Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 165

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häuser im Umkreis von 300 Metern zugesperrt werden. Ich glaube, in der Realität wird sich das nicht abspielen!

Ich möchte jedoch etwas klarstellen: Frau Kollegin Madl! Auch wenn sich im Umkreis der Schule innerhalb von 300 Metern ein Gasthaus befindet, dann bedeutet das noch lange nicht, daß in den Schulen nur mehr betrunkene Schüler herumgehen. Ich bin aktiver Lehrer, und ich darf Ihnen sagen, daß meine Schüler bei Gott keine Kostverächter sind. Aber derartige Auswüchse im Zusammenhang mit Alkohol, wie Sie sie dargestellt haben, gibt es in der Schule nicht! Das möchte ich hier ein für allemal klarstellen, Frau Kollegin! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

Frau Kollegin Madl! Wenn wir gerade bei diesem Thema sind, dann möchte ich Ihnen sagen, daß Sie nicht so bescheiden sein sollten: Ich nehme an, daß Sie eine der wenigen Trafikantinnen sind, die mit dem Diplom ausgezeichnet wurde, die ehrlichste und gewissenhafteste Trafikantin Österreichs zu sein, die noch nie einem weniger als 16 Jahre alten Schüler ein Packerl Zigaretten verkauft hat, weil ihr die Gesundheit des Schülers wichtiger war als der Umsatz. Warum haben Sie das nicht betont? Sie waren sicherlich ein so guter Mensch! Also reden wir nicht nur über Alkohol, reden wir auch über die Zigaretten. Ich möchte nicht wissen, welche Rolle Sie dabei gespielt haben! (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP. – Abg. Madl: Wieso ich?)

Meine Damen und Herren! Ich habe die Wortmeldungen des heutigen Tages betreffend klassische politische Aussprüche ein bisserl genauer verfolgt und kann sagen, daß heute in etwa 20- bis 25mal der "richtige Schritt in die richtige Richtung" gesetzt worden ist. Überlegen Sie sich das einmal! Kann man den falschen Schritt in die richtige Richtung oder den richtigen Schritt in die falsche Richtung setzen? Etwas ist mir allerdings klar: Frau Kollegin Madl hat bewiesen, daß man den falschen Schritt in die falsche Richtung setzen kann! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Madl. )

Meine Damen und Herren! Mir hat der Vorredner, Herr Kollege Grollitsch, irrsinnig gut gefallen, als er gesagt hat, daß er nicht versteht, warum wir die FPÖ nicht eingeladen haben, an dem Antrag zur Erziehung zur Gewaltfreiheit teilzunehmen. Herr Kollege Grollitsch! Wenn Sie glauben, daß Sie der ideale Partner für Gewaltfreiheit sind, dann hinterfragen Sie das einmal ein bisserl!

Frau Ministerin! Ich könnte mit den einzelnen Punkten dieses Entschließungsantrages gut leben, aber über die Präambel müssen wir diskutieren. Was bedeutet Gewaltfreiheit diesfalls? Worüber sollte ich mir in diesem Zusammenhang Gedanken machen?

Meine Damen und Herren! Erlauben Sie mir, weil auch die aktuelle Situation mit hereinspielt, auf einen einzigen Punkt hinzuweisen. Wir diskutieren derzeit über eine Novellierung des Waffengesetzes, welche ich für gut und richtig halte, aber ob wir allein mit dem Waffengesetz oder mit diesem Entschließungsantrag das Problem lösen können, sollten wir uns sehr gut überlegen! Wir sollten uns das auch deshalb sehr gut überlegen, weil es nicht möglich ist, mit einem Gesetz die Gewaltbereitschaft in der Bevölkerung zu reduzieren. Vielmehr ist es dringend notwendig, diese Gewaltbereitschaft als gesellschaftspolitisches Problem zu erkennen und an diesem Punkt anzusetzen. Und da ich sagen kann, daß der Entschließungsantrag darauf abzielt, kann ich ihn sehr wohl unterstützen. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Es stehen einige Regierungsvorlagen zur Beschlußfassung an, die, wie ich meine, ganz gute Ansätze beinhalten. Ich denke mir, daß Sie der Auffassung sind, daß es für einen Lehrer sehr gut und richtig ist, den Kolleginnen und Kollegen Lob auszusprechen. Ich möchte aber dennoch eine kleine Überlegung anstellen: Es sollen all jene Schüler, die in den Polytechnischen Schulen im betriebswirtschaftlichen und auch im fachtheoretischen Bereich ausgebildet wurden, in die höhere Leistungsgruppe eingestuft werden. – Ich habe in diesem Zusammenhang die Erfahrung gemacht, Frau Ministerin, daß trotz intensivster Bemühungen die Kommunikation zwischen der Berufsschule und dem Polytechnischen nicht sehr gut funktioniert und daß die Lehrer im Polytechnischen nicht unbedingt die höchste fachliche Qualifikation


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