Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 88. Sitzung / Seite 111

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Ich möchte, sehr geehrte Damen und Herren, nicht all das wiederholen, was bereits gesagt wurde. (Abg. Dr. Haselsteiner: Sie müssen erst einmal Lehrlinge ausbilden!) – Ah, Ihre Aufregung freut mich, denn es scheint, daß ich irgendwo etwas getroffen habe, wo Sie empfindlich sind. – Aber lassen Sie mich hier vom Rednerpult aus doch noch einige Sätze sagen.

Sehr geehrte Damen und Herren! Vergleichen wir einmal unsere Zahlen mit jenen anderer Länder, vergleichen wir unsere Arbeitslosenzahlen mit jenen anderer Länder, vergleichen wir die Zahlen der Jugendbeschäftigung oder Nichtbeschäftigung mit denen in anderen Ländern. Angesichts dessen sind wir, so glaube ich, in Österreich sicher nicht schlecht beraten.

Unter anderem ist in diesem Gesetzentwurf, in der Vorlage, die zur Diskussion steht, auch eine Änderung des Arbeitslosenversicherungsgesetzes 1977 enthalten, wonach die Eintrittsmöglichkeit in Maßnahmen der Arbeitsstiftung der Lebensmittelbranche bis Ende 1998 verlängert werden soll.

Ich muß aber auch dazusagen – wenn wir ein Gesetz schaffen, das praktisch zusätzliche Lehrstellen bringen soll –, daß tatsächlich relevante Zahlen dazu erst Mitte Oktober aussagekräftig sein werden, da viele Jugendliche Anmeldungen an höheren Schulen tätigen und außerdem selbst versuchen, eine Lehrstelle zu finden.

Aber eines steht fest: Die Jugendarbeitslosigkeit ist um 2,7 Prozent bei ohnedies niedrigen Zahlen bei den 15- bis 25jährigen und um 4,2 Prozent bei den 25- bis 29jährigen gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Auf dem Lehrstellenmarkt wurden im September 7 536 Suchende vermittelt. Das sind mehr als im Vorjahr; damals waren es 5 582. 9 032 Lehrstellensuchenden – 3 740 Burschen, 5 292 Mädchen – stehen nur 3 791 offene Lehrstellen gegenüber. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese Zahl um 1 108 oder 14 Prozent, die Zahl der offenen Lehrstellen aber um 509 oder um 15,5 Prozent.

Es ist auch festzuhalten, daß dem AMS 1,4 Milliarden Schilling für Jugendbeschäftigung zur Verfügung stehen. Es geht um Ausbildungsprogramme im Bereich der öffentlichen Hand, um die Finanzierung von Beraterteams, zur Akquisition von Lehrstellen und dergleichen. Die oft in Frage gestellte Zahl von 7,5 Milliarden Schilling, die für aktive Arbeitsmarktpolitik im Bundesbudget zur Verfügung steht, ist Tatsache.

Wir bemerken auch einen allgemeinen Trend, nämlich daß die Zahl der Lehrlinge in allen Branchen stark zurückgegangen ist. Lassen Sie mich die Zahlen von 1985 mit jenen aus 1996 vergleichen. In Gewerbe und Handwerk gab es einen Rückgang von 85 500 auf 68 900, in der Industrie von 24 900 auf 13 800, im Handel von 34 000 auf 19 000, im Geld-, Kredit- und Versicherungswesen gab es eine Steigerung von 454 auf 699 – in diesem einen Sektor sind die Zahlen gestiegen –, und im Sektor Verkehr gab es einen Rückgang von 2 811 auf 1 770. In der Tourismus- und Freizeitwirtschaft hat die damalige Zahl 17 600 betragen; sie liegt jetzt etwas über 11 000.

Im "Standard" vom 17. September 1997 heißt es: "Nur schlecht ausgelastete Firmen jammern über zu hohe Kosten der Lehrlingsausbildung. Florierende Unternehmen sind dagegen durchaus imstande, aus der Lehrlingsausbildung Nutzen zu ziehen." – Es geht in diesem Zusammenhang um eine Übermittlung des Institutes für Höhere Studien von Herrn Lassnig, und diese Studie des IHS besagt auch, daß 40 Prozent der Betriebe keine Kosten aus der Lehrausbildung erwachsen, das heißt, 60 Prozent haben solche. In dieser Studie wird auch festgestellt, daß 60 Prozent der Betriebe überhaupt ohne eigene Ausbildungsinfrastruktur auskommen.

Ich glaube, das steht im Widerspruch zu dem, was immer wieder gefordert wird, denn gefordert wird eine höhere Ausbildung, gefordert werden immer mehr Facharbeiter, und dabei werden immer wieder die Kosten ins Treffen geführt, die aber seit dem Jahre 1991 merklich zurückgegangen sind. Es ist zu sagen, daß 35 bis 40 Prozent der Lehrlinge den Betrieben, in denen sie arbeiten, auch Gewinne erwirtschaften.

Es gibt eine massive Förderung der Betriebe. Heute ist schon festgestellt worden, daß man mit Geld nicht Lehrlinge und Lehrstellen kaufen kann. Nein, aber man kann die Rahmenbedin


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