Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 142

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An etwas möchte ich noch anknüpfen. (Zwischenruf des Abg. Haigermoser. ) – Ja, das ist logisch. Ich schreibe sie selbst, ich denke sie selbst, und ich rede sie selbst. Das ist unnachahmlich. Das bringen Sie nicht zusammen! (Lebhafte Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und ÖVP, den Grünen sowie beim Liberalen Forum. – Abg. Haigermoser: Selten so "jelacht"! Selten so "jelacht"!) – Nein, in Wahrheit vergeht es Ihnen. Das merke ich schon schön langsam.

Etwas möchte ich noch zur Presseaussendung richtigstellen, wonach sehr viele Ausbildungsplätze im weiterführenden Schulsystem angeboten worden sind, nämlich 5 600. Das heißt, viele Kinder haben zusätzlich Platz im Schulwesen gefunden. Das mag seine Richtigkeit haben, und das freut uns auch. Aber mein Thema und unser Thema sind immer die Kinder, die eigentlich nicht in die Schule gehen wollten, sondern einen Lehrplatz gesucht hätten. Aber obwohl der Bundeskanzler der Wirtschaft sehr viel Förderung angeboten hat, muß ich sagen, die Wirtschaft hat sich leider nicht in ausreichendem Ausmaß willens und bereit gefunden, diese Lehrplätze zur Verfügung zu stellen.

Also muß man, wenn Kinder Lehrplätze suchen und keine bekommen, ihnen etwas anbieten. Ich würde in Absprache mit den Lehrern anbieten, daß man die Kinder am Nachmittag – da braucht man keinen zusätzlichen Schulraum – an die Schulen holt und ihnen jene Fertigkeiten beibringt, die sie dann in die Lage versetzen, als gut qualifizierte Jugendliche einen Lehrplatz zu suchen. Jeder Lehrherr wird sich nach diesen Lehrlingen die Finger abschlecken, denn diese werden dann tatsächlich ausgezeichnet sein. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Das Angebot steht, das ist mit den Lehrern ausgemacht. Sie sind auch tatsächlich bereit, das zu tun.

Es ist sehr angenehm, zu einem Budgetkapitel zu reden, das im Verhältnis zum Vorjahr mehr Mittel bekommen hat. Denn damit wird sichtbar und fühlbar zum Ausdruck gebracht – auch in Sparzeiten –, daß sich die Bundesregierung sehr wohl der Bedeutung und der Wichtigkeit der Ausbildung bewußt ist, sich dessen sehr bewußt ist, daß der Grundstein für diese Ausbildung an den Schulen gelegt wird, und sich auch dessen bewußt ist, daß dazu motivierte Mitarbeiter notwendig sind.

Mit der Aufstockung der Budgetmittel hat die Bundesregierung – bei aller Spargesinnung, bei allem Zwang zum Haushalten – ein Bekenntnis zu diesen Mitarbeitern abgelegt, ein Bekenntnis zu jenen Leuten, in deren Händen die Ausbildung unserer jungen Menschen liegt. Diese Motivation durch die Aufstockung des Budgets ist beileibe notwendig. Denn ich brauche nur auf meinen geschätzten Vorredner zu verweisen. Jeder glaubt, weil er irgendwann einmal in seinem Leben nolens volens mit den Lehrern zu tun gehabt hat, kann er auf dieser Berufsgruppe herumtrampeln. Dagegen verwahre ich mich. Ich gehöre auch dazu. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Die Lehrer werden als so etwas wie Allgemeingut hingestellt, jeder kann sich über sie in abfälliger Weise, also negativ äußern – mit dem Hintergedanken, aus irgendeiner Ecke wird der Beifall schon kommen. Die Schule hat – sehr zu meinem Mißfallen und zum Mißfallen wahrscheinlich vieler – die Funktion einer gesellschaftlichen Reparaturwerkstätte, und dagegen muß ich mich allen Ernstes verwahren. Kaum gibt es irgendein Problem mit jungen Leuten, erschallt der Ruf an die Schule, an die Lehrer, sich doch dieses Problems anzunehmen. Warum habe man denn das und jenes nicht schon längst gemacht? – Diese bösen Lehrer, diese böse Schule!

Natürlich ist den Lehrern bewußt, daß man sich in einer Schule nicht nur auf die Wissensvermittlung beschränken soll. Selbstverständlich muß die Schule auch anderes vermitteln. Das passiert auch. Man muß sich halt ein bißchen darum kümmern, damit man weiß, was in den österreichischen Schulen gearbeitet wird.

Nur eines ist wichtig – da kehre ich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurück –: Man darf die Schule, die Lehrer nicht überfrachten. Dann resignieren sie. Denn dann müssen sie vor der Aufgabe kapitulieren, die die Gesellschaft, die die Allgemeinheit und – ich sage es auch ganz offen – die manche Politiker an die Lehrer herantragen oder von ihnen fordern.


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