Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 119. Sitzung / 62

beitswelt erinnern, damit diese Maßnahmen auch in andere Bereiche einfließen. Ich denke, daß mit diesem nationalen Beschäftigungsplan ein ganz wichtiger Schritt auch im Bereich Frauenförderung und Verbesserung von Frauenarbeitsplätzen gesetzt wird. Diesen Weg muß man intensivst weitergehen! (Beifall bei der ÖVP.)

21.54

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Riepl. Ich stelle eine Redezeit von 5 Minuten ein. - Bitte, Herr Abgeordneter.

21.54

Abgeordneter Franz Riepl (SPÖ): Sehr verehrter Herr Präsident! Sehr verehrte Frau Bundesminister! Viele Redner in dieser Debatte haben sich mit unseren Sorgen um die Ausbildung und Beschäftigung der Jugend auseinandergesetzt.

Ich glaube, man darf nicht vergessen, daß gerade durch eine gute Berufsausbildung die Grundlage dafür geschaffen wird, daß man sich im weiteren auf dem Arbeitsmarkt leichter bewegen kann, von Arbeitslosigkeit weniger betroffen ist und auch weniger Hilfe braucht, um gegebenenfalls wieder ins Berufsleben einzusteigen. Frau Bundesminister Gehrer hat heute festgestellt, daß Ausbildung und Jugendbeschäftigung für sie, aber auch für die Bundesregierung insgesamt einen hohen Stellenwert haben. Sie hat auch dazugesagt, daß die Schaffung der besten Rahmenbedingungen nicht an der Frage des Geldes scheitern darf. - Das kann man nur unterstützen! Ich meine, daß das wirklich ein wichtiges Anliegen der Bundesregierung sein muß. Auch Frau Ministerin Hostasch hat das deutlich gemacht. Ich meine, daß das ein Anliegen von allen Fraktionen hier im Haus sein muß!

Sehr verehrte Damen und Herren! Derzeit besteht eine Diskrepanz zwischen der Zahl der Lehrstellensuchenden und den gemeldeten offenen Stellen. Es gibt nach wie vor mehr Lehrstellensuchende als gemeldete offene Stellen. Daher ist es wichtig, daß wir darüber nachdenken, wie man diesem Problem insbesondere im kommenden Herbst begegnen kann und welche Lösungen sich anbieten. Dazu kommt, daß rund 40 Prozent der Lehranfänger, die eine Lehre begonnen und eine berufsbildende Schule besucht haben, nach einem Jahr wieder ausscheiden und die Drängerei auf dem Lehrstellenmarkt noch verschärfen.

Daher ist es notwendig, ein Netz zu schnüren, damit niemand übrigbleibt. An erster Stelle müssen - das wurde in dieser Debatte schon ausgesprochen - die gemeinsamen Bestrebungen stehen, daß im dualen System mehr Lehrstellen angeboten werden können. Ergänzend muß es meiner Meinung nach die in hoher Qualität vorhandenen selbständigen Ausbildungseinrichtungen und Lehrwerkstätten geben. Ein Vorredner, nämlich Herr Abgeordneter Trinkl, hat gemeint, daß beispielsweise diese Ausbildungseinrichtung in Fohnsdorf nicht vonnöten sei, aber das sehe ich anders: Ich glaube, gerade dieses Beispiel zeigt, wie wichtig diese Ausbildungsstätten sind und daß qualitativ hochwertige Lehrlingsausbildung in solchen Einrichtungen möglich ist. Daher sollten wir alles daransetzen, damit die Ausbildung auch dort weiterhin gesichert ist.

Die Berufslehrgänge beziehungsweise Berufsfachschulen - wie immer sie betitelt wurden - werden als regionale Ergänzung und als Übergangslösung sicherlich auch in Zukunft überall dort, wo in der dualen Ausbildung nicht genügend Lehrplätze angeboten werden können, notwendig sein und ein wichtiges Standbein bilden. Sehr verehrte Frau Bundesminister Gehrer! Die Vollzeitschule - Kollege Verzetnitsch hat schon darauf hingewiesen - ist von uns Sozialdemokraten nie geplant gewesen. Ich weiß nicht, wer Ihnen ins linke oder rechte Ohr geflüstert hat, daß die "bösen" Sozialdemokraten irgendeine Vollzeitschule einführen wollen. Wir sehen die Berufsfachschule wirklich nur als Idee, als Möglichkeit, ergänzende Maßnahmen dort anzubieten, wo es notwendig ist und nur solange es notwendig ist. (Abg. Dr. Feurstein: Warum ist Abgeordnete Krammer dagegen?)

Es ist für mich in diesem Zusammenhang sehr reizvoll, noch einen Satz anzufügen: Als Unterrichtsministerin könnte man stolz darauf sein, wenn man die Chance hat, durch die Möglichkeiten des eigenen Ressorts dazu beizutragen - selbst wenn es eine Vollzeitschule wäre -, daß sozusagen niemand übrigbleibt. Es könnte sehr reizvoll sein, auch darüber nachzudenken. Ich betone aber nochmals, daß wir das in diesem Fall nicht wollten.


Vorherige SeiteNächste Seite
Seite 1