Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 113. Sitzung / Seite 144

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lich an. Dem würde ich zustimmen, aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das ist keine strukturelle Veränderung, sondern das ist lediglich eine kleine finanzielle Entlastung. Da gibt es ganz andere Probleme zu bewältigen – wenn Sie mit den Unternehmern sprechen, werden Sie das erfahren –, wie etwa Probleme im Zusammenhang mit dem Berufsausbildungsgesetz und das Problem, daß es einen Mangel an qualifizierten Bewerbern und Bewerberinnen gibt, etwas, was von den Unternehmern immer wieder beklagt wird.

Was Ihre Forderung nach der gesetzlichen Festlegung einer jährlichen Mindeststeigerung bei der Lehrlingsentschädigung betrifft, so muß ich sagen: Ihre Position in diesem Punkt ist widersprüchlich, denn einerseits beklagen Sie die hohen finanziellen Kosten, die die Betriebe zu tragen haben, und andererseits verlangen Sie Erhöhungen und daß bestehende Unterschiede im Bereich der Lehrlingsentschädigung einzementiert werden. Man muß da schon einmal die Frage stellen, warum jemand, der als Friseurlehrling in Ausbildung steht, nur zirka ein Drittel dessen verdient, was ein Maurerlehrling requirieren kann.

Der Punkt 5, Berufsorientierung, ist an und für sich mehr oder weniger erledigt. – Eine Neuorganisation der Lehrlingsausbildung durch eine Reform der Polytechnischen Schule ist meiner Meinung nach nicht zu erreichen. Da sind tiefergehende Ansätze vonnöten.

Da im Antrag von einer verbesserten und verpflichtenden Aus- und Weiterbildung der Berufsschullehrer gesprochen wird, möchte ich Ihnen sagen, daß es bereits eine solche verpflichtende Ausbildung gibt. Eine Weiterbildung wäre wünschenswert, da gebe ich Ihnen recht, doch entspricht dieser Punkt nicht einmal der Intention Ihres Klubobmannes, der das Problem vielleicht besser erkannt hat, aber es ist dennoch nicht hier niedergeschrieben. Wir brauchen eine Kooperation zwischen Wirtschaftsbetrieben und der Berufsschule, und wir brauchen überhaupt eine Weiterentwicklung der Berufsschule zu Berufsbildungszentren, die ein verbessertes Angebot sicherstellen.

Es gäbe noch viele Punkte zu nennen, aber nur einen davon möchte ich noch herausgreifen, weil seitens der freiheitlichen Fraktion die ÖVP mit sozialdemokratischen Ansätzen kritisiert wurde. – Wenn Sie die Schaffung von sogenannten Flächenberufen fordern, denkt Kollege Haigermoser offensichtlich nicht an die Struktur unserer Ausbildungsbetriebe. Wir haben Kleinbetriebe und Mittelbetriebe, die die wesentlichen Träger der Ausbildung sind. Sogenannte Flächenberufe sind nicht geeignet; wir könnten aber über eine Sockelausbildung, über Sockelqualifizierungen mit einer späteren Spezialisierung für verschiedene Bereiche diskutieren.

Im Rahmen des BAG sprechen Sie nur die Probezeit an, da stehen jedoch noch viele andere Punkte zur Diskussion. Sie rennen bei mir offene Türen ein, wenn Sie eine Gleichstellung der Meisterprüfung mit der B-Matura fordern.

Aber Sie sehen schon: Diesem Entschließungsantrag, den Sie heute eingebracht haben, vielleicht um Ihrem Antrag Gewicht zu geben und auch, um ein Alibi für Lehrlinge zu haben, Lösungsvorschläge zu haben, kann ich wegen einiger der jetzt aufgezeigten Ungereimtheiten nicht zustimmen. Wir können aber viele dieser Punkte, die wir einzeln in Entschließungsanträgen eingebracht haben, jederzeit gerne diskutieren. (Beifall beim Liberalen Forum.)

18.03

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Letzte Rednerin in dieser Debatte ist Frau Abgeordnete Haidlmayr. Sie hat noch eine Redezeit von 5 Minuten zur Verfügung. – Bitte, Frau Abgeordnete.

18.03

Abgeordnete Theresia Haidlmayr (Grüne): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Diese Dringliche Anfrage der Freiheitlichen hat mich heute deshalb überrascht, weil sich offensichtlich auch die Freiheitlichen bereits von der Arbeitslosensituation behinderter Menschen sozusagen verabschiedet haben: Nicht ein Wort kommt in Ihrer Dringlichen Anfrage zum Thema behinderte Menschen und Arbeitslosigkeit vor. Nicht eine einzige Frage wurde diesem Thema gewidmet, obwohl Sie wissen, meine Damen und Herren, daß die Arbeitslosigkeit behinderter Menschen bereits bei über 70 Prozent liegt, wenn man fairer


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