Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 137

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Auf Initiative des ÖGB-Präsidenten Verzetnitsch wurde gemeinsam mit dem Präsidenten der Bundeswirtschaftskammer 1996 ein Antrag gestellt, der eine Reihe von Maßnahmen zur zeitgemäßen Weiterentwicklung der Lehrlingsausbildung und zur Schaffung von Arbeitsplätzen beinhaltet. Wir haben wirklich vehement versucht, diese Forderungen zu erfüllen, aber ich muß sagen: Es nützt nichts, wenn nicht auch die Wirtschaft ihren Beitrag leistet!

Ich habe schon in meiner Rede im März 1997 darauf hingewiesen, daß zur Finanzierung der Ausbildung von Jugendlichen ein Lastenausgleich zwischen ausbildenden und nichtausbildenden Betrieben eine realistische Möglichkeit wäre. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Haigermoser: Neue Steuern!) Diese Möglichkeit ist im erwähnten Antrag als Forderung an die Regierungsmitglieder herangetragen, aber bis jetzt nicht umgesetzt worden. Da die Wirtschaft aber diesem Antrag zugestimmt hat, wäre es jetzt an der Zeit, eine eindeutige Willensbekundung dazu auszudrücken.

Nun zu einem weiteren Thema, das ich für sehr wichtig erachte. Für die Zukunft der Ausbildung und für die Schaffung von Arbeitsplätzen speziell im Jugendbereich ist eine Umstellung unseres derzeit bestehenden Schulsystems notwendig. Viele Vorschläge und Ideen wurden schon diskutiert, vor allem in meiner Fraktion. Ich möchte insbesondere darauf hinweisen, daß wir im Schulsystem endlich von der Selektion zur Qualifikation übergehen müssen, wir dürfen nicht in Schienen fahren, sondern müssen ein modulartiges Schulsystem aufbauen.

Ich möchte hier erwähnen, daß sehr viele Lehrlingsanwärter auf die hohe Drop-out-Rate in den höherbildenden Schulen zurückzuführen sind. Im HTL-Bereich etwa sind es 70 Prozent. Es ist daher wichtig ist, daß wir das Schulsystem modulartig gestalten. (Zwischenruf des Abg. Meisinger. ) Höherbildende Schulen gehören vernetzt, wobei darauf zu achten ist, daß lernschwache und sozial benachteiligte Jugendliche nicht durch den Rost fallen beziehungsweise daß sie Sonderausbildungsformen in Anspruch nehmen können. Ich sehe die Teillehre nicht unbedingt als das Mittel dafür an, diesen Jugendlichen eine Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu ersparen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Berufsfachschule, die bereits von meinem Kollegen Riepl erwähnt worden ist, oder, wie jetzt der neue Ausdruck heißt, die Berufsschulklassen sehe ich als wirkungsvolle Alternative zur herkömmlichen Lehrlingsausbildung an. Selbstverständlich müssen dabei regionale Branchenansprüche berücksichtigt werden, und der Schüler muß jederzeit die Möglichkeit haben, einen Lehrplatz in Anspruch zu nehmen, wenn einer angeboten wird, aber auch wieder in die Schule zurückzukehren. Diese Wechselwirkung zwischen Ausbildung und Praxis sollte ständig gegeben sein.

Erwähnen möchte ich noch die Wichtigkeit der Erweiterung der bestehenden Unterrichtsgegenstände. Auf diesem Gebiet geschieht meiner Ansicht nach noch etwas zuwenig, denn um auf dem Arbeitsmarkt bestehen zu können, ist nicht nur die Wissensaneignung erforderlich, sondern auch emotionale und soziale Fähigkeiten, wie zum Beispiel Teamfähigkeit, Sprachgewandtheit und der Umgang miteinander.

Ich möchte, auch wenn viele sehr pessimistisch sind, noch grundsätzlich anmerken: Die Jugendarbeitslosigkeit ist im Vergleich zum Vorjahr um 2 Prozent gesunken. Dies ist sicher kein Grund, sich zurückzulehnen oder in Jubelstürme auszubrechen, aber es beweist, daß die Maßnahmen, die wir in Erwägung gezogen haben, bereits greifen.

Hauptziel meiner Fraktion und, wie ich vermute, auch einiger anderer ist die Beseitigung von Arbeitslosigkeit und die Schaffung von Arbeitsplätzen. Dafür werden wir weiterhin unsere ganze Kraft einsetzen. (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf der Abg. Haller. )

Es wäre dringend angebracht, daß auch die Opposition, im speziellen die FPÖ, konstruktive Vorschläge macht (Abg. Meisinger: Die brauchen Sie nur zu lesen!) und sich ihr Beitrag nicht nur im Stellen von Dringlichen Anfragen erschöpft. – Danke. (Beifall bei der SPÖ.)

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