Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 127

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Ich zähle Ihnen auf: Stundentafelkürzung bedeutet Kürzung der lebenden Fremdsprache Englisch. Die Änderung bei den Teilungszahlen oder auch die Nichteinhaltung bei der Klassenteilung bedeutet ein Sinken der Unterrichtsqualität, ebenfalls im Fremdsprachenunterricht.

Meine Damen und Herren! Frau Bundesministerin! Besonders an Ihre Adresse, da – ich nehme es an – Sie entsprechende Briefe in den letzten Jahren und Monaten immer wieder erreichen: Wir reden von der Europareife. Kollege Höchtl hat sie auch wieder im Mund geführt. Sie wissen genauso gut wie ich, daß für einen Job innerhalb der EU, innerhalb einer der Behörden der Europäischen Union, die Kenntnis von mindestens zwei lebenden Fremdsprachen Voraussetzung ist. Am besten ist man dran, wenn man drei lebende Fremdsprachen kann. Frau Bundesministerin! Sagen Sie mir einen Schultyp in Österreich, an dem man drei lebende Fremdsprachen lernt. Nennen Sie mir einen Schultyp! Es gibt ihn nicht. Aber wir sprechen von der Europareife. Es gibt keinen Schultyp, bei dem man im Regelunterricht ... (Abg. Dr. Sonja Moser: Aber selbstverständlich haben wir ihn, selbstverständlich! Das gehört doch dazu! – Zwischenruf der Abg. Dr. Brinek. ) – Ich rede nicht von Wahlpflichtfächern. Ich möchte das gerne im Regelunterricht haben, Frau Kollegin Brinek! (Beifall bei den Grünen.)

Ich möchte, daß Sie das, was Sie als "Fremdsprachenoffensive" im Mund führen, endlich einmal ernst nehmen. Das heißt nicht nur, aber auch in den Volksschulen – mit allen Schwierigkeiten, die das bedeutet, weil die Lehrer gar nicht genügend ausgebildet worden sind; da fängt das Dilemma schon an – Fremdsprachen. Aber bitte wenn Sie von Europareife und der Offensive für dieses Europa sprechen, dann schaffen Sie doch einen Schultyp im Regelschulversuch, bei dem es eine dritte lebende Fremdsprache gibt, einen wenigstens! (Abg. Dr. Sonja Moser: Wahlfreiheit! Wahlfreiheit!)

Aber statt dessen ist es Ihnen nach wie vor wichtiger, daß Sie Latein oder Griechisch im Regelunterricht aufrechterhalten. Ich selbst habe Latein und Griechisch gelernt (Abg. Dr. Brinek: Schauen Sie, was aus Ihnen geworden ist!) und kann Ihnen nur sagen: Über Latein bin ich gerne zu diskutieren bereit. Aber Latein könnte man auch im Wahlpflichtfach machen, so würde ich meinen, und statt dessen durchaus eine dritte lebende Fremdsprache im Regelunterricht verankern.

Denn wenn Sie ernst nehmen, was Sie sagen und immer wieder betonen, dann ist – zumindest für eine beschränkte Gruppe von Schülerinnen und Schülern – die dritte lebende Fremdsprache nicht nur ein immer wieder geäußerter Wunsch, sondern auch ein Erfordernis, um in der Europäischen Union einigermaßen bestehen zu können.

Meine Damen und Herren! Ich möchte noch einen Punkt ansprechen, da wir schon wieder einen Keim der Debatte über die Eintopf-Schule feststellen konnten. Als Beispiel ist die Mathematik angeführt worden, insbesondere jene Studie des amerikanischen Instituts TIMSS, die belegt hat, daß hinsichtlich des Mathematikunterrichts in der Sekundarstufe II unsere Schüler im internationalen Vergleich am unteren Ende vorzufinden sind. Herr Kollege Höchtl! Ich habe mir die Mühe gemacht, mir diese Studie anzusehen. Wissen Sie, was man dabei entdeckt, Herr Kollege Höchtl? (Abg. Dr. Höchtl ist mit Lesen beschäftigt und antwortet nicht.)  – Sie haben ja anderes zu tun.

Ich kann es den anderen Kolleginnen und Kollegen sagen: Man entdeckt dabei, daß jene Länder, die im Bereich der Sekundarstufe II kein gegliedertes Schulwesen haben – wie beispielsweise Schweden –, an der Spitze zu finden sind. Das Problem besteht darin – das ist am österreichischen Beispiel sehr schön zu schildern –, daß wir im naturwissenschaftlichen Bereich – das war der Untersuchungsgegenstand dieser amerikanischen Studie – in den Volksschulen hervorragende Qualifikationen aufweisen. Auch noch im Bereich der Sekundarstufe I verfügen wir über gute Qualifikationen, dort ist uns ebenfalls ein oberer Rang verliehen worden. Aber im Bereich der Sekundarstufe II saust es hinunter.

Ich sage, daß das nicht die Konsequenz des Unterrichtes ist, der an den Gymnasien geleistet wird. Vielmehr haben die anderen Länder nicht das Problem, das wir Österreicher haben: daß aus dem Bereich der Sekundarstufe II Äpfel mit Birnen verglichen werden müssen. Das ist das


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