Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 150

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wundert hat, nämlich daß Frau Bundesministerin Gehrer ihre Aufgabe nicht erfüllt hätte. Ich darf dazu ganz sachlich aus dem Ministerratsvortrag zitieren: Es wurde in Rust beschlossen, daß 5 600 Schulplätze zusätzlich zu schaffen seien, und es konnte erreicht werden, daß alleine an berufsbildenden höheren Schulen 5 632 Schüler in 291 Klassen mehr unterrichtet werden seit Schulbeginn, und es konnte darüber hinaus erreicht werden, daß an allgemeinbildenden höheren Schulen 2 000 Schüler mehr unterrichtet werden. – Das heißt, daß die Frau Unterrichtsministerin ihre Aufgabe, die sie in Rust übernommen hat, nicht nur erfüllt, sondern überfüllt hat, denn statt 5 600 sind es nunmehr 7 632 Schulplätze. (Beifall bei der ÖVP.)

Wir werden sicher nicht zulassen, daß der Herr Bundeskanzler, weil er das mutige und ehrgeizige Ziel, das er sich gesetzt hat, nicht in dem Maße erreicht hat, jetzt versucht, sich an unserer Unterrichtsministerin abzuputzen. Dem werden wir sicher nicht die Zustimmung erteilen können. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Parnigoni: Ich habe gedacht, das ist eine gemeinsame Aktion der Regierung!)

Lassen Sie mich aber jetzt in der wenig verbliebenen Zeit – wir haben uns ja auf eine sehr kurze Redezeit geeinigt – doch noch ein paar Sätze zur Integration behinderter Kinder im allgemeinen Schulwesen sagen. Sie wissen, daß mir die Integration behinderter Kinder immer ein besonders großes Anliegen war, weil es auch für mich gar nicht so einfach war, einen Schulplatz für meine eigene Tochter zu bekommen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel. ) Frau Abgeordnete Mertel! Ich möchte mich in meiner kurzen Redezeit den behinderten Kindern widmen. (Abg. Dr. Mertel: Frau Generalsekretärin! War das nicht eine gemeinsame Aktion?) Wenn es eine gemeinsame Aktion war, dann erwarte ich auch von Herrn Bundesgeschäftsführer Rudas, daß er sich dementsprechend verhält. (Beifall bei der ÖVP.)

Und jetzt lassen Sie mich bitte freundlicherweise in der mir von den 5 Minuten noch verbleibenden kurzen Zeit über die behinderten Kinder reden, weil mir das ein ganz besonderes Anliegen ist. (Zwischenruf des Abg. Gaál. ) Es ist sehr traurig, daß Sie die behinderten Kinder nicht interessieren, Herr Abgeordneter. (Abg. Gaál, auf Abg. Grabner deutend: Sie reden, und da ist Praxis!)

Ich darf dazu etwas sagen: Ich habe eine blinde Tochter, die 27 Jahre alt ist. (Abg. Gaál: Ich werde Ihnen einmal sagen, was die Wahrheit ist! Gerade was Sie berührt!) Darf ich Ihnen etwas von der Praxis der Erziehung eines behinderten Kindes erzählen? Ich habe eine 27jährige blinde Tochter. (Abg. Gaál: Das wissen wir!) Ich habe alle Höhen und Tiefen eines Elternteiles mit einem behinderten Kind erlebt, die Auseinandersetzung in der Schule, die Frage der Integration. Ich glaube, ich kann durchaus mit Glaubwürdigkeit von Praxis in dieser Sache reden. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Gaál: Richtig!)

Leider ist es mir jetzt fast nicht mehr möglich, sehr viel dazu zu sagen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Partik-Pablé. ) Es ist, glaube ich, ein sehr wichtiger Ansatz mit der 17. Schulorganisationsgesetz-Novelle gelungen, nämlich die gesetzliche Verankerung zur Weiterführung der Integration in der Oberstufe der Volksschule, in der Hauptschule und in der Unterstufe der AHS. Ich bin auch sehr froh, daß die Fortsetzung an den polytechnischen Schulen möglich geworden ist. Ein sehr wichtiger Aspekt für Eltern behinderter Kinder in allgemeinen Sonderschulen ist auch die Möglichkeit, diese zwölf Jahre lang zu besuchen, um die Zeit bis zur Berufsausbildung, bis die Reife auch beim Sonderschulkind erreicht wird, zu überbrücken und dem Kind auch einen schulischen Abschluß zu vermitteln.

Ich glaube auch, daß es gelungen ist, bei den Schulversuchen, die durchgeführt wurden, durchaus positive Ergebnisse zu erzielen. In den Integrationsklassen konnten nicht nur bei den behinderten Kindern, sondern vor allem auch bei den nichtbehinderten Kindern Erfolge erreicht werden, und zwar dahin gehend, daß deren soziale Kompetenz durch den natürlichen, permanenten Umgang und Kontakt mit behinderten Kindern wesentlich gestiegen ist. Ich glaube doch, daß man, auch wenn es in Einzelfällen manchmal Schwierigkeiten gibt, bei denen man versuchen muß, individuelle Lösungen zu finden, die Integration als ein gelungenes Modell bezeichnen kann. (Beifall bei der ÖVP.)

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