Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 126

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Ich plädiere sehr dafür, daß Jahresarbeitszeitmodelle für Lehrer entwickelt werden, und zwar seriös entwickelt werden. Herr Kollege Höchtl! Man soll nicht mit einem Lehrer-Leitbild ablenken, das damit aber auch nicht im geringsten zu tun hat, sondern jedem suggerieren soll: Der Lehrer ist ein Wesen, das für alles da ist und irgendwie mit einem Schein versehen wird. – Damit hat ein tatsächliches Arbeitszeitmodell nichts zu tun.

Die Stundentafeln, die Werteinheiten, die Umrechnungszahlen und -tabellen sind der Maßstab für Lehrertätigkeiten aus der Vergangenheit, aber keine Vorgabe für eine Schulpolitik von morgen. Wenn ich mir anschaue, wie wir in diesem Hohen Haus in den letzten Jahren zum x-ten Male Vorgaben machen, was die Lehrer an den Schulen zu behandeln haben – ob das die Drogenprävention oder irgendwelche anderen präventiven Maßnahmen sind –, und gleichzeitig mit dieser Debatte um die Mehrdienstzeitenregelungen das Schulklima – das messe ich schon an den Briefen – empfindlich gestört und zusammengehaut worden ist, dann kann ich Ihnen nur sagen: Uns nützen alle Resolutionen, mit denen die Lehrer und die Schulen beauftragt werden, wo sie nicht überall tätig werden sollen, überhaupt nichts, wenn es nicht gelingt, wieder ein Schulklima herzustellen und zu schaffen, das tatsächlich wieder Impulse setzt, Motivationen und Reformschritte erzeugt. Mit dem Schulklima, das es derzeit an den Schulen gibt, erreichen Sie das nicht, Frau Ministerin! Da haben Sie sich – sicher nicht zu ungeteilten Handen; mit anderen gemeinsam – die Verantwortung auch mit dieser Debatte um die Mehrdienstzeitenregelung zuzuschreiben.

Ich komme auf einen anderen Punkt, den Kollege Höchtl auch angesprochen hat. Ich habe es schon fast erwartet, nachdem die Frau Ministerin im Ausschuß diese Tabellen über das Verhältnis der Lehrer zu den Schülern vorgelesen hat – diese wunderbar klingenden Zahlen von 1986 auf 1996. Ich habe es fast schon erwartet. Herr Kollege Höchtl! Ich möchte gerne die Berechnungsgrundlagen haben. (Zwischenruf des Abg. Dr. Höchtl. )

Selbstverständlich hat die Zahl der Lehrer zugenommen, aber sie hat nur deswegen zugenommen, weil die Zahl der Teilzeitbeschäftigten unter den Lehrern zugenommen hat. Soweit ich weiß, können Sie nicht einmal die Zahl der Teilzeitbeschäftigten wieder so zurückrechnen, daß sich daraus die Anzahl der Vollzeitbeschäftigten, also die reale Beschäftigung, ergeben würde. Ich lese Ihnen daher andere Zahlen vor, die das Verhältnis von Lehrern zu Schülern etwas exakter beschreiben als das, was Sie in dieser groben Durchschnittsrechnung zu beweisen versuchen. Denn Sie tun so, als ob in den Schulklassen je nach Schultyp nur acht oder neun Schüler sitzen würden. Das entspricht in keiner Weise der Realität, die die Schülerinnen und Schüler, die Lehrer und Lehrerinnen und auch die Eltern erleben. (Zwischenruf des Abg. Dr. Höchtl. )

Ich lese Ihnen die Zahlen vor – das sind auch Zahlen aus dem Bundesministerium –, und diese Zahlen sprechen eine andere Sprache:

1986 hatten wir an den Volksschulen 18,7 Schülerinnen und Schüler pro Klasse. 1996/97 haben wir 19,7. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler pro Klasse steigt. In den Hauptschulen waren es 1986/87 22 Schüler, 1996/97 23,2. In den allgemeinbildenden Schulen in der Oberstufe waren es 21,5 im Jahr 1991, 22,6 im Jahr 1996/97. Noch gravierender – auch das wurde in Replik auf Ihre Ausführungen, Herr Höchtl, schon gesagt – ist die Situation in den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen. Wenn Sie das noch verantworten können und vertreten können – gute Nacht, Herr Höchtl! –, dann haben Sie sich aus der Bildungspolitik verabschiedet. Aber das ist offensichtlich auch eines Ihrer erklärten Ziele, eher als Schönredner aufzutreten denn als Bildungspolitiker.

Meine Damen und Herren! Es geht nicht nur darum, daß die Schülerzahlen in den Klassen steigen, es geht auch um anderes, zum Beispiel – das wurde auch schon angesprochen – um die Fremdsprachenoffensive. Es wird wieder die dritte, vierte Fremdsprachenoffensive, die Sie führen, verkündet. Nur wohin geht die Offensive?


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