Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 20

Auch hinsichtlich der neuen Berufe bin ich überzeugt davon, daß es im wesentlichen um die Hausaufgaben geht. Was verstehen wir denn tatsächlich unter einem neuen Beruf? - Frau Bundesminister! Sie haben mit Recht ein paar neue Berufe genannt. Ich meine, daß das auch gut so ist. Aber wir haben uns trotzdem die Frage zu stellen, ob jeder neue Beruf, der genannt wird, tatsächlich ein neuer Beruf ist oder ob es nur eine Verengung der Ausbildung auf ganz bestimmte Tätigkeiten ist.

Ich weiß schon, daß der eine oder andere sagen wird, dem Gartencenterlehrling gehört die Zukunft. Früher war es der Einzelhandelskaufmann, der sich dann später spezialisiert hat. - Soll sein. Ich persönlich bin aber überzeugt davon, daß wir darauf achten sollten, daß in der Erstausbildung keine zu enge Spezialisierung erfolgt, sondern sie als Ganzes gesehen wird.

Ich komme zum Schluß. Ich bin der Meinung, daß die Erweiterung der Europäischen Union und die Agenda 2000 gemeinsam mit dem nationalen Beschäftigungsplan eine große Herausforderung darstellen. Es ist ebenso eine große Herausforderung, gemeinsam - wie wir das auch im vergangenen Jahr erfolgreich gemacht haben - die Wirtschaft davon zu überzeugen, daß die Einstellung von jungen Menschen die Zukunftschance der Branche erhöht. Und ich bin froh darüber, daß sich jetzt auch der Radiosender Ö 3 in einer Aktion gemeinsam mit der Wirtschaft bemüht, zusätzliche Lehrstellen zu schaffen.

Mitarbeit, die regionalen Beschäftigungskonzepte und Kontrolle sind eingefordert - am 15. Juni in Cardiff, am 11. und 12. Dezember in Wien -, aber nicht nur die Kontrolle, sondern auch das Lernen voneinander. Es geht darum, für mehr als 18 Millionen Menschen in der Europäischen Union und für mehr als 230 000 in Österreich Beschäftigung und Einkommen zu sichern, damit aber auch die Binnennachfrage zu stärken und nicht nur beim Geld von Stabilität zu reden, sondern auch bei Menschen. Die Zukunft der Arbeit sollte unser Anliegen sein. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

18.35

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Peter. - Bitte.

18.35

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Präsident! Frau Bundesministerinnen! Meine Damen und Herren! Herr Präsident Verzetnitsch! Die Zukunft der Arbeit soll unser Anliegen sein, da haben Sie ohne Zweifel recht. Ich konzediere dieser Bundesregierung ohne Zweifel die Betroffenheit über das Problem der Arbeitslosigkeit. (Abg. Dr. Khol: Das ist nicht viel!)

Lassen Sie mich dazu Hans Köppl, den Chefredakteur der "Oberösterreichischen Nachrichten", zitieren: "Keine falschen Hoffnungen. Die alte Arbeitsgesellschaft ist am Ende. ... Allmählich wird erkennbar, daß die Erwerbsarbeit im herkömmlichen Sinn den Charakter der Selbstverständlichkeit verliert. ... Eines muß klar sein. Von den Arbeitsplätzen, die jetzt verschwinden, wird kein einziger wiedererstehen, und die sozial abgesicherte ,Laufbahn' gehört der Vergangenheit an."

Es nützt also nichts, wenn wir das Problem ... (Abg. Dr. Lukesch: Jahr für Jahr haben wir mehr Arbeitsmöglichkeiten, das hat der Herr Präsident gerade nachgewiesen! Jahr für Jahr gibt es mehr Arbeit!) Professor Lukesch! Es steht außer Streit, daß, wenn 80 Prozent der ... (Abg. Dr. Lukesch: Du fällst auf die Argumente von Weltuntergangspropheten herein!)

Irgendwo habe ich jetzt bei Professor Lukesch auf eine falsche Taste gedrückt - er ist nicht mehr zu bremsen!

Das Problem erkannt zu haben und sich dieses Problems für die Menschen und für die Gesellschaft angenommen zu haben, ist eine Seite. Die andere Seite ist die Analyse, die wir daraus ziehen. Erkennen wir in der Analyse wirklich, daß diese neue Arbeitsgesellschaft auf dem Weg von der Agrar- zur Industrie- und dann zur Informationsgesellschaft völlig neue Anforderungen an uns stellt, der wir mit alten Antworten nicht gerecht werden können?


Vorherige SeiteNächste Seite
Seite 1