Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 166

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Es wurden aber auch noch andere Erfahrungen gemacht. So wird zum Beispiel in Ergebnissen von Untersuchungen nachgewiesen, daß im Bereich der schulischen Integration unseren Vorstellungen und Erwartungen noch nicht gänzlich entsprochen werden kann. (Abg. Haidlmayr: Weil Sie die Rahmenbedingungen noch nicht geschaffen haben!) Wir sind dabei, Frau Kollegin, Sie haben ganz recht.

Wie hat die Situation im Schuljahr 1996/97 ausgesehen? – In Österreich gab es im vergangenen Schuljahr 25 364 Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf im Pflichtschulalter. Davon wurden 70 Prozent in Sonderschulklassen und 30 Prozent bereits in Integrationsklassen unterrichtet; ich meine damit Volksschulen und Hauptschulen. Es ist bedauerlich – und da stimme Ihnen auch hundertprozentig zu –, daß es leider bislang keine Integrationsklasse im Bereich der AHS gibt.

Wir müssen weiters zur Kenntnis nehmen, daß es große Unterschiede bei den Integrationsmaßnahmen und Integrationsklassen in den einzelnen Bundesländer gibt. (Abg. Schaffenrath: Das habt ihr aber mitverschuldet!) Die Bereitschaft zu integrieren schwankt zwischen 62 Prozent und 16 Prozent Integration. Und das ist sicherlich allen, die das Gesetz mitbeschlossen haben, zuwenig.

Was will ich damit sagen, meine Damen und Herren? – Der Integrationsgedanke oder, besser gesagt, die Integrationsverpflichtung hat die mentale Ebene unserer Pädagoginnen und Pädagogen – aber auch im Bereich der Schulverwaltung – wahrscheinlich noch nicht in der Art und Weise beeinflußt, wie wir es uns wünschen. Wir müssen daher an der mentalen Einstellung und an der Bereitschaft, zu integrieren, arbeiten.

Ich meine, Frau Kollegin Schaffenrath, daß wir angesichts dieser Situation nicht wieder sozusagen ein kleines "Integrationspflaster" aufkleben sollten, sondern wir sollten uns wirklich umfassend, seriös und vielleicht doch so verantwortungsbewußt, wie ich es verstehe, mit der notwendigen Weiterentwicklung befassen beziehungsweise an der Erstellung eines gesamten Integrationskonzeptes für Österreich arbeiten. (Abg. Schaffenrath: Herr Kollege Antoni! Eine Entschließung ist doch kein Gesetz! Ihre Argumente würden dafür sprechen, diese Entschließung auch anzunehmen!) Ich bin verpflichtet und selbstverständlich auch dazu bereit, meine Redezeit, wie vereinbart, kurz zu gestalten, damit meine Kolleginnen und Kollegen auch noch an die Reihe kommen.

Meine Damen und Herren! Ich halte, um das, was uns vorschwebt, zu erreichen, eine ganz bestimmte Abfolge von Schritten für sinnvoll und logisch. Ich schlage folgende vier Schritte vor:

Erstens: Ich erwarte mit großem Interesse den Bericht des Unterrichtsministeriums, im speziellen jenen der Frau Bundesministerin Gehrer, über die Auswirkungen und Perspektiven der schulischen Integration im Bereich der Volksschule. (Abg. Haidlmayr: Den gibt es bereits!) Wir Sozialdemokraten haben dazu im Rahmen der 15. Schulorganisationsgesetz-Novelle einen Entschließungsantrag formuliert, und ich erwarte, daß unsere darin formulierten Forderungen bald eingelöst werden.

Zweitens: Experten sollten zum Thema Integration in Österreich ein Weißbuch erstellen. Darin sollten der Ist-Zustand, der Soll-Zustand, die internationale Situation, internationale Erfahrungen und Empfehlungen für die Zukunft festgehalten werden.

Drittens: Wir Sozialdemokraten meinen, daß eine Integrationsplattform eingerichtet werden sollte, in der Fragen der Integration auf hohem Niveau diskutiert werden können. (Abg. Haidlmayr: Die gibt es bereits! Das gibt es ja alles schon!) Ich bin am Wort, liebe Frau Kollegin! Ich nehme an, daß Sie sich auch zu Wort gemeldet haben. Ich bin jedenfalls nicht bereit, mir noch mehr Redezeit nehmen zu lassen.

Viertens: Ich bin der Ansicht, daß ab sofort, um die positive mentale Einstellung zur Integration zu fördern, insbesondere im vorschulischen Bereich – ich weiß schon, daß das nicht unmittelbar zu diesem Thema gehört; ich meine damit Kinderbetreuungseinrichtungen und Kindergärten – Integration wirklich verbindlich und selbstverständlich sein sollte. Ich meine, daß gerade ein


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