Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 98. Sitzung / Seite 155

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man". Das ist eine schwierige Aufgabe, und da gilt es einfach auch, den Lehrerinnen mit Sensibilität zu helfen.

Eine weitere wichtige Frage – das ist ein Problem der Definition – lautet: Was ist guter Unterricht? – Diese Frage konnten wir in den letzten Jahrzehnten viel besser und eindeutiger beantworten als heute, weil alte Selbstverständlichkeiten inzwischen verschwunden sind. Ich begrüße es daher sehr, daß sich die Frau Bundesministerin in einer Offensive dem Thema "Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung" gewidmet hat und weiter widmen wird. Ich sehe diesem Thema im Arbeitsjahr 1998 mit großer Aufmerksamkeit entgegen.

Ich meine, im Fokus dieser Überlegungen steht die Aufgabe des Schulinspektors und der Schulaufsicht. Das jetzige Bundesschulaufsichtsgesetz regelt die Aufgaben des Schulinspektors sehr dynamisch, sehr modern. Man glaubt es kaum, wenn man diese Dinge nachliest, was da jetzt schon betreffend Schulklima, Kooperation mit Eltern und Schülern, moderne Unterrichtsmethoden und so weiter berücksichtigt werden muß. Im Fokus steht also der Schulinspektor und die Möglichkeit, mit einer permanenten Leistungsprofilerstellung und Rückmeldung gut an der Weiterentwicklung der Schule zu arbeiten.

Ich halte, wenn ich das als Beispiel noch nennen darf, den Weg, den die Wiener Schulverwaltung mit den sogenannten Feedback-Bögen gegangen ist, für schlecht. Es wurden 250 000 Feedback-Bögen ausgesendet. Kein Mensch fragt, wer die Auswertung macht und welche Konsequenzen das hat. Der Stadtschulratspräsident hat gesagt: Natürlich denkt man in diesem Zusammenhang auch an Lehrerentlassungen.

Ich frage mich: Welche Beurteilungskompetenz haben Eltern, die dem Unterricht ja nicht beiwohnen? Welche Beurteilungskompetenz haben Schüler, die ja pädagogisches Subjekt und Objekt in einem sind?

An einem Beispiel will ich Ihnen die Fragwürdigkeit dieser Methode aufzeigen. Ich halte es für einen problematischen pädagogischen Rückschritt, wenn es zum Beispiel in einer Frage heißt, man möge rückmelden, ob der Schüler alles, was er für die Prüfung braucht, gelernt hat. – Jetzt haben wir uns Jahre und Jahrzehnte lang angestrengt, um von dem wegzukommen, daß man für die Schule, für die Prüfung und für das Aufsagen in der Schule lernt, und dann wird offenbar wieder der pädagogische Trichter eingeführt und der Lehrer dafür verantwortlich gemacht, ob er gut "eingefüllt" hat. Ich denke, diesen Wiener Weg sollten wir nicht beschreiten. Wir sind gerne bereit, in der Qualitätsoffensive einen modernen, dynamischen Weg zu gehen.

Lassen Sie mich abschließend sagen: Der Verweis auf die amerikanische Rückmeldekultur zählt auch nicht. Dort gibt es Schulleistungstests in Serie. Dort gibt es überhaupt eine andere Evaluationskultur. Der Verweis auf die Universität gilt ebensowenig.

Ich denke, angesichts dieses Beispiels und vieler anderer, die heute schon zitiert worden sind, können wir mit dem neuen dynamischen Budget zuversichtlich in das Jahr 1998 gehen – mit der Ministerin an der Spitze und mit kooperationsbereiten Partnern hier im Parlament. (Beifall bei der ÖVP.)

19.21

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zum Wort gelangt nunmehr Herr Abgeordneter Dr. Rada. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

19.22

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Ich hatte mir zwar vorgenommen, heute auf keinen der Vorredner einzugehen, weil das zeitlich auch kaum möglich ist, aber angesichts des Lamentos der Abgeordneten Mag. Moser, daß während ihrer Wahlkampfzeit die Kinder von fünf verschiedenen Lehrern unterrichtet wurden, kann ich diesen meinen Vorsatz nicht einhalten. Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Das ist keine Sache der Gesetzgebung, sondern die Sache eines ungeschickten Schulleiters oder Administrators. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)


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