Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 202

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

380-kV-Ring. Auch Frau Kollegin Langthaler regt sich schon wieder auf, weil sie einfach meint: Klein-klein ist gut. Ich bin auch der Meinung, daß man kleine Felder und Dezentralisierung braucht. Aber wenn Sie in einem System kein Rückgrat haben – jenes Rückgrat, das "380-kV-Ring" heißt –, können Sie sich Ihre Windräder abschminken. Glauben Sie mir das! (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das ist naiv, das ist wirklich ein Zurück-auf-die-Bäume, glauben Sie mir das!

Ich war in der Energiewirtschaft und habe das von innen gelernt; danach war ich von draußen kritisch! Wir haben dem Verbund damals die Prognose abgenommen. Wir haben für das Reichraminger Hintergebirge die energiewirtschaftliche Zweckmäßigkeit widerrufen, und heute ist dort ein Naturschutzgebiet. Dort wollten sie schon bauen – verstehen Sie mich?

Wir haben auch immer gesagt: Lambach ist ein Blödsinn. Wir haben immer gesagt: Freudenau ist ein interessantes Projekt, aber warum brauchen wir das jetzt? – Es ist überdimensioniert, es ist zu teuer, und es wird sich nicht rechnen. (Abg. Ing. Langthaler: Es wird diese 380-kV-Leitung nicht geben!) Wenn Sie mir hier etwas anderes unterstellen, nur weil Sie glauben, Sie könnten billige Effekthascherei betreiben, möchte ich Ihnen sagen: Ich lasse mich nicht von sachlichen Positionen abbringen, auch wenn andere vielleicht populärer wären, Kollege Wabl! (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Wenn sich die EdF an der EStAG beteiligt, dann ruft das bei mir keinen Jubel hervor. Ich habe hier, von diesem Pult aus, mit heutigem Tage gesagt: Die Verbundgesellschaft hat das verschlafen, weil sie sich geweigert hat, ihre STEG-Beteiligung in die EStAG einzubringen. Aber Sie wissen wahrscheinlich noch nicht einmal, was das ist. Sie wissen nicht, daß die Verbundgesellschaft Wasserkraftwerke in der Steiermark hat, und wenn sie diese in die steirische Energie-Aktiengesellschaft eingebracht hätte, wäre sie ein singulärer Anbieter gewesen, sodaß dem Landesrat Paierl gar nichts anderes übriggeblieben wäre. Aber weil die ÖVP in der Steiermark nicht wollte, daß die Verbundgesellschaft – da sie eine Bundesgesellschaft ist – sich beteiligen kann, ist es gescheitert. (Abg. Dr. Fekter: Nein!) Das ist selbstverständlich ein Skandal. Verstehen Sie das? (Beifall beim Liberalen Forum.)

Daß dort Landesfürsten Duodezpolitik machen, unter sich bleiben wollen und wahrscheinlich nur darauf geachtet haben, daß die EdF keinen Einfluß auf die Personalpolitik hat (Abg. Dr. Maitz: Das ist eine Unterstellung!), damit man in der steirischen Energiegesellschaft weiterhin seine Personalpolitik machen kann, und daß die privaten Energieversorgungsunternehmen in der Steiermark – Fritzberg und wie sie alle heißen – einfach geschaut haben, daß sie an dem Kuchen dranbleiben und am Monopol verdienen können (Abg. Wabl: Alles richtig!), damit sie mit ihren privaten Unternehmensgewinnen weiterhin Parteienfinanzierung für die ÖVP machen können: Das ist die Wirklichkeit. Verstehen Sie mich? (Abg. Wabl: Ja! – Abg. Dr. Fekter: Das ist eine Unterstellung!)  – Und wer das alles weiß, Herr Kollege Wabl, der läßt es sich nicht gefallen, hier von diesem Rednerpult aus so billig verspottet zu werden. Dazu ist es zu ernst. (Beifall beim Liberalen Forum. – Abg. Dr. Fekter: Bleiben Sie sachlich!)

Zur Energiepolitik gäbe es viel zu sagen, und es liegt alles im argen. Das wissen wir genausogut wie Sie, Herr Kollege Wabl! Aber deswegen darf man sich in einer Frage wie jener der 380-kV-Leitung trotzdem nicht mitreißen lassen und sagen: Weil ich jetzt auf diese böse bin, lehne ich das auch gleich ab. Das ist eure Politik, aber unsere liberale Politik ist das nicht. Bleibt auf den Bäumen sitzen! Mehr sage ich nicht. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum. – Zwischenrufe bei den Grünen.)

23.13

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Wortmeldung: Frau Abgeordnete Langthaler. Die restliche Redezeit beträgt 3 Minuten.

23.14

Abgeordnete Ing. Monika Langthaler (Grüne): Herr Präsident! Ich hoffe, 3 Minuten werden reichen, um das zu entkräften, was vor allem Herr Abgeordneter Kier am Schluß gesagt hat. – Ich bin überrascht über diese billige Polemik, Herr Abgeordneter! Das hat nichts mit Zurück-auf-die-Bäume oder einer vorsintflutlichen Position zu tun.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite