Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 96. Sitzung / Seite 27

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sekretär! Meine Damen und Herren! Ich möchte mich in meiner Rede auf den Arbeitsbereich der Frau Bundesministerin beziehen, und zwar speziell auf den Teil, der die Frauenfragen betrifft.

Wir werden in den nächsten Monaten im Gleichbehandlungsausschuß sehr viel Arbeit haben. Wir haben uns vorgenommen, die Anliegen des Frauen-Volksbegehrens, das hier schon angesprochen worden ist, sehr genau zu besprechen und eine ganze Reihe von brennenden Problemen zu diskutieren, die im Frauen-Volksbegehren thematisiert sind und von denen wir alle auch aus unserer täglichen Praxis wissen, daß deren Lösung von großer Wichtigkeit ist.

Die wichtigsten Probleme scheinen mir die Frauenarbeitslosigkeit, die hohen Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen – die Lohnunterschiede haben sich leider wieder etwas vergrößert – und die Nichtvereinbarkeit von Beruf und Familie zu sein. Das sind Probleme, die nicht, wie manchmal behauptet wird, nur uns Frauenpolitikerinnen interessieren, sondern das sind Probleme, die wirklich die Frauen elementar in ihrem Leben betreffen und deren Lösung ein Anliegen der Frauen ist.

Ich möchte das mit einer Umfrage unter jungen Frauen bis 30 belegen. 95 Prozent der befragten Frauen meinen unter anderem, daß Kind und Beruf vereinbar sein müssen. Nur 5 Prozent sind nicht dieser Auffassung. Als besonders schwerwiegend empfinden sie die Doppelbelastung bei Berufstätigkeit durch den Haushalt und daß sie zuwenig Zeit für ihre Kinder und für sich selbst haben. Als ebenso schwerwiegend bezeichnen sie die ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen und auch die Benachteiligung bei der Arbeitsplatzsuche, wenn sie gefragt werden, ob sie schwanger sind beziehungsweise schwanger werden könnten. Rund 70 Prozent der Frauen sehen das als ganz entscheidendes Problem auf dem Arbeitsmarkt.

Auf die Frage "Würden Sie Ihren Beruf aufgeben, wenn der Mann mehr verdienen würde?" sagen nur 7 Prozent der Akademikerinnen und Maturantinnen, 9 Prozent der Frauen mit einer anderen Berufsausbildung und 18 Prozent der Frauen ohne Berufsausbildung ja, die anderen, also die ganz, ganz große Mehrheit, möchten auch dann arbeiten gehen, wenn der Mann mehr verdient. Also es ist nicht so, daß es von den Löhnen der Männer abhängt, ob Frauen berufstätig sein wollen oder nicht, sondern sie wollen berufstätig sein, sie sehen das als Erfüllung ihres Lebens an, Kinder zu haben, Familie zu haben und auch im Beruf ihre Frau zu stellen.

Ich denke, daß das ein sehr interessantes Ergebnis ist, das uns zeigt, daß die Frauen immer selbstbewußter und immer selbständiger werden. Diese Umfragen zeigen aber auch, daß es sehr große Probleme bei der Umsetzung in die Wirklichkeit gibt. Es gibt keinen Mann, der sagt, ich kann diesen Job nicht annehmen, diese Karriere nicht anstreben, weil ich Kinder habe. Aber bei Frauen ist das nach wie vor ein Problem, daß sie glauben, das nicht vereinbaren zu können, und daß ihnen auch tatsächlich Prügel vor die Füße geworfen werden.

Frauen empfinden sehr stark die Ungerechtigkeit bei den Löhnen. Das ist etwas, was man immer hört, in jeder Diskussion, Frauen fühlen sich von den Arbeitgebern ungerecht behandelt.

Ein weiteres Problem ist die Doppelbelastung durch den Haushalt und daß sich Frauen diesbezüglich von den Männern im Stich gelassen fühlen.

Die Frauen erwarten sich zu Recht von der Politik, daß wir Rahmenbedingungen schaffen, die ihnen ihre Situation erleichtern und ihnen helfen, ihr Leben so zu gestalten, wie sie es sich vorstellen. Es gibt vielerlei wichtige Bereiche, in denen wir tätig werden müssen. Einer dieser Bereiche ist sicher die Schaffung weiterer Kinderbetreuungseinrichtungen, die auch den veränderten Arbeitszeiten der Frauen entsprechen, denn es ist wichtig, daß sie wissen, daß ihre Kinder gut betreut sind, während sie arbeiten.

Wir müssen uns intensiv mit der ungleichen Bezahlung befassen, und das gemeinsam mit den Gewerkschaften, denn das ist etwas, was wir nur gemeinsam aufgreifen können. Und es ist auch wichtig, das Gleichbehandlungsgesetz zu durchforsten.


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