Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 136

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net. Seien wir ein Vorbild, Herr Präsident, machen Sie dieses Haus zur nikotin- und alkoholfreien Zone!

Jetzt zum Impfgesetz: Es entsetzt mich, daß Kollege Pumberger, der Latein als Studienvoraussetzung hatte, nicht weiß, daß Virus sächlichen Geschlechts und nicht männlichen Geschlechts ist. Wenigstens die Ärzte sollten das Virus mit dem richtigen Geschlecht bezeichnen.

Während der Badesaison der fünfziger Jahre gab es jährlich Poliomyelitis-Epidemien – mit Toten, Gelähmten und Überlebenden in eisernen Lungen. Beendet wurden diese Epidemien mit Zulassung des Totimpfstoffes nach Salk. Mit dem Schluckimpfstoff mit abgeschwächten Viren von Sabin wurde in groß angelegten Impfaktionen das Risiko, an Kinderlähmung zu erkranken, minimiert.

Um diese, wie einst die Pocken, völlig auszumerzen – ein Ziel der WHO –, benötigen wir eine hohe Durchimpfungsrate. In Zukunft – das muß unser Anliegen sein – wird jeder Säugling mit dem Fünffach-Impfstoff gegen Diphterie, Tetanus, Pertussis, Hämophilus B sowie Polio immunisiert werden.

Wenn wir jetzt glauben, die Mütter werden zu dieser Impfung nicht hingehen, dann muß ich hinzufügen, sie mußten mit den Kindern im Vorschulalter auch zur Schluckimpfung gehen. Ich sehe nicht ein, welchen Nachteil die Impfung mit einem Fünffach-Impfstoff haben sollte gegenüber der Impfung mit dem Oral-Impfstoff, vor allem da zu verschiedenen Zeitpunkten geimpft wurde, da die Oral-Impfungen immer nur zu einem gewissen Zeitpunkt erfolgen konnten, da die Poliomyelitis-Viren Enteroviren sind und daher in der Sommersaison nicht geimpft wurde.

Das Risiko einer Impfpolio ist bei vorheriger Immunisierung mit dem Totimpfstoff minimal, die Weiterimpfung mit dem oralen Impfstoff ist sinnvoll, da der Darm die Eintrittspforte ist.

Ein Null-Risiko gibt es bei keinem Eingriff. Jede Erkrankung ist für Gesundheit und Leben wesentlich riskanter als eine Impfung. Diphterieepidemien können aus osteuropäischen Ländern schnell eingeschleppt, aber durch die Seltenheit der Erkrankung schwer diagnostiziert werden. Ubiquitär vorkommende Tetanusclostridien können Nichtgeimpfte töten, ebenso verursachen Pertussis-Erreger und Hämophilus im Kleinkindalter lebensgefährliche Erkrankungen mit möglichen Dauerschäden.

Dem Entschließungsantrag der Grünen können wir nicht zustimmen, denn die Frau Gesundheitsministerin kann unmöglich erreichen, daß die Firmen Impfstoffe produzieren müssen, das liegt nicht in ihrem Machtbereich.

Ich nehme an, daß es einen Großteil der Impfstoffe als Einzelimpfstoffe geben wird. Tetanus wird einzelgeimpft, Tetanus mit Diphtherie wird kombiniert geimpft – ob Pertussis sinnvoll ist, das sei dahingestellt, denn über das zweite Lebensalter hinweg soll man nicht impfen –, und auch Polio wird es sicher in Einzelimpfstoffen geben. Jedoch – wenn die Firmen nicht verkaufen können, werden sie nicht produzieren.

Dieses Gesetz ist hervorragend zum Schutz geeignet. Wir stimmen diesem Gesetz gerne zu, jedoch sicher nicht dem Entschließungsantrag, dem wir uns in keiner Weise anschließen können.

Das Ministerium wird im Herbst 1998 eine große Aufklärungskampagne starten, um die Eltern zu informieren und Ängste zu nehmen. Und zu den Nebenwirkungen: Die Nebenwirkungen werden oft fälschlicherweise als solche gesehen, denn es können gleichzeitig Krankheiten auftreten, die den Eltern als Nebenwirkung erscheinen, aber in Wirklichkeit keine sind.

Je vollständiger die Durchimpfung der Bevölkerung, desto eher sind Krankheiten auszurotten. Die Kinderkrankheiten gelten zu Unrecht als harmlos. Daher gilt, wie gesagt, unser Kampf der Ausrottung von Polio und weiteren Kinder- und Infektionskrankheiten, und wir werden uns bemühen müssen, mehr Mittel zu bekommen, um auch andere Erkrankungen auszurotten. Uns


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