Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 31

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Nach Einsichtnahme in das Protokoll erteile ich zwei Ordnungsrufe, und zwar Herrn Abgeordneten Dr. Maitz wegen der Verwendung des Wortes "Dreckschleuder" und Herrn Klubobmann Dr. Haider wegen des Vorwurfs an Frau Kollegin Fekter, sie habe sich wahrscheinlich naturschutzrechtliche Bewilligungen "erschlichen".

Wir gehen nun in der Rednerliste weiter. Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. - Bitte, Herr Abgeordneter.

19.21

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Herr Präsident! Geschätzte Mitglieder der Bundesregierung! Hohes Haus! Kollege Öllinger! Nur ein Satz zu Ihren Ausführungen: Ich bin schon der Auffassung, daß es allemal besser ist, Jugendliche in der Schule, in der Klasse, auf der Schulbank zu haben, als sie auf der Straße zu belassen. Ich stimme Ihnen aber selbstverständlich zu, wenn Sie verlangen, daß Jugendliche entsprechend ihren Erwartungen und Bedürfnissen auszubilden sind. Ich meine allemal, eine höhere Ausbildung ist gleichzeitig ein Garant für eine höhere Berufschance. (Beifall bei der SPÖ. - Zwischenruf des Abg. Öllinger.)

Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich mit einigen Bemerkungen zum Bildungsbereich des Nationalen Aktionsplans für Beschäftigung fortfahren. Andere Punkte werden Kolleginnen und Kollegen von mir noch aufgreifen. Ich würde gerne mit ein paar Fakten beginnen.

Faktum eins: Bereits im Vorjahr hat die Bundesregierung auf Initiative unseres Bundeskanzlers Klima ein Sonderprogramm gestartet, um die drohende Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen. Es wurde auch schon darauf hingewiesen, daß mehr als 1 Milliarde Schilling seitens des Arbeitsmarktservices hiefür investiert wurde. Eine Vielzahl an Fördermaßnahmen wurde gesetzt. Erfreulich ist, daß es möglich war, 3 000 zusätzliche Lehrstellen zu vermitteln. Ein beachtlicher Erfolg!

Faktum zwei: Im Zeitraum von 1987 bis 1995 ist die Zahl jener Jugendlichen, die nach dem Ende ihrer Pflichtschulzeit keine weitere Ausbildung absolviert haben, bei 8,9 Prozent gelegen. Wir müssen heute - und das ist eine sehr bedauerliche Situation - zur Kenntnis nehmen, daß mittlerweile 12 Prozent der Pflichtschulabgänger die Pflichtschule verlassen, ohne eine weiterführende Ausbildung aufzunehmen. Die Gründe dafür sind sicherlich einerseits Rückgänge im Bereich des Lehrstellenangebots, andererseits ein Mangel an schulischen Ausbildungsplätzen, insbesondere im Bereich des berufsbildenden mittleren und höheren Schulwesens. Es fehlen meines Erachtens offenbar auch die erforderlichen Überlegungen und Planungsmaßnahmen, um auf entsprechend veränderte Bedürfnisse der Wirtschaft rechtzeitig reagieren zu können.

Faktum drei: Die demographische Entwicklung zeigt, daß bis zum Jahr 2010 die Altersgruppe der 15jährigen relativ stark bleiben wird. Jährlich werden rund 95 000 bis 99 000 Jugendliche einen schulischen Ausbildungsplatz oder einen dualen Ausbildungsplatz brauchen.

Faktum vier: Prognosen von Experten ergeben, daß im Herbst 1998 rund 10 000 Jugendliche trotz intensiver Suche eher nicht in der Lage sein werden, auf dem Arbeitsmarkt eine Lehrstelle zu finden.

Sehr geehrte Damen und Herren des Hohen Hauses! Genau vor diesem Hintergrund, daß es nämlich im Herbst eine schwierige Situation auf dem Lehrstellenmarkt geben wird, haben ÖGB, Arbeiterkammer, SPÖ und ÖVP die Schaffung neuer Lehrberufe und die befristete Einrichtung von speziellen Maßnahmen vorgeschlagen. (Abg. Meisinger: Fünf Jahre schon angekündigt!) Wir haben darüber hinaus angeregt, die hohe Zahl von Schulabweisungen im berufsbildenden mittleren und höheren Schulwesen zu reduzieren. Wir Sozialdemokraten haben auch darauf hingewiesen, daß es notwendig sein wird, das eingeführte Repetierverbot für die ersten Klassen dieser berufsbildenden mittleren und höheren Schulen noch einmal zu überdenken. (Beifall bei der SPÖ.)


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