Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 64

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in Hinkunft Schulmanager sein werden. Da muß man auch überlegen, ob es nicht einen Leistungslohn für Lehrer geben soll, etwa auf der Basis eines Punktesystems. Engagement, gute Ideen und deren Umsetzung im Bereich der Fortbildung et cetera müssen sichtbar gemacht und auch belohnt werden. Wer das nicht tut, muß auch dementsprechend mit Kürzungen rechnen. Das Leistungsprinzip hat auch in die Schule Einzug zu halten! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Wer eine Mindestpunkteanzahl – wie immer man diese dann berechnet – nicht erreicht, muß auch entlassen werden können. Es kann doch nicht so sein, daß man seinen Platz in der Schule behält, auch wenn man die Leistung nicht erbringt. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Mag. Stadler: Oder wenn man Ministerin wird!) Das entspricht nicht freiheitlicher Schulpolitik, wie wir sie uns vorstellen.

Zudem würden auch gegenwärtige sogenannte Objektivierungssysteme der Vergangenheit angehören. Dann würde tatsächlich die Leistung über eine Stelle an einer Schule entscheiden – und nicht das Parteibuch, wie das heute leider Gottes noch immer der Fall ist. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Frau Bundesministerin! Nächster Ansatz: Lehrerausbildung. Wir sind der Ansicht, es kann nicht so sein, daß jeder, der glaubt: Das ist fein, da habe ich Ferien, da kann mir nichts passieren, wenn ich einmal dabei bin!, Lehrer werden kann. Jeder muß bestimmte Mindestvoraussetzungen erfüllen, bevor er überhaupt mit der Ausbildung zum Lehrer anfangen kann. Deshalb treten wir durchaus für den Erwerb einer Zugangsberechtigung ein. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Das ist jetzt das Parteibuch!) Es muß einmal nachgewiesen werden, daß man auch eine emotionale Ebene zu Kindern und Jugendlichen hat und diesen auch etwas vermitteln kann. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Frau Bundesministerin! Das ist das, was wir von einer künftigen Lehrerausbildung fordern, bevor sie begonnen wird.

Die Volksschule, die wir heute haben, zeigt, daß allzu vieles viel zu früh gebracht wird, daß aber der Schwerpunkt, das Erarbeiten und Festigen von Grundfertigkeiten, das Lernen lernen, durch viel zu viele Experimente zu kurz kommt. Frau Bundesminister! Der Schwerpunkt heißt nach wie vor: Erarbeiten und Festigen von Grundfertigkeiten! Das sollen die zentralen Inhalte der Volksschule sein. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Schule der 10- bis 14jährigen hat unter dieser äußerst unglücklichen Hauptschulreform ganz besonders gelitten, vor allem in den Ballungsräumen. Die "Abstimmung mit den Füßen" hat ja bewirkt, daß im 13. Wiener Gemeindebezirk fast 90 Prozent aller Jugendlichen in diesem Alter an den AHS zu finden sind. Die Hauptschule haben Sie zur Restschule degradiert. Die Negativauslese ist in der Hauptschule. Die Lehrlingsproblematik ist ja ein direktes Ergebnis dieser verfehlten Hauptschulpolitik. Das Abschaffen der Aufnahmsprüfung an den Gymnasien hat ja dazu geführt – sagen wir es positiv! –, daß die Gymnasien heute gezwungen sind, ein äußerst breites Spektrum an Begabungen aufzunehmen. – Die Folge ist logischerweise ein Niveauverlust.

Frau Bundesminister! Lösung: Attraktivierung der Hauptschule, ersatzloses Streichen der Leistungsgruppen – ich würde gerne Ihre Meinung dazu hören –, eigener berufsbezogener Lehrplan, Aufwertung der Hauptschule zur Realschule oder zu einer berufsbildenden mittleren Schule. Das neunte Schuljahr müßte in Wahrheit den Abschluß der Schulausbildung mit sich bringen. Nach Vorstellung von uns Freiheitlichen sollte das neunte Schuljahr als Berufsfindungsjahr dienen und gleichzeitig als erstes Berufsschuljahr gerechnet werden. Das wäre eine Entlastung für die Wirtschaft, das wäre in Zukunft ein Anreiz, mehr Lehrlinge einzustellen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Frau Bundesminister! Die neue Schule nach freiheitlichen Vorstellungen bedarf einer grundlegenden Reform auf Basis des eben Gesagten. Die überkommenen und zum Teil wirklich leistungsfeindlichen Bildungseinrichtungen, die es bei uns gibt, noch dazu gekennzeichnet durch Proporz und Ideologisierung, sind einfach überholt. Zentrale Lebensbereiche der Menschen werden – noch – nicht behandelt: Kooperationsfähigkeit, Kritikfähigkeit, Selbstbewußtsein, Realitätsbezogenheit, Neugier, Widerstandsfähigkeit und so weiter. Das sind die Bildungsziele, für die es


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