suchen, damit sich ein derartiger Fall in Zukunft hoffentlich nie wieder ereignet oder, falls er sich ereignet, wir allesamt dafür besser gerüstet sind.
Nun komme ich zu den Dimensionen dieser Vorfälle. Seitens der Freiheitlichen Partei werden jetzt diese Versäumnisse, diese Verzögerungen, die es vielleicht auch bei den ermittelnden Behörden gab und von denen ich glaube, daß sie umfassend in einer parlamentarischen Untersuchung zu klären sind, einseitig hervorgehoben. Ich frage Sie jetzt aber zurück: Wie gehen Behörden damit um, wenn ein Mitglied gerade jener Partei, die immer wieder so sehr gegen das organisierte Verbrechen aufgetreten ist, die hier immer wieder verlangt hat, daß mehr geschieht, härter vorgegangen wird, schneller vorgegangen wird, im Verdacht steht, mittendrin zu sein in der organisierten Kriminalität, in der Geldwäsche, in der Urkundenfälschung? Wie beurteilen Sie es, wenn die handelnden Behörden im ersten Moment vielleicht sogar fassungslos sind, wie wir alle fassungslos waren, als wir von den Dimensionen dieser Vorfälle gehört haben?
Nun konzediere ich auch der Freiheitlichen Partei, daß es so sein könnte, daß ein isolierter Krimineller oder eine Person, die im Verdacht steht, eine kriminelle Handlung gesetzt zu haben, auftritt und das von der Partei zunächst nicht gesehen wird. Ich frage Sie aber schon: Was ist bei Ihnen intern geschehen, als Sie mit Sicherheit gewußt haben, daß dieser Verdacht im Raum steht? Und vor allem, und diese Frage ist mir noch wichtiger: Wie sieht denn der Nährboden in einer Partei aus, auf dem derartige möglicherweise kriminelle Blüten gedeihen können?
Bis jetzt habe ich von Ihnen gar nichts dazu gehört, daß im "profil" - von Ihnen völlig unbestritten - steht, daß es bereits im Jahr 1994 massive Kritik daran gab, daß die FPÖ als Partei, die immer die Parteibuchwirtschaft angeprangert hat und den Proporz im Wirtschaftsbereich, auf einmal selbst eine Wohnbaugesellschaft gegründet hat. Man hat noch dazu die Mandatare ermuntert, aufgefordert, vielleicht sogar sanft dazu überredet, mit sechsstelligen Geldbeträgen einzusteigen. - War es nicht jene Partei, die immer den rot-schwarzen Proporz angeprangert hat, die auf einmal nichts daran gefunden hat, daß blaue Wohnbauimperien entstehen?
Meine Damen und Herren! Es ist oft schlimm, was im Bereich der Regierungsparteien passiert, und es ist durch nichts zu rechtfertigen. Aber ich frage Sie: Glauben Sie wirklich, daß es heute noch möglich ist, daß die Regierungsparteien mit den ihr nahestehenden Baugesellschaften Parteizentralen errichten, das private Wohnhaus des Parteivorsitzenden errichten, mit einer Gesellschaft, die offenbar öffentliche Mittel lukriert hat?
Jetzt kommt gleich der Zwischenruf, das stimmt ja alles nicht. Bisher waren etliche FPÖ-Redner hier am Rednerpult - in einer geschäftsordnungsmäßig merkwürdigen Art und Weise -, die nichts, gar nichts dazu gesagt haben. Das ist doch sehr eigenartig.
Meine Damen und Herren! Ich frage Sie: Sogar wenn Sie sagen, daß Sie überrollt und überrumpelt waren von der Dimension dieses Verdachts und dieses Vorwurfes, ist es wirklich, Herr Dr. Haider, die geeignete Reaktion, sich in ein Flugzeug zu setzen und sich nach Fernost zu begeben?
Wäre nicht, wenn Sie schon sagen: Wir sind überrascht worden, wir haben das nicht wissen können!, wenn Sie derartige parteiinterne Strukturen haben, wenn Sie kein entsprechendes Verfahren in Ihrer Partei vorgesehen haben, zumindest der Verdacht zu melden gewesen? Ich denke mir, Sie sind ja auch nicht so ganz aus heiterem Himmel davon überrascht worden. Sie finden es dann nicht einmal der Mühe wert, sich den Vorwürfen zu stellen. Es hätte viele Tage Zeit gegeben, sich in diesem Zusammenhang zu äußern. Aber offenbar haben Sie Ihre Verteidigungslinie vorbereitet, haben Sie die Linie vorbereitet, mit der Sie sich dieser Auseinandersetzung stellen wollen.
Ich frage Sie weiter: Wenn es Ihnen wirklich Ernst ist damit, dafür zu sorgen, daß sich so etwas nie wieder ereignen kann, warum sind Sie denn nie mit dem Antrag der Grünen in bezug auf eine "gläserne" Parteikasse mitgegangen, daß alle Spenden ab einem relativ geringen Betrag, beispielsweise ab 5 000 S, offenzulegen sind? Warum sind Sie nicht mitgegangen mit unserem Antrag, daß sämtliche Einkommen eines Mandatars oder einer Mandatarin und das gesamte
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