daß sehr viele Länder auf Österreich schauen und unsere arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen als die besten der Welt loben, kann nicht stimmen. Denn warum hat man dann ausgerechnet in die Verträge von Luxemburg geschrieben, daß die aktiven Arbeitsmarktmaßnahmen gefördert werden? – Österreich ist bei den aktiven Arbeitsmarktförderungsmaßnahmen mit 10 Prozent Schlußlicht der europäischen Länder.
Frau Kollegin Hagenhofer hat völlig recht, wenn sie meint, daß es ausgezeichnete Arbeitsstiftungen gibt. Wir Freiheitlichen haben bei jenen ausgezeichneten Arbeitsstiftungen mitgestimmt, bei denen es darum ging, zumindest 60 Prozent der dort Beschäftigten umzuschulen, damit sie eine neue Beschäftigung finden konnten. Wir haben nur in jenen Punkten nein gesagt, bei denen es das einzige Ziel der Arbeitsstiftung war, Frühpensionisten zu schaffen und Leute, die arbeitswillig waren, aus der Beschäftigung zu nehmen, sie nicht nachzuqualifizieren, sondern auf ein Abstellgleis zu stellen.
Sie erinnern sich selbstverständlich, Herr Kollege Verzetnitsch, daß wir seinerzeit im Sozialausschuß gemeint haben, daß man den einen oder anderen Punkt dieser Stiftungen in den sozialen Überleitungsgesetzen vergessen hat. Daraufhin hat uns Kollege Nürnberger ausgerichtet, um seine Stahlarbeiter in der Steiermark kümmere er sich selbst. Zwei Monate später trat er im Fernsehen auf, um zu sagen, daß er in diesem Bereich etwas vergessen und nun etwas repariert habe, was die Arbeiterkammer Steiermark und wir Freiheitlichen von Anfang an in die Diskussion eingebracht haben.
Man sieht es ja auch bei einigen Nachbesserungen im Sozialbereich im heurigen Jahr. Selbstverständlich kann Flexibilisierung nicht so funktionieren, daß nur die Betriebe den Rahm abschöpfen und für die Arbeitnehmer nichts übrigbleibt. Sie wissen genau, Herr Kollege Verzetnitsch, daß es dort, wo freiheitliche Betriebsräte bei Flexibilisierungmodellen federführend mitgearbeitet haben, noch nie darum gegangen ist, die Unternehmer stärker zu machen, sondern darum, die Unternehmungen abzusichern, indem zumindest ein Drittel in die Verbesserung der Unternehmensstruktur und zwei Drittel an die Arbeitnehmer gehen. Andere Arbeitsmodelle haben wir in jenen Bereichen, in denen wir als Betriebsräte mitgearbeitet haben, nicht unterstützt. Ich bin es eigentlich leid, daß die Freiheitlichen immer als jene dargestellt werden, die die Arbeitnehmer "auffressen", die nichts für Arbeitnehmer übrig haben und die Betriebe in diesem Land gefährden.
Im Gegenteil: Wir haben uns sehr vieles überlegt; wir haben sehr fortschrittlich gedacht, aber wir waren vielleicht der Zeit oftmals voraus. Da gebe ich Ihnen schon recht, denn ich kann mich auch noch erinnern, als Flexibilisierungsmodelle, die heute von der Gewerkschaft gefeiert werden, wie etwa das Flexibilisierungsmodell der Metaller vom letzten Oktober, noch vor zwei Jahren als Arbeitsmarktdemontage, als Niederlage für die Arbeitnehmer und als unsoziale Vorstellungen der freiheitlichen Arbeitnehmer bezeichnet wurden; nachzulesen auf den Schwarzen Brettern der Betriebsräte.
Ich meine daher, daß es sinnvoller wäre, aus dem Beschäftigungsgipfel von Luxemburg folgendes zu lernen: Das Auseinanderdividieren von Arbeitnehmerinteressen und Wirtschaftsinteressen hat noch nie jemandem etwas gebracht außer dem internationalen Spekulantentum. Ich meine daher, daß es höchste Zeit wäre, eine geschlossene Einheit zu bilden, um hier den Weg zu ebnen. Ich darf auch darauf hinweisen, daß wir eine Verbreiterung wollen, nämlich dahin gehend, daß das Pensionsmodell der Freiheitlichen nicht nur auf den Faktor Arbeit abstellt, sondern es sind auch jene Leute, die ohne Arbeit rein durch Spekulation Gewinne erzielen, mit in die Ziehung zu nehmen. Dadurch würde das Modell des Shareholder-value-Gewinnes etwas verbreitert, unattraktiver gemacht, verbessert und etwas arbeitnehmerfreundlicher gestaltet. Sie wissen, Herr Kollege Verzetnitsch, daß unsere freiheitlichen Vorstellungen nicht nur Tagespolitik sind, sondern auch in Form von Anträgen in den Ausschüssen liegen, aber dort werden sie ewig auf die Seite geschoben.
Nun auch etwas zur Bildungspolitik in Österreich. Wir Freiheitlichen sind nicht müde geworden, hier im Hohen Hause ein Berufsfortbildungsjahr zu verlangen, weil wir das für zweckmäßiger halten als den verunglückten Polytechnischen Lehrgang. Sie wissen ganz genau, daß sehr viele