Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 105. Sitzung / Seite 132

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Zum einen ist die Forschung europaweit vergleichend, sie ist fast durchgängig interdisziplinär. Das Klima ist von Mehrsprachigkeit und Weltoffenheit geprägt, was sehr interessant ist und woraus wir sicher einiges lernen könnten.

Sehr interessant ist zum Beispiel das größte interdisziplinäre Forschungsprojekt für 1998/99, das sich mit der Zukunft des Wohlfahrtsstaates in Europa beschäftigt. Das ist ein gutes Beispiel dafür, daß sich Forschung auch mit offenen Fragen der Zeit beschäftigen kann.

Außerdem ist es das erklärte Ziel, die Studentinnen und Studenten zu weltoffenen Bürgern zu erziehen und sie – wie es formuliert wird – europäisch werden und europäisch wirken zu lassen. Dieses Ziel erreichen sie offensichtlich auch. Ich habe mir die Zahlen angeschaut: 25 Prozent der AbsolventInnen gehen nach dem Aufenthalt an diesem Institut in einen anderen EU-Staat.

Österreich wird nun Vollmitglied und kann somit jährlich zehn Doktoratsstudentinnen und -studenten hinschicken. Die Kritik der FPÖ, die in diesem Zusammenhang vorgebracht wurde, wird begründet mit einem Mißverhältnis der Beitragszahlungen und der Zahl der StudentInnen, die wir dorthin schicken. Ich halte diese Kritik für unbegründet, und zwar deswegen, weil sich die Beitragszahlungen aus der jeweiligen Wirtschaftskraft der Länder errechnen und die Zahl der Studenten, die teilnehmen können, aus der Bevölkerungszahl. Diese Kritik ist mir daher unverständlich.

Ich meine, daß es eine gute Sache ist, wenn wir heute beitreten, und Österreich ist, wie man gehört hat, dort als Vollmitglied willkommen – auch deswegen, weil es möglicherweise Impulse im Hinblick auf die Forschung mit Blickrichtung Osteuropa einbringt. Gerade das ist, denke ich, in der aktuellen Diskussion betreffend die Osterweiterung der EU ein durchaus gutes Beispiel für eine Forschung, die sich am Puls der Zeit orientiert.

Ich kann also für uns sagen: Wir stimmen dieser Vorlage gerne zu. Und ich sage für mich persönlich, daß es eigentlich schade ist, daß ich wahrscheinlich nicht mehr die Chance haben werde, dort zu studieren. Aber die Impulse, die von diesem Institut ausgehen (Abg. Dr. Gredler: Wer weiß! Lebenslanges Lernen!) – wer weiß, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit werde ich das nicht mehr tun können! –, werden uns, werden allen Europäern dienen. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und beim Liberalen Forum.)

17.03

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Lukesch. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 7 Minuten. – Bitte.

17.03

Abgeordneter Dipl.-Vw. Dr. Dieter Lukesch (ÖVP): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Die Österreichische Volkspartei begrüßt die Umwandlung des Kooperationsverhältnisses zum Europäischen Hochschulinstitut in Florenz in eine echte Vollmitgliedschaft. Auch wenn das mit einem höheren Beitrag verbunden ist, glaube ich, daß gerade eine solch – man kann es so sagen – elitäre postgraduale Einrichtung sehr wichtig ist, insbesondere deswegen, weil sie in echtem europäischen Geist international geführt wird. (Beifall bei der ÖVP, beim Liberalen Forum sowie der Abg. Ablinger. )

Solch postgraduale Einrichtungen können in ihrem Wert gar nicht überschätzt werden, meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir haben in Österreich etwa die Donau-Universität und – und das, Herr Bundesminister, scheint ein bißchen aus den Augen verloren worden zu sein – das Institut für Höhere Studien in Wien, das auch zu einem sehr starken Teil im Bereich der Wirtschaftswissenschaften, Politikwissenschaften, Gesellschaftswissenschaften postgraduale Ausbildung tätigt.

Es ist schon ein bißchen eigenartig, wenn diese österreichischen Institutionen um Budgetbeiträge kämpfen müssen und damit rechnen müssen, daß die postgraduale Ausbildung eingestellt werden muß – und das beim IHS, beim traditionellen Ford-Institut! Das war vielleicht eine Panne, aber immerhin sollte das Augenmerk darauf gerichtet werden.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite