Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 104. Sitzung / Seite 41

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Diese Diskussion war am Anfang dadurch gekennzeichnet, daß man unterstellt hat, man wolle auf dem Umweg doch eine Wehrpflicht für die Frauen einführen. In ganz Europa gibt es das nicht. Es gibt in den meisten Staaten Europas Wehrpflicht für Männer und den freiwilligen Zugang zum Heer für Frauen.

Bei uns jedoch hat man so getan, als gäbe es das zum ersten Mal, als ob man das erst erfinden müßte! Man hat so getan, als müßte man bei dieser Diskussion wirklich bei null anfangen. So war es aber nicht, sondern wir können auf Modelle zurückgreifen und können sagen, daß Frauen beim Heer selbstverständlich die gleichen Rechte und die gleichen Pflichte wie Männer haben müssen. Selbstverständlich müssen Frauen diesen Beruf genauso ergreifen oder auch beenden können, wie Männer das tun. Ich möchte auch betonen, daß es keine besonderen Vorrechte oder etwas anderes gibt, was nicht in anderen Gesetzen, wie zum Beispiel dem Gleichbehandlungsgesetz, selbstverständlich bereits normiert ist. Alles andere ist in gleicher Art und Weise anzurechnen und in gleicher Weise als Maßstab anzulegen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es hat sich in der Diskussion dann weiters herausgestellt, daß überlegt wurde, ob denn Frauen überhaupt diese Fähigkeit haben, bestimmte Leistungen zu erbringen, bestimmte militärische Funktionen ausüben zu können.

Wenn man daran denkt, daß in bestimmten Bereichen, etwa im Sanitätsbereich, im Fernmeldebereich, aber auch im zivilen Leben fast 80, 90 Prozent dieser Funktionen von Frauen ausgeübt werden, dann kann man sich nur darüber wundern, daß man den Frauen den Zugang zum Heer verwehren wollte und ihnen diese Tätigkeiten gerade im militärischen Bereich nicht erlauben wollte. Daß man mit allen möglichen Argumenten – fast hätte ich gesagt: mit allen "Mätzchen" – verhindern wollte, daß die Frauen diesen Zugang erreichen und eine gleichberechtigte Berufslaufbahn einschlagen können, gehört offensichtlich zu den typischen Verhaltensmustern einer derartigen Diskussion.

Aber jetzt ist es soweit, und zwar auch innerhalb der vorgesehenen Zeit. Wir haben bereits vor geraumer Zeit gesagt: Ab 1. Jänner nächsten Jahres sollen Frauen diesen freien Zugang zum Heer haben. – Die entsprechenden Vorbereitungen laufen bereits. Es gibt über 400 Anmeldungen von Frauen, die Interesse daran haben, Dienst beim Bundesheer zu leisten, und sie werden diesen Dienst nach den gleichen strengen Vorschriften, Untersuchungen und Überprüfungen antreten beziehungsweise eine Berufslaufbahn beim Heer wie die Männer ergreifen können. Nicht mehr und nicht weniger, nicht besser und nicht schlechter als die Männer!

Das wesentliche dabei ist, daß wir die Möglichkeit bieten – in der heutigen Gesellschaft eigentlich eine Selbstverständlichkeit –, daß wir selbstverständlich auch alle Voraussetzungen dafür schaffen, daß die Frauen die entsprechenden Funktionen auch ausüben können.

Es wird noch eine Weile dauern, bis die erste Frau auch die Militärakademie – nach einer mehrjährigen Offiziersausbildung, so wie alle anderen Offiziere auch – absolviert haben wird. Das gleiche gilt für die Heeresunteroffiziersakademie und für andere Einrichtungen des Heeres. Aber der Weg wird offen sein, und er war dadurch gekennzeichnet, daß sich eine Gruppe von Frauen nicht daran hindern hat lassen – auch nicht von sogenannten Vertreterinnen des eigenen Geschlechts –, für ihr eigenes Recht zu kämpfen, sich auch durchzusetzen und diesen Weg zu gehen. Ich habe diesen Weg sehr gerne unterstützt, weil ich glaube, daß es notwendig ist, jedem Menschen die Möglichkeit zu geben, sein Leben nach seinen Fähigkeiten und Neigungen zu gestalten – und ihn nicht von vornherein auszuschließen.

Ich freue mich darüber, weil ich auch bei anderen Armeen feststellen konnte, wie engagiert Frauen sind, wenn sie sich dazu entschlossen haben, einen derartigen Beruf auszuüben. Frauen werden in diesem Beruf auch genauso kündigen können wie Männer, wie Berufsoffiziere das heute tun können, selbstverständlich auch auf gleicher rechtlicher Grundlage. Der einzige Unterschied, den es gibt, ist, daß Männer ihre Karriere beim Heer aufgrund der Wehrpflicht in Österreich starten, während Frauen das auf Basis der Freiwilligkeit tun.

Wir werden alles dafür tun, damit die Frauen nicht nur ordnungsgemäß, sondern sogar so gut in das österreichische Bundesheer integriert werden können, daß das in wenigen Jahren bereits


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