Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 14

darin verblieben. Davon besuchen 5 632 die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen. Wie sich aus den bisherigen Anmeldezahlen abzeichnet, ist im kommenden Herbst mit einem gleich hohen Schülerzuwachs zu rechnen.

Wichtig ist es auch, daß wir den Übertritt von der Hauptschule oder von der 4. Klasse der AHS in eine weiterführende Schule harmonischer gestalten. Dazu ist im Nationalen Aktionsplan festgehalten, daß das Aufnahmeverfahren evaluiert werden soll. Besonderes Augenmerk muß dabei auf die Chancengleichheit zwischen den Schülern der AHS und den Schülern der Hauptschule gelegt werden. Derzeit sind es gerade die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule, die durch verschiedene schulautonome Schwerpunkte und gezielte Programme auf den Besuch von berufsbildenden höheren Schulen besonders gut vorbereitet werden.

Nun zur österreichischen Lehrlingsausbildung: Die österreichische Lehrlingsausbildung ist eine Erfolgsstory. Derzeit machen immer noch 40 Prozent eines Altersjahrganges, das heißt 40 Prozent von 95 000 Jugendlichen, eine Lehre. Und ich möchte von dieser Stelle aus allen, die sich der Jugend annehmen und in ihren Betrieben Lehrlinge ausbilden, sehr herzlich danken! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Durch diese Ausbildung in den Betrieben und mit einer schulischen Ergänzung ist es gelungen, vielen Jugendlichen einen nahtlosen Übergang in den Beruf zu ermöglichen. Diese gute österreichische Lehrlingsausbildung muß in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern erhalten bleiben! Maßnahmen dafür, die wir im Nationalen Aktionsplan festgehalten haben, sind folgende:

Erstens: eine finanzielle Entlastung für Betriebe, die Lehrlinge ausbilden. Dieses Ziel wurde bereits in den letzten zwei Jahren zielstrebig verfolgt. So wurden etwa die Sozialversicherungsbeiträge für alle drei Lehrjahre gestrichen, ebenso wie die Arbeitgeberbeiträge zur Unfallversicherung für das erste Lehrjahr.

Im Nationalen Aktionsplan wurde auch festgehalten, daß die Betriebe einen jährlichen Steuerfreibetrag von 20 000 S pro Lehrling im ersten Lehrjahr erhalten. Das ist mir deswegen so wichtig, weil ich meine: Dieser Freibetrag ist zwar von der Höhe her nicht das Nonplusultra, aber er ist sicherlich ein ganz wesentliches Signal für die Zukunft. Damit wird nämlich zum ersten Mal dokumentiert, daß Investitionen in die Jugend und in die Bildung genauso wichtig sind und steuerlich berücksichtigt werden müssen wie Investitionen in Maschinen und Technologien. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Alle Maßnahmen zusammengenommen ergeben eine Erleichterung für jene Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, in der Höhe von rund 700 Millionen Schilling. Dies entspricht etwa 14 Prozent der gesamten Nettoausbildungskosten der Betriebe.

Zweiter Punkt: Durch weiteren Abbau der Regelungsdichte muß die Lehrlingsausbildung noch attraktiver gemacht werden. Zahlreiche Maßnahmen wurden schon gesetzt, weitere müssen folgen.

Drittens: Neue Lehrberufe müssen innerhalb von sechs Monaten umgesetzt werden. Die ersten Taten wurden bereits gesetzt. Allein im April wurden 15 neue, zukunftsweisende Lehrberufe geschaffen, wie zum Beispiel: Entsorgungs- und Recyclingfachmann, Kommunikationssystemkaufmann, Vermessungstechniker, Datenverarbeitungssystemtechniker, Sonnenschutzanlagenmonteur.

Viertens: Für lernschwache Jugendliche wird endlich die Vorlehre umgesetzt. Diese Vorlehre soll mit dem Abschluß zum Beruf eines qualifizierten Helfers führen. Der Umstieg in eine Lehrlingsausbildung muß möglich sein.

Fünftens: Für den Fall, daß trotz aller Bemühungen nicht alle Jugendliche eine Lehrstelle finden, wird das bewährte Auffangnetz von Lehrwerkstätten und Lehrlingsstiftungen weitergeführt. Zusätzlich dazu werden Übergangslehrgänge eröffnet. Diese Übergangslehrgänge sind von Trägereinrichtungen in den Bundesländern anzubieten und beinhalten die wichtigen Merkmale der Lehrlingsausbildung, nämlich die praktische Ausbildung in einem Betrieb beziehungsweise in


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