Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 107. Sitzung / Seite 169

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Zur Rede des Abgeordneten Schweitzer möchte ich folgendes feststellen: Was lange währt, wird endlich gut; Vaterschaftsprozesse gibt es – das habe ich immer wieder erlebt, seitdem ich in der Politik bin – immer und überall. Wenn etwas gelungen ist, will es jeder gewesen sein. Es hat nämlich in diesem Fall auch Karlheinz Kopf einen ähnlichen Antrag eingebracht.

Zum Antrag des Liberalen Forums, in dem gesetzliche Rahmenbedingungen für den weiteren Schulbesuch von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf über die Pflichtschule hinaus gefordert wird, möchte ich folgendes sagen: Ich bin der Ansicht, daß Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf ein zehntes, ja eventuell auch ein elftes Schuljahr absolvieren können sollen. Dies muß aber in einer sinnvollen Form geschehen, beispielsweise wenn es darum geht, doch noch einen Hauptschulabschluß zu erlangen. Für nicht sinnvoll erachte ich es, solche Kinder bis zu ihrem 17. Lebensjahr irgendwo in Oberstufenklassen "aufzubewahren", denn auch sie brauchen Erfolgserlebnisse. Sie müssen auf ein selbstbestimmtes Leben vorbereitet werden. (Abg. Öllinger: Dann machen wir das!)

Dabei geht es darum, wie schwer der Grad ihrer Behinderung ist. Für manche wird es richtig und gut sein, sie auf einen Arbeitsplatz entsprechend ihren Fähigkeiten vorzubereiten, bei anderen wird es notwendig sein, sie in geschützten Werkstätten oder Einrichtungen der Lebenshilfe unterzubringen. Sie müssen sich auf das zukünftige Leben entsprechend vorbereiten, denn sie sind dort nicht immer geschützt und aufbewahrt. Ich besuche solche Einrichtungen öfters und sehe, daß junge Menschen dort sehr glücklich sein können, wenn sie in der Weise spezifisch gefördert werden, daß sie stolz darauf sind, bestimmte Dinge vollbracht, Dinge erlernt zu haben.

Im Mittelpunkt muß immer der Mensch stehen. Die Talente sind ungleich verteilt, sind überall ungleich verteilt, aber der Wert eines Menschen bleibt der gleiche, egal, ob er jung, gesund, alt oder krank oder eben ein Kind mit besonderem Förderbedarf ist. Jeder hat eine bestimmte Aufgabe in seinem Leben zu erfüllen.

Die Integration in den Schulen ist eine sehr gute Errungenschaft. Ich danke der Frau Ministerin, die sich vehement dafür eingesetzt hat, auch wenn es nicht immer leicht für sie war. In der Oberstufe ist Integration meiner Ansicht nach aber nicht mehr sinnvoll. Daher lehne ich diesen Antrag ab.

In Tirol wurden Podiumsdiskussionen über die Integration durchgeführt. Nach einer dieser Podiumsdiskussionen ist eine behinderte Frau zu mir gekommen und hat mir gesagt, sie verstehe die ganze Entwicklung nicht mehr, sie sei in einem sonderpädagogischen Zentrum aufgewachsen und ein sehr glücklicher Mensch geworden. Es mag für manche Kinder – besonders in der Unterstufe – sinnvoll sein, eine Integrationsklasse zu besuchen. Doch es ist nicht so, daß diese später mit ihren Klassenkameraden aufsteigen können. Die Klassengemeinschaft zerstreut sich nämlich. Dann in einer Klasse mit anderen Kindern zu sein, bereitet große Schwierigkeiten. Daher meine ich, daß es in erster Linie notwendig ist, sich das jeweilige Schicksal anzusehen und dann eventuell bis zum zehnten  Schuljahr den Kindern, deren Begabung es erlaubt, die Möglichkeit zu bieten, einen Hauptschulabschluß zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)

20.30

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Madl. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 3 Minuten. – Bitte.

20.30

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Zu Beginn der Unterrichtsdebatte waren die Bänke der ÖVP gähnend leer. (Abg. Mag. Posch: Jetzt sind sie "gähnend" voll!) Diese gähnende Leere spiegelt sich in der Bildungs- und Unterrichtspolitik der ÖVP der letzten Jahre wider. (Beifall bei den Freiheitlichen. – Ironische Heiterkeit und Zwischenrufe bei der ÖVP.) Dieses Spiegelbild der leeren Bänke ist ein Spiegelbild der ÖVP-Unterrichtspolitik. (Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.) Ich werde Ihnen das anhand eines einzigen Beispiels, das heute sehr aktuell ist, meine Damen und Herren, beweisen, und zwar anhand der Regierungsvorlage, mit dem das Landeslehrer-Dienstrechtsgesetz novelliert wird. (Abg. Dr. Khol: Er wird Sie nicht lieben, der Haider! Sie haben nicht gut nachgedacht! Sie haben zuwenig nachgedacht!)


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