Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 84. Sitzung / Seite 41

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Die Wertigkeit des Lehrlings ist untrennbar mit der des Facharbeiters verbunden. Es wäre daher, glaube ich, gar nicht falsch, so manchen Eltern ins Stammbuch zu schreiben, daß es menschlich vernünftiger, fairer und schöner wäre, ihre Kinder nicht mit aller Gewalt durch das Gymnasium zu pressen, sondern auch einmal daran zu denken, sie einen ordentlichen, schönen Beruf erlernen zu lassen. Denn eines ist klar: Die Kinder sind dann später in diesem Beruf glücklicher und dementsprechend auch besser plaziert, als wenn sie schlechte Akademiker werden.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich fühle mich, wenn ich das so sagen darf, wohl als Facharbeiter, und zwar sowohl als Einzelhandelskaufmann als auch als Kellner, und ich habe keine Komplexe, weil ich kein Studium absolviert habe. So wie ich leisten Tausende für dieses Land den gleichen Dienst, und diese Tätigkeit ist mindestens genauso viel wert wie eine, für die jemand ein hochkarätiges Studium absolviert hat. – Ich danke Ihnen schön. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

9.27

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Fekter. – Bitte sehr.

9.27

Abgeordnete Mag. Dr. Maria Theresia Fekter (ÖVP): Sehr geehrte Frau Ministerin Prammer! Sehr geehrte Frau Ministerin Hostasch! Lieber Minister Farnleitner! Herr Präsident! Hohes Haus! Ich habe mir heute überlegt, ob ich hier als Rednerin des Koalitionspartners auftreten oder nicht doch als Unternehmerin reden soll. (Abg. Haigermoser: Entscheiden Sie sich! Ihre Persönlichkeit ist gespalten, das ist das Problem!) Herr Kollege Haigermoser! Ich habe beschlossen, zum Thema Lehrlingsausbildung als Unternehmerin zu reden (Beifall bei der ÖVP) , und zwar deshalb (weiterer Zwischenruf des Abg. Haigermoser ), Herr Kollege Haigermoser, weil ich in meinem Betrieb immer Lehrlinge ausgebildet habe und nach wie vor ausbilde und daher sicherlich einen praxisbezogenen Beitrag zu dieser Debatte leisten kann. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Haigermoser: Haben Sie diese Rede selbst vorbereitet, oder hat der Herr Gemahl diese Rede diktiert?)

Unser duales Ausbildungssystem ist immer als eines der besten der Welt beschrieben worden, weil es Jugendbeschäftigung sichert, weil es praxisorientiert ist und weil es Fachkräfte für den Markt schafft. Ob das heute noch gilt, möchte ich insofern relativieren, als ich sagen muß: Wenn wir das System nicht durch entsprechende Reformen den heutigen Erfordernissen anpassen, dann werden wir bald nicht mehr im bisherigen Ausmaß das weltbeste System haben. (Beifall bei der ÖVP.)

Das wissen inzwischen viele, das weiß natürlich auch die Regierung, und es ist bereits im Frühsommer hier im Hohen Haus einiges in die Richtung beschlossen worden, daß mehr Lehrplätze geschaffen werden können. Auch ich kann in meinem Betrieb zum Beispiel jetzt zusätzliche Lehrplätze anbieten, und zwar im Kfz-Mechaniker- und im Kfz-Elektromechanikerbereich, obwohl ich keinen Kfz-Meisterbetrieb habe, sondern nur einen ausreichend großen Fuhrpark mit einer dazugehörigen Werkstätte, die das gesamte Berufsbild anbietet. – Wir haben also die Möglichkeiten für Betriebe, Lehrplätze zur Verfügung zu stellen, entscheidend erweitert, und das war gut so. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich spreche auch deshalb heute mehr als Unternehmerin, weil ja nicht die Politiker Lehrlinge ausbilden. Die Lehrlinge werden in der Wirtschaft ausgebildet, in den Betrieben, und die Politik hat die entsprechenden Rahmenbedingungen zu schaffen!

120 000 Lehrlinge werden derzeit in Österreich ausgebildet. Frau Ministerin Hostasch hat die Zahlen erläutert. Ich als Oberösterreicherin bin stolz darauf, daß die meisten Lehrplätze im Land Oberösterreich zu finden sind: Jeder fünfte Lehrplatz befindet sich in einem oberösterreichischen Betrieb! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Anschober: Dort gibt es die meisten Lehrplatzsuchenden!)


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