Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 123. Sitzung / Seite 94

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Dann wurde von Herrn Abgeordneten Gaál festgestellt – ich zitiere –: Die Latte bei den sportlichen Tests wurde eindeutig zu hoch gelegt.

Und weiters: Organisatorische Mängel und Führungsfehler wurden eingestanden.

Da ist das eingetroffen, was wir alle vorhersehen konnten: Man hat männliche Werte und männliche Attribute, die für einen Soldaten sehr wichtig sind, einfach mit einem prozentuellen Abstrich versehen und das sozusagen nahtlos auf Frauen umzumünzen versucht, nur: Frauen sind keine "besseren Männer" in der Armee – das wollen sie auch gar nicht sein –, sondern die Frauen sind eine Ergänzung des Systems.

Es heißt, die Damen schaffen derzeit gerade zwölf Liegestütze. Wollen sie in einem halben Jahr die Unteroffiziersprüfung bestehen, müssen sie 15 schaffen. Der Humanbiologe Puntigam dazu: Frauen brauchen länger, um dafür die notwendige Rohkraft aufzubauen. Unsere Ausbildner haben daher den ausdrücklichen Befehl, so oft es geht mit den Rekrutinnen Liegestütze zu trainieren. – Ja, Frauen haben ja ganz andere Möglichkeiten, sich einzubringen, sie sind meistens viel wendiger und agiler. (Abg. Jung: Der Rucksack ist für alle gleich schwer!) Ich möchte gerne wissen, wie Sie einen Maßstab auf Männer anwenden, wenn man auf so einer dünnen Latte (die Rednerin zeigt mit zwei Fingern eine entsprechende Breite) gehen muß! Das würden Frauen auf jeden Fall besser schaffen als Männer. Da ist es aber plötzlich nicht mehr so wichtig, das zu trainieren, das höher zu bewerten.

Ich meine, man sollte sich gemeinsam überlegen – ich weiß, daß es seitens Ihres Ressorts zum Glück diesbezüglich wirklich offene Ohren gibt –, welche Maßstäbe tatsächlich notwendig sind, wo einerseits Rohkraft notwendig ist und andererseits, wo Frauen mit Geschicklichkeit vielleicht das kompensieren können, was Männer nicht zusammenbringen. (Beifall beim Liberalen Forum und bei Abgeordneten der SPÖ.) Das wollte ich ergänzend dazu sagen.

Zum Schluß kommend: Sie sollten sich einen "NEWS"-Artikel anschauen, in dem es heißt – ich zitiere –: Dolmetsch im Geschlechterkampf. Frauen tun sich nicht gern individuell hervor, melden sich nur, wenn sie ganz sicher sind, die richtige Antwort zu wissen, halten sich zurück, wenn sie Spott fürchten oder meinen, daß Vorpreschen als unweiblich angesehen werde. Frauen reagieren auf Streß eher depressiv, Männer aggressiv. Frauen haben das unstillbare Bedürfnis, zu erfahren, warum sie das tun sollen, was man ihnen aufgetragen hat. Die traditionellen Vorgesetzten, die auf einen Befehl Gehorsamsmentalität erwarteten, waren zunächst beunruhigt.

Und weiters heißt es: Sie kleiden ihre Meinung in Form einer Frage, formulieren Kritik meist positiv, bringen ihre Anliegen oftmals nicht deutlich hervor; Dolmetschhilfen sind nützlich. – Zitatende. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Ja, genau das ist der Punkt. Wir sollten Dolmetschhilfen haben; wir haben sehr gute Frauen. Es gibt manche Frauen, die sich in der Armee getäuscht haben, andere aber wollen hineingehen, und diese sollten wir unterstützen, und zwar nach weiblichen Kriterien. (Beifall beim Liberalen Forum.)

14.58

Präsident Dr. Heinz Fischer: Meine Damen und Herren! Wie Sie wissen, ist jetzt die Behandlung einer Dringlichen Anfrage vorgesehen.

Ich unterbreche daher die Verhandlungen über die Beratungsgruppe des Bundesfinanzgesetzes für 1999 zum Thema Landesverteidigung, um zur Behandlung der Dringlichen Anfrage zu gelangen.

Dringliche Anfrage

der Abgeordneten Dr. Gabriela Moser und Genossen an den Bundeskanzler betreffend versäumte Maßnahmen und verbleibende Möglichkeiten der Bundesregierung gegen die Inbetriebnahme des Kernkraftwerkes Mochovce in der Slowakei (4460/J)


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