Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 84

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Wissen Sie, was die Frau Bundesminister mit diesen Äußerungen und mit dieser Vorruhestandsregelung bewirkt hat? – Sie hat Tausende Junglehrer getäuscht (Abg. Dr. Höchtl: Wieso hat sie die getäuscht?) , und zwar deswegen, weil gar nicht so viele diese Vorruhestandsregelung in Anspruch nehmen werden. (Abg. Dr. Maitz: Eine primitive Unterstellung!) Jene 200 bis 300 Personen, die diese Möglichkeit vielleicht in Anspruch nehmen werden, befriedigen nicht den Bedarf von 8 000 Junglehrern, die keinen Arbeitsplatz haben. (Abg. Dr. Höchtl: Das hat sie auch nicht gesagt! Das ist nicht wahr!) Sie hat damit falsche Hoffnungen geweckt, und das ist besonders kritikwürdig, Herr Kollege. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich komme nun wieder auf die Rechtschreibreform zurück. Sie haben im Vorfeld der Neuorganisation der Schulbuchaktion behauptet – das wäre schon fast lustig, wenn es nicht so viel Geld kosten würde –, daß im Zuge der Erneuerung der Schulbücher diese langsam entsprechend den Regeln der neuen Rechtschreibreform geändert werden.

Frau Bundesminister! Ich würde gerne wissen, wovon Sie eigentlich reden. Entweder Sie sagen nicht die Wahrheit, was ich nicht annehme und Ihnen auch nicht unterstellen will, oder Sie haben keine Ahnung. (Abg. Dr. Khol: Keine Ahnung, worüber Sie sprechen!) Ich könnte Ihnen einen zehn Zentimeter dicken Katalog von Schulbüchern, die einfach nicht neu aufgelegt werden müssen, überreichen. Ich nenne zum Beispiel Fremdsprachenwörterbücher, die doch nicht alle zwei, drei Jahre reformiert werden müssen. Das ist überhaupt nicht wahr. (Zwischenruf des Abg. Dr. Krüger. )

Was ist mit den Lateinbüchern, dem "Liber Latinus" oder dem Kleinen und Großen Stowasser? Was ist mit den Religionsbüchern? Es ist doch nur eine Alibiaktion, wenn Sie sagen, die gehören erneuert. Das ist doch gar nicht wahr! Sie wollen nur die neue Rechtschreibreform implizieren. Das kostet den Steuerzahler zwar 100 Millionen Schilling, aber um unser Geld, das Geld des Steuerzahlers, ist der Frau Bundesminister nichts zu teuer. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Frau Bundesminister! Ein anderer Aspekt ist, daß diese Rechtschreibreform für die Bundesländer nicht bindend sein wird. Wie sollen wir uns denn das vorstellen? Das Bundesland Kärnten führt sie ein, das Bundesland Oberösterreich aber nicht. Gibt es dann ganz verschiedene Regelungen? Stellen Sie sich vor, ich als Kaufmann bekomme einen Brief, eine Angebotslegung, in der eine Rechtschreibung verwendet wird, die ich als nicht richtig empfinde. Ich schaue mir dann nicht einmal mehr die Zahlen an, weil ich annehme, daß, wenn ein Mensch nach meinem Empfinden nicht einmal rechtschreiben kann, auch die Zahlen nicht stimmen können und der Auftrag auch nicht erfüllt werden kann. (Abg. Dr. Krüger: Peter Handke, Günter Grass!) So ist es.

Frau Bundesminister! Eine Rechtschreibreform hat nur dann einen Sinn, wenn sie auch von der Bevölkerung akzeptiert wird, und das ist offensichtlich weder in Österreich noch in Deutschland oder in der Schweiz der Fall. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Deshalb ist es sinnlos, über die Hintertür Schule die Bevölkerung zu zwingen, eine Rechtschreibreform anzunehmen, die sie letztendlich nicht will.

Der deutsche Außenminister Klaus Kinkel hat erst vor ein paar Tagen etwas gesagt, das Sie sich einmal verinnerlichen sollten. Er hat gesagt, daß man doch auch einmal klüger werden könne und sich auch dazu bekennen müsse, daß man sich irren kann. (Abg. Dr. Khol: Aber auch Sie, Frau Kollegin!) Auch ein zeitgenössischer Schriftsteller hat gesagt – das hätte Ihnen sogar eine Schiene gelegt –, er verstehe die Schwierigkeiten, die die Politiker haben, sich aus einem unhaltbaren Zustand zurückzuziehen, aber das sei keine Schande, sondern ein Verdienst.

Frau Bundesminister! Diese Worte sollten Sie sich zu Herzen nehmen! Deswegen bringe ich auch einen Antrag ein. Der Ring Freiheitlicher Jugend hat eine Unterschriftenaktion gestartet und bereits viele tausend Unterschriften gesammelt. Ich weiß nicht, woraus Kollegin Schaffenrath eine Unterstützung der neuen Rechtschreibreform durch die Lehrerschaft schließen kann. Woher sie diese Zahlen hat, weiß ich nicht. In der Bevölkerung und auch bei der Jugend stößt sie jedenfalls auf sehr großen Widerstand. (Abg. Dr. Krüger: Kollege Khol! Können Sie das bestätigen?)


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