Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 47

kann, weil der Markt nicht vorhanden ist. Deshalb unser Drängen, in der erneuerbaren Energie auch mehr auf nachwachsende Rohstoffe zu setzen.

Laut Österreichischem Statistischem Zentralamt sind 13,23 Prozent aller unselbständig Beschäftigten in der Verarbeitung von land- und forstwirtschaftlichen Rohstoffen beschäftigt. Wenn wir die 250 000 Beschäftigten in der Landwirtschaft dazurechnen, können wir feststellen, daß immerhin nahezu 20 Prozent in diesem Bereich beschäftigt sind. Laut Grünem Bericht 1996 haben die österreichischen Bauern 13 Milliarden Schilling in bauliche Anlagen und 12 Milliarden Schilling in Maschinen und Geräte investiert. Das heißt, in diesem Bereich sind sehr viele österreichische Arbeitsplätze geschaffen worden.

Ich möchte hier noch auf etwas hinweisen, weil Abgeordneter Kier eine Aussage von Kollegen Khol kritisiert hat: Wir haben in der Landwirtschaft, insbesondere im Gartenbau und im Obstbau, oft enorme Schwierigkeiten, weil sich die Erntezeiten in diesem Bereich oft auf wenige Tage erstrecken. Es ist jedoch nahezu unmöglich, unter den österreichischen Arbeitslosen Menschen zu finden, die bereit sind, einige Tage in der Landwirtschaft zu arbeiten. Sie werden nicht schlechter bezahlt als auf anderen Wirtschaftsgebieten. In früheren Jahren wurden diese Arbeiten in starkem Maß, vor allem in der Steiermark und im Burgenland, von Grenzgängern durchgeführt. Die Burgenländer und die Steirer, aber auch die Gemüse- und Gartenbaubetriebe in anderen Bundesländern wären gerne bereit, Österreicher dafür anzustellen. Allerdings ist es nicht möglich, Österreicher für diese tageweise Arbeit zu gewinnen.

Unser Ziel ist die Erhaltung der flächendeckenden bäuerlichen Land- und Forstwirtschaft. Es geht um einen funktionsfähigen ländlichen Raum und um die dauerhafte Sicherung der multifunktionalen Aufgaben durch bäuerliche Familienbetriebe. So kann Lebensqualität für alle Österreicher geschaffen werden, aber auch für Gäste, die zu uns kommen und eine gepflegte Kulturlandschaft bis in die Gletscherregionen vorfinden. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Landwirtschaft bildet aber auch die Grundlage für Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Bereich. Ich habe es bereits betont: Jeder Beschäftigte in der Landwirtschaft sichert zwei Arbeitsplätze in der Region. Die Lebensmittelindustrie ist die beschäftigungsreichste Industrie in ganz Europa. Daher muß es allen Österreichern ein Anliegen sein, daß die Weiterentwicklung der Agrarpolitik und die Existenz und Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Landwirtschaft abgesichert werden. (Beifall bei der ÖVP.)

20.41

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dolinschek. 6 Minuten freiwillige Redezeitbeschränkung. - Bitte, Herr Abgeordneter.

20.41

Abgeordneter Sigisbert Dolinschek (Freiheitliche): Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin für Arbeit und Soziales! Frau Bundesministerin für Unterricht! Sehr geehrte Damen und Herren! Durch den nationalen Beschäftigungsplan sollen jetzt 100 000 neue Jobs bis zum Jahre 2002 geschaffen und die Arbeitslosenquote auf 3,5 Prozent reduziert werden. - All das ist recht und schön. Wenn ich aber an den EU-Beitritt zurückdenke, dann kann ich mich erinnern, daß die Schaffung von 50 000 neuen Arbeitsplätzen versprochen wurde; tatsächlich wurden es jedoch um 80 000 Arbeitsplätze weniger.

Im Versicherungsbereich, im Bankenbereich, bei der OMV, obwohl deren Aktienkurs steigt und auch der Benzinpreis steigt, werden Leute gekündigt oder in Frühpension geschickt. Bei der Bahn verhält es sich ähnlich. Bei den ÖBB gibt es um 10 000 Arbeitsplätze weniger, und bei der Post werden bis 2001 weitere 10 000 Arbeitsplätze verlorengehen. Wir haben mehr Frühpensionisten und mehr Arbeitslose, und im nationalen Beschäftigungsplan steht, daß auch zu erwarten ist, daß 15 000 Personen in der Grundstoffindustrie und 15 000 Personen in der Bauwirtschaft, also insgesamt 30 000 Personen, ihre Beschäftigung verlieren werden. In der Textil- und Bekleidungsbranche werden es 23 000 und in der Genußmittelindustrie weitere 5 000 sein.

Im Gegenzug sollen auf dem Dienstleistungssektor, insbesondere im Bereich der Sozial-, Pflege- und Gesundheitsberufe und im Bereich der Umweltberufe, 28 000 Jobs geschaffen wer


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