Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 128

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Problem! In den anderen Ländern gibt es das gegliederte Unterrichtswesen nicht, und deshalb kommt zum Beispiel Schweden zu seinen hervorragenden Qualifikationen. In Österreich hingegen werden in die Sekundarstufe II die Berufsschulen ebenso hineingemanscht wie alle anderen Schultypen, die es sonst noch im Bereich der Sekundarstufe II gibt, und dies zeitigt im Durchschnitt selbstverständlich ein schlechtes Resultat.

Aber daraus kann man auch Rückschlüsse ziehen, zum Beispiel darauf, daß ein nicht derart hierarchisch gegliedertes Schulwesen, wie es das österreichische im Bereich der Sekundarstufe II ist, wesentlich bessere Resultate als das österreichische System – obwohl es im Bereich der Sekundarstufe I und im Bereich der Grundstufe durchaus leistungs- und vergleichsfähig ist – zu erbringen vermag. (Abg. Jung: Wie erklären Sie es sich dann, daß die deutsche Sprachschule in Stockholm regelmäßig beste Bewertungen hat?)

Sie müssen auf die Studie Bezug nehmen, Herr Kollege Jung! Es geht nicht nur um eine Schule. Im Rahmen dieser Untersuchung sind sehr viele Schulen aus den jeweiligen Ländern verglichen worden, nicht nur von einem Schultyp, also nicht nur das Gymnasium, sondern mehrere, unterschiedliche Schulen. Aber in den Ländern, in denen es keine unterschiedlichen Schultypen im Bereich der Sekundarstufe II gibt, hat man erstaunlicherweise die besten Resultate feststellen müssen. Das sollten Sie sich auch zu Gemüte führen, Herr Kollege Höchtl! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Dr. Höchtl: Kennen Sie zufällig die Max-Planck-Studie, die ein vernichtendes Urteil über die Eintopf-Schule gefällt hat?)

Frau Bundesministerin! Ein Punkt noch, der nicht uninteressant ist, da jetzt tatsächlich fast schon an jeder Schule, in jedem Turnsaal ein Plakat oder eine Werbung von McDonald’s, Sprite, Coca Cola oder Fanta hängt, nachdem Werbung in den Schulen in einer Art Einzug gehalten hat, als ob der Alltag und die Wirklichkeit an den Schulen tatsächlich so sein sollten und müßten. Frau Bundesministerin! Ich hätte gerne von Ihnen erklärt bekommen, was Sie zu dem Vorschlag der Kommission der Europäischen Union sagen, die Werbung an den Schulen einzuschränken. Ich halte das für ein grundvernünftiges Anliegen.

Es gibt einen Vorschlag der EU-Kommission, wonach Werbung an den Schulen eingeschränkt werden soll. Das ist meiner Ansicht nach ein zutiefst vernünftiges Anliegen. Offensichtlich geht es in dem Vorschlag um Bereiche, die bei uns schon selbstverständlich geworden sind, um Sponsoring sowie auch um die aggressive Werbung, die im Bereich der Schulen tatsächlich schon stattfindet und die paradoxerweise mit Unterrichtsprinzipien, die an denselben Schulen gelebt und gelernt werden sollen, kollidiert. Man könnte innerhalb mehrerer Stunden herausarbeiten, daß die EU-Kommission in diesem Bereich offensichtlich einen Schritt weiter ist. Mich interessiert der Standpunkt, den Sie dazu vertreten.

Eine allerletzte Bemerkung zur Integration. Frau Bundesministerin! Ich weiß, daß Ihnen das nicht sehr angenehm ist, trotzdem möchte ich Sie darauf hinweisen, daß wir jetzt im Zusammenhang mit dem Nationalen Beschäftigungsplan ein 10. Schuljahr für diejenigen einführen wollen, die sonst im Berufsbereich keine Chancen haben, daß aber von diesem 10. Schuljahr offensichtlich wieder all jene, die vorher schon keine oder nur geringere Chancen hatten, nämlich die Behinderten, ausgeschlossen werden sollen. Frau Bundesministerin! Wir hatten schon des öfteren eine Debatte darüber, und manchmal schien es mir bereits, als wären wir auf dem Weg einer beschränkten Einigung.

Da Sie zuletzt in einem "Standard"-Interview wieder erklärt haben, daß es für Sie überhaupt nicht in die Tüte kommt, ein 10. Schuljahr im Bereich der Integration zu ermöglichen, interessiert es mich, wie Sie dazu stehen und ob Sie tatsächlich beim Nein zum 10. Schuljahr für behinderte Kinder und für lernschwache Kinder bleiben, auch im Rahmen der Maßnahmen, die im NAP gesetzt werden sollen. (Beifall bei den Grünen.)

17.56

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Morak. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.


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