Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 42

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wir die Chancen, ins Ausland zu gehen und dort zu studieren, verbessern müssen – das werden wir mit konkreten Vorschlägen im Rahmen der Studienförderung auch noch weiter zu unterstützen haben –, sondern es heißt auch, daß wir die Chancen der Gesprächsfähigkeit der Studierenden über die Fächergrenzen hinweg vergrößern müssen.

Wir müssen auch die Fähigkeiten der Studierenden, was ihre Sprachkenntnisse betrifft, verbessern und dafür bessere Angebote schaffen, weil es nicht nur um die Chancen der Studierenden, sondern auch um die Chancen aller anderen Menschen in diesem Lande geht, die von diesen am besten Ausgebildeten mit profitieren sollen.

Vielleicht auch eine Anmerkung zum Bereich der Kunsthochschulen, weil diese Debatte in letzter Zeit auch öffentlich sehr lebhaft geführt worden ist. Im Bereich der Kunsthochschulen treten wir ganz entschieden dafür ein, jene bewährten Strukturen, die das Universitätsorganisationsgesetz 1993 vorgibt, auch, soweit sie anwendbar sind, auf die Kunsthochschulen zu übertragen. Dasselbe gilt auch für den Bereich des Universitätsstudiengesetzes.

Natürlich wollen wir eine Gleichstellung der Chancen der Studierenden an Kunsthochschulen mit den Chancen der Studierenden an anderen Hochschulen und Universitäten erreichen. Wir wollen allerdings nicht, das muß ich dazusagen, daß alles bloß gleichmacherisch gleich behandelt wird. Es gibt Differenzierungsnotwendigkeiten.

Es ist mir durchaus bewußt, daß etwa die Ausbildung zum akademischen Maler – Herr Abgeordneter Krüger hat in seiner Rede darauf hingewiesen – oder zum Komponisten durchaus andere Erfordernisse hat als eher wissenschaftsorientiert angelegte Studien in Kunsthochschulen. Es geht natürlich nicht darum, wie einer der Kommentatoren in den letzten Tagen geschrieben hat, daß wir primär Dissertationen für Posaunisten einführen wollen, sondern, meine sehr verehrten Damen und Herren, es geht darum, daß wir unsere Verantwortung auch wahrnehmen.

Wir müssen einsehen, daß viele von denen, die an die Kunsthochschule gehen, um dort zum Beispiel ein spezifisch künstlerisches Fach zu studieren, tatsächlich sehr, sehr geringe Chancen haben – wenn wir noch einmal das Komponistenbeispiel nehmen –, etwa als Beethoven aus dieser Schule hervorzugehen, und zwar schon deshalb, weil eben nicht jedes Jahr ein Jahrgang der Beethovens und Mozarts ist.

Für diese Studierenden brauchen wir eine ergänzende Qualifizierung, die es ihnen erlaubt, auch nach dem Studium eine Chance bei der Bewältigung ihres Lebens in unserer Gesellschaft zu finden. Sie müssen mehr als ausschließlich die enge Fachorientierung geboten bekommen. In diese Richtung soll die Reform gehen. (Beifall bei der SPÖ.)

Lassen Sie mich, was die Fachhochschulen betrifft, eine Anmerkung machen. Wir halten diesen Ansatz für ausgezeichnet, und ich bin deshalb ganz ungeniert im Lob für diesen Ansatz, weil ich nicht der Vater dieses Ansatzes bin; das Konzept dazu habe ich bereits vorgefunden. Ich halte es für ein großartiges Konzept.

Die Fachhochschulen sind ein neues Hochschulangebot, das gewissermaßen – um es neudeutsch zu sagen – bottom up entwickelt wird. Bei diesem System kommt es im wesentlichen darauf an, Branchenbedürfnisse und regionale Bedürfnisse zu befriedigen. Entsprechend dieser regionalen Nachfrage und Branchennachfrage werden Konzepte für Studiengänge entwickelt. Das führt dazu, daß wir eine stärkere Praxisorientierung erreichen, als wir sie sonst im postsekundären Bereich haben. Das führt dazu, daß schon während des Studiums direkte Kontakte zwischen den Studierenden und jenen Unternehmen stattfinden, die später ihre potentiellen Arbeitgeber sind. Das verbessert die Gesprächsfähigkeit der künftigen Absolventen mit ihren potentiellen, künftigen Arbeitgebern, das verbessert ihre Chance auf Berufstätigkeit, auf Arbeitsplätze. Das ist ein richtiges Konzept.

Das zweite, auf das ich hinweisen möchte, ist, daß auch die innere Organisation dieser Fachhochschulen sinnvoll gestaltet worden ist, und zwar in einer Richtung, die sicherstellt, daß eine Jahrgangskultur zustande kommt, ein wesentlich stärkerer sozialer Zusammenhang der Studierenden untereinander. Das halte ich für entscheidend.


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