Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 149

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Konkret: Die Schulmilchaktion ist an unserer Schule ausgelaufen. Es gibt einen Automaten, dessen erste Etage mit Milch besetzt ist, die zweite mit irgendwelchen Milchprodukten et cetera. Es gibt gleichzeitig an unserer Schule sage und schreibe – ich zählte sie nach – vier "Cola"-Automaten, die auch noch andere Getränke von, sagen wir einmal, etwas zweifelhaften gesundheitlichen Wert anbieten. All diese Automaten brauchen Strom. Schulautonomie auf der einen Seite, Teilrechtsfähigkeit auf der anderen Seite. Nun kann man Mietgebühren für die Automaten einnehmen. Das sind 5 600 S pro Automat. Auf der anderen Seite hängen diese Automaten am Stromnetz der Schule. Stromkosten – wir haben den Gewerbetarif von 3 S –: 7 700 S.

Das Perfide daran ist nicht, daß sozusagen die Negativrechnung die Schule trägt, sondern die Stromkosten zahlt der Landesschulrat, im Endeffekt das Unterrichtsressort. Die Gewinne von 5 000 S bleiben zwar der Schule, aber insgesamt hat die öffentliche Hand zugunsten des "Cola"-Konzerns beziehungsweise dieses internationalen Multis eine wunderbare Sponsoraktion von über 2 000 S geleistet. – Das ist ein Beispiel für die sogenannte Teilrechtsfähigkeit. So schaut es dann konkret aus, wenn man das ganze durchrechnet. Das ist alles haarklein mit Rechnungen zu belegen.

Teilrechtsfähigkeit heißt natürlich auch andere Werbeeinnahmen durch die Schule. Heute wurde bereits als Beispiel die "Fanta"-Werbung in der Turnsaalumgebung gebracht. Diesbezüglich kann ich auch mindestens drei Schulen anführen. Und welchen erzieherischen Effekt diese "Fanta"-Werbung hat, können Sie sich ja an zwei Fingern ausrechnen. Der Milchkonsum ist massiv zurückgegangen, der "Fanta"- und "Cola"-Konsum ist massiv gestiegen. Wenn die Schüler mit dem Turnen fertig sind, stürmen sie die Automaten. Das ist sicherlich nicht im Sinn und Zweck einer Schule gelegen, die – das gilt nach wie vor seit den sechziger Jahren – als oberstes Bildungsziel ganz in der Klassik des deutschen Humanismus "das Wahre, Gute und Schöne" hat. Nur hat dieser Humanismus schon längst internationalen Konzernen wie "Unilever", "Fanta", "Cola" et cetera Platz gemacht.

Diese Schizophrenie wird uns Lehrern jetzt ständig während des Unterrichts vor Augen geführt. Versetzen Sie sich einmal in die Lage eines solchen Turnlehrers, der ständig die "Fanta"- oder "Cola"-Werbung vor sich hat! Sie brauchen sich nur vorzustellen, hier unter dem Bundesadler würde permanent das "Brau AG"-Zeichen hängen. Würden Sie sich wohl fühlen in solch einer Umgebung? Würden Sie das für diesem Haus angemessen erachten? – Ich glaube nicht. (Beifall bei den Grünen.)

18.53

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Rauch-Kallat. 5 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. – Bitte.

18.53

Abgeordnete Maria Rauch-Kallat (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Eigentlich wollte ich mich in meiner heutigen Wortmeldung auf die Integration behinderter Kinder im allgemeinen Schulwesen beschränken, aber nachdem ich vorhin den "Kurier" gelesen habe, möchte ich doch auch eine kurze Bemerkung zur Lehrstellenproblematik machen.

Die Bundesregierung hat sich angesichts einer großen Zahl von Arbeitslosen und einer großen Zahl beschäftigungssuchender Lehrlinge ein sehr ehrgeiziges Ziel gesetzt, das wir voll und ganz unterstreichen können, nämlich daß kein Jugendlicher auf der Straße stehen soll. Dieses Ziel wollte man durch die Schaffung von zusätzlichen Lehrstellen über die Wirtschaft und durch die Schaffung von zusätzlichen Schulplätzen an den berufsbildenden höheren Schulen und an den allgemeinbildenden höheren Schulen verwirklichen.

Der Herr Bundeskanzler hat sich ein noch ehrgeizigeres und besonders mutiges Ziel gesetzt, nämlich sich persönlich verantwortlich zu fühlen für jeden einzelnen Lehrling. Er hat auch im Sommer angeboten, daß jeder sich direkt an ihn persönlich wenden könne, wenn er auf der Straße stehe.

Ich entnehme dem heutigen "Kurier" eine Bemerkung meines Kollegen, des Generalsekretärs beziehungsweise des Geschäftsführers der Sozialdemokratischen Partei, die mich sehr ver


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