Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 139

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medaillen, zwei Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen steht Österreich in der Nationenwertung wieder auf dem ersten Platz. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist tatsächlich großartig, was in den Ausbildungsbetrieben geleistet wird. Wir mußten aber zur Kenntnis nehmen, daß die Bereitschaft unserer Betriebe, Lehrlinge aufzunehmen, sinkt, und wir haben diese Problematik schon vor Jahren erkannt. Deshalb hat die ÖVP ein umfassendes Lehrlingspaket vorgeschlagen und vorgelegt. Die Maßnahmen, die wir vor dem Sommer gemeinsam beschlossen haben, waren ein wichtiges Signal und ein wichtiger erster Schritt. Und wenn die Lehrlingszahlen heute steigen, so beweist das, daß die Betriebe dieses Signal angenommen haben, daß sie dieses Bemühen anerkannt haben und daß die Wirtschaft bereit ist, einen Beitrag zur Lehrlingsausbildung und Jugendbeschäftigung zu leisten. Wenn Sie das nicht zur Kenntnis nehmen wollen, dann müssen Sie sich die Zahlen selbst besorgen, sie liegen auf. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte mich hier und heute ausdrücklich bei den Betrieben bedanken, die immer wieder bereit sind, diese Herausforderung anzunehmen. Und es ist eine Herausforderung, Herr Kollege Peter, da gebe ich Ihnen vollkommen recht! (Beifall bei der ÖVP.)

Trotzdem müssen wir feststellen, daß die getroffenen Maßnahmen offensichtlich nicht ausreichen, um alle Jugendlichen, die einen Lehrplatz suchen, auch auf einem Lehrausbildungsplatz unterzubringen.

Ich halte aber fest und nehme das für uns in Anspruch, daß wir bereits im Juni dieses Jahres darauf hingewiesen haben, daß wir unter Umständen nicht genügend Maßnahmen setzen konnten, um der Wirtschaft das Ausbilden leichter zu machen. Wir müssen heute zur Kenntnis nehmen, daß viele aufgrund ihrer Betriebsstruktur mit dem vorhandenen gesetzlichen Korsett – innerhalb der geltenden gesetzlichen Bestimmungen – eine Lehrlingsausbildung in ihrem Betrieb tatsächlich nicht durchführen können. Es besteht also Handlungsbedarf.

Ich verstehe daher in dieser Situation die Rundumschläge des Herrn Gewerkschaftspräsidenten nicht, die er gestern hier gegen seinen eigenen Sozialpartner vom Stapel gelassen hat. Ich verstehe das nicht! (Beifall bei der ÖVP.)

Ich verstehe nicht, daß, wenn im guten Geist einer Partnerschaft versucht wurde, tagelang beziehungsweise wochenlang zu verhandeln, und wenn in einigen wenigen Branchen eine Einigung zustande gekommen ist, dann angeblich diese Einigung wieder in Frage gestellt wird. Dieses Vorgehen verstehe ich nicht! (Beifall bei der ÖVP.)

Mit einer Haltet-den-Dieb-Methode werden wir das Problem der Jugendlichen nicht lösen können. Nur mit gemeinsamer Anstrengung werden wir dieses so wichtige Ausbildungssystem weiterentwickeln können.

Heute stehen drei liberale Anträge zur Diskussion. Das ist eine gute Gelegenheit zu überlegen, wie wir dieses System gemeinsam weiterentwickeln und weitere Schritte zu einer Verbesserung dieses Systems gemeinsam setzen können.

Es gibt tatsächlich nach wie vor – in diesem Punkt bin ich auch der Meinung meines Vorredners – viel zu viele Bestimmungen, die kompliziert sind, die bürokratisch sind, die niemand versteht und die letztlich Betrieben die Chance nehmen, gesetzeskonform auszubilden.

Ein Punkt mag tatsächlich die lange Bindungsdauer sein, die ein Betrieb eingehen muß, wenn er einen Lehrvertrag abschließt. Viele scheuen zurück, weil sie noch nicht wissen, wie sich der Betrieb entwickeln wird, und weil sie auch nicht vorhersehen können, wie sich der Lehrling entwickeln wird. Es scheint daher tatsächlich sinnvoll zu sein, über eine Verlängerung der Probezeit nachzudenken und zu reden, um gegebenenfalls zögernden Betrieben die Scheu vor einer Lehrlingsaufnahme zu nehmen und so auch neue Betriebe in den Kreis der Ausbildungsbetriebe mit einzubeziehen, um aber auch den Lehrlingen die Chance zu geben, sich selbst länger zu prüfen, ob der Beruf für sie geeignet ist, sodaß sie nicht unnötig Zeit ihres Lebens verplempern.


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