Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 121. Sitzung / 107

Oberverantwortung des Bundeskanzlers, für die Richtlinien haben wir den Herrn Bühnengeneraldirektor. Man könnte das Gesetz auch unter dem Aspekt einer "Lex Springer" sehen - nichts anderes geschieht mit dem Bundestheaterverband, der dann zu einer Theaterholding wird. Und in dieser soll es wiederum nur einen Geschäftsführer geben, denn die Befugnisse mit einem anderen Geschäftsführer zu teilen, der irgendwelche Mitsprachemöglichkeiten mit oder ohne Dirimierungsrecht hat, das wäre dem Herrn zukünftigen Generalbühnendirektor Springer wahrscheinlich zu wenig.

Alles in allem glauben wir, daß es auch in Zukunft keine Durchsichtigkeit im Sinne einer klaren Verantwortlichkeit geben wird. Ich bin überzeugt davon, daß der Rechnungshof, sollte dieses Gesetz in Kraft treten und evaluiert werden, seine Kritik aufrechterhalten würde.

Ich darf Ihnen eines sagen, Kollege Koppler aus Oberösterreich: In Oberösterreich ist es eine Selbstverständlichkeit, daß die größte Kulturgesellschaft des Landes - du weißt, von welcher Gesellschaft ich spreche - ein Vieraugenprinzip hat. Da gibt es einen kaufmännischen Direktor und einen künstlerischen Direktor. Diese Gesellschaft ist nach dem Vieraugenprinzip klar und eindeutig strukturiert, und es funktioniert bestens, und keiner regt sich auf. Aber in Wahrheit hat sich die Sozialdemokratische Partei Österreichs den Wünschen einer Kulturlobby gefügt und diese Wünsche in die Tat umgesetzt - mit tatkräftiger und bewährter Unterstützung der Österreichischen Volkspartei.

Ich glaube, meine sehr geehrten Damen und Herren, daß sich im wesentlichen durch diese Bundestheaterreform überhaupt nichts ändern wird. Es bleibt bei der absoluten Alleinverantwortung des Bundesministers. Die Sozialdemokratische Partei Österreichs ist nicht so weit, die Bühnen aus dem politischen Griff herauszulassen, ähnlich wie die Kollegen von der ÖVP nicht bereit sind, die Bundesmuseen aus der Verantwortung herauszulassen, in die Alleinverantwortung zu übertragen und endlich die Leine zum Ministerium zu durchschneiden.

Es war sehr illustrativ, als der Experte, der holländische Museumsexperte, als Experte für den Ausschuß herangezogen wurde und man geglaubt hat, er werde jetzt unsere Reform lobpreisen und mit dem holländischen Modell vergleichen. Er hat aber gesagt, es sei für ihn undenkbar, daß in Holland ein Minister einen Theaterdirektor oder in diesem Fall einen Museumsdirektor bestellt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

18.02

Präsident Dr. Heinz Fischer: Als nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Ridi Steibl. - Bitte, Frau Abgeordnete.

18.02

Abgeordnete Ridi Steibl (ÖVP): Werte Präsidenten! Frau Bundesministerin! Werte Volksanwältinnen! Herr Volksanwalt! Ich hoffe, daß es mir gelingt, wieder zur Tagesordnung zurückzukehren, denn bei den Ausführungen meiner beiden Vorredner, insbesondere des Herrn Dr. Krüger, hatte ich das Gefühl, daß wir wieder bei der Dringlichen Anfrage sind. Ich bin sehr dankbar, daß nicht sehr viele Zuhörer und Zuhörerinnen anwesend sind, weil das kein gutes Licht auf unseren Parlamentarismus wirft. (Zwischenruf des Abg. Dr. Krüger.)

Nun zu einer erfreulichen Aussage der Frau Bundesministerin Prammer von heute vormittag, die ich gerne wiederhole. Sie hat gemeint, Österreich habe schon vorweg die Hausaufgaben, insbesondere im Beschäftigungsbereich, gemacht, und sie ist auf die Herausforderung zu Chancenverbesserungen für Frauen auf dem Arbeitsmarkt in positivem Sinne eingegangen. Das freut mich deswegen besonders, weil gerade im Zuge der Diskussion betreffend das Frauen-Volksbegehren auf dem Land die Sozialdemokratinnen immer wieder genau das Gegenteil behauptet haben und bei weitem nicht dieser Meinung waren. Ich meine aber, daß das eine sehr wichtige und gute Aussage von der Frau Bundesministerin war.

Es ist mir natürlich klar, daß der berufliche Aufstieg - ich nehme nur diesen einen Bereich her - für Frauen in den meisten Unternehmen noch an einen Arbeitstag mit 10 bis 15 Stunden gebunden ist, wenn man Karriere machen will. Das gilt natürlich auch für Männer, aber insbesondere für Frauen. Gerade dadurch wird die bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu einem sehr


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