streuung des Eigentums, eines Ja zum Aktienbesitz, eines Ja zur Beteiligung des einzelnen Mitarbeiters an der Substanz des Unternehmens vorzunehmen, dann werden wir nicht in die Verlegenheit kommen, zu viele Plazierungen von größeren österreichischen, aber auch kleineren Unternehmungen an der Börse vorzunehmen.

Meiner Ansicht nach ist das der Auftrag, den wir aufgrund der Diskussion, die im Zusammenhang mit diesen Gesetzesvorlagen stattgefunden hat, übernehmen sollten. Das bedeutet: Ein Ja dazu, vielleicht auch eine "Vision eines Volkes von Eigentümern" zu verwirklichen. Das sollten wir als Lehre, als Konsequenz aus der Diskussion der letzten Tage ziehen. (Beifall bei der ÖVP.)

19.34

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort hat sich Frau Abgeordnete Dr. Gredler gemeldet. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

19.34

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Das, was ich das letzte Mal als Erfahrung aus dem Finanzausschuß mitnehmen konnte, ist wirklich interessant. Normalerweise bin ich ja nicht in diesem Ausschuß, aber ich war ein klein wenig neugierig gemacht worden, wie es hinsichtlich der Übereinstimmung der Koalitionsparteien steht.

Zuerst möchte ich aber Herrn Mag. Kaufmann antworten. Er hat in seiner Rede sozusagen einen Gegensatz aufgebaut in dem Sinne, daß langfristige Interessen von der öffentlichen Hand gewahrt werden, von Privaten hingegen eher kurzfristige Interessen. (Abg. Mag. Kaufmann: Das habe ich nicht gesagt!) Ich muß sagen: Jene Unternehmer, die ich kenne, haben alle langfristig orientierte Visionen, und zwar schon allein deswegen, weil sie ja ihr Unternehmen behalten wollen. Es ist eine Unterstellung, zu sagen, daß das Geld bei Unternehmen wesentlich unsicherer und bei der öffentlichen Hand wesentlich sicherer sei. (Abg. Mag. Kaufmann: Das habe ich aber auch nicht gesagt!) Ich nehme an, daß Sie den Weg der verstaatlichten Industrie genau verfolgt und wohl auch gemerkt haben, welche Schlüsse die öffentliche Hand daraus zu ziehen hat.

Es geht bei dieser Gesetzesvorlage, bei der Veräußerung der Bank-Austria-Aktien, eigentlich um einiges Verwunderliches. Man möchte versuchen, innerhalb sehr kurzer Zeit sehr viele Aktien loszuwerden, was selbstverständlich zu einer Überschwemmung beziehungsweise zu einer Überforderung der Börse führen wird, weil die Wiener Börse nicht in der Lage ist, solche Volumina korrekt abzuwickeln, beziehungsweise sie ja ein klein wenig im Tiefschlaf liegt.

Ich möchte an dieser Stelle einen Artikel von Reinhard Göllweil zitieren, der heute zu lesen war, einen Artikel, in dem er folgendes Beispiel bringt:

Die ÖIAG-Privatisierungen zeigten, daß die Aufnahmefähigkeit von Aktionären bei etwa zwei bis drei Milliarden pro Unternehmen lag. Der überwiegende Rest wurde im Ausland plaziert. – Zitatende.

Es ist das also, wenn man die Streuung in Österreich als Ziel hat, ein wenig zu viel, wenn nicht sogar ein Übermaß, das angeboten wird.


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