Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 92

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Thema gesprochen –, denn es geht nicht an, daß eine bestehende Bundeseinrichtung zu 80 Prozent von Frauen und auch einigen Männern um Hilfe gebeten wird, die in Wien und Wien Umgebung leben. Ich glaube, es ist höchste Zeit, daß wir im Rahmen einer Regionalisierung versuchen, auch die Frauen in den Bundesländern besser zu unterstützen, zu ihrem Recht zu kommen. Deshalb ein bedingungsloses Ja zur Forderung nach Regionalisierung! (Beifall bei der ÖVP.)

Zu den freiheitlichen Kollegen möchte ich gerne folgendes sagen: Für die ÖVP kann ich unterstreichen, daß Anwälte und Anwältinnen in diesem Land wertvolle Dienste leisten (Abg. Dipl.-Ing. Schöggl: Sie kriegen die Kurve nicht mehr!) und daß sich jetzt schon viele Frauen, die in ihrem Recht bestätigt werden wollen, an Anwälte wenden. Sie haben aber auf etwas vergessen, was im Bericht der Gleichbehandlungsanwältin ein wertvolles Element ist, nämlich auf die Zusammenschau: Welche Frauen melden sich? Wo sind die großen Probleme auch im rechtlichen Bereich? Wie schaut das regional aus? Das ist etwas, was wir mit Anwälten nicht erreichen würden. Zu erfahren, wo die Frauen der Schuh drückt, ist jedoch eine sehr wertvolle Grundlage für unsere Arbeit. Deswegen ist eine zentrale Stelle auch so wichtig. (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Graf: Das wird doch jetzt auch schon gemacht!)

Zur Kollegin Aumayr. Ich sehe ein, Sie sind sehr stolz, daß Sie jetzt in Oberösterreich eine Landesrätin haben, die diese Agenden mit betreut. Es ist dies in allen anderen Bundesländern seit Jahren üblich. Es ist auch ihre Aufgabe, daß sich Frauen an sie wenden können. Auch alle Politikerinnen sind Anlaufstellen. Die Gleichbehandlungsanwältin stellt für uns alle eine wertvolle Hilfe dar, um den Frauen zu ihrem Recht zu verhelfen.

Ich möchte nun vor allem auf die Frau Bundesministerin eingehen. Frau Bundesministerin, ich als Kärntner Abgeordnete möchte Sie direkt ansprechen. Sie haben gesagt, die Bewußtseinsbildung sei sehr wichtig. Ich glaube, der wichtigste Schritt, um Frauenförderung zu betreiben, um die Gleichheit der Frauen zu erreichen, ist das Bewußtsein, daß Frauen jetzt noch Unterstützung brauchen.

Es gibt in Kärnten einen ÖGB-Sekretär, Rudolf Biesenberger, der sich öffentlich – in vielen Medien war das wochenlang zu lesen – für Männerrechte stark gemacht hat. (Abg. Gaugg: Das ist Schnee von gestern!) Er beklagt sich, daß es keine Männerförderungsmaßnahmen gibt, daß es keine Gleichbehandlungsbeauftragten für Männer gibt, und natürlich sollte es für mißhandelte Männer ein Männerhaus geben. (Abg. Gaugg: Warum nicht?) Ich bedauere erstens einmal, daß von einem wichtigen Vertreter der ArbeitnehmerInnen – um einen solchen handelt es sich bei einem ÖGB-Sekretär – solche öffentlichen Aussagen kommen. Ich bedauere weiters – wahrscheinlich habe ich es überhört –, daß auch von der stellvertretenden Klubobfrau, einer wichtigen Gewerkschafterin, eine Aussage in diese Richtung gekommen ist. (Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel. )

Ich glaube, Frau Ministerin, Sie müßten da aktiv werden, denn es ist zu wenig, einen Gewerkschaftssekretär, der öffentlich die Frauenförderung kritisiert, auf einen bezahlten Urlaub zu schicken. Ich weiß nur aus den Medien, er sei dienstfrei gestellt gewesen ohne Streichung der Bezüge. (Abg. Gaugg: Er arbeitet schon wieder!) In diesem Fall hat niemand Ausgleichszahlungen für die Dienstfreistellung leisten müssen, wie das bekanntlich bei Ihrem Kollegen, nehme ich an, eben so ist. (Abg. Gaugg: Sie werden mir nichts unterstellen!) Sie teilen vermutlich diese Meinung, Herr Gaugg. (Abg. Gaugg: Keine Ahnung! Total ahnungslos!) Ich glaube, es ist sehr wichtig, daß wir versuchen, weiterhin Meinungsbildung zu betreiben.

Ich möchte zum Schluß, da meine Redezeit schon zu Ende geht, noch auf den Sozialbericht 1996 verweisen, in dem schwarz auf weiß steht: "Der mittlere Verdienst bei Männern liegt unter Einbeziehung der Teilzeitbeschäftigten bei 27 100 S um 44 Prozent über dem der Frauen. Männliche Angestellte verdienen um zwei Drittel (66 Prozent) mehr als weibliche Angestellte, männliche Arbeiter um rund drei Fünftel (57 Prozent) mehr als Arbeiterinnen."


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