Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 124. Sitzung / Seite 31

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

wichtiger Faktor in dieser Frage sind, wir vergessen aber immer wieder, daß hinter den Arbeitskosten auch eine Leistung steht.

Ich möchte Ihnen ein Beispiel aus meinem eigenen Bereich bringen. In Europa werden Handschuhe produziert. In Portugal können sie billiger produziert werden als in Ungarn. Dennoch wandert die Handschuhproduktion eher nach Ungarn, weil die Qualität der Produktion dort besser ist. Sie kostet zwar mehr, aber die Qualität ist besser! Niemand wird mit seiner Produktion nach Portugal gehen, weil die Qualität in diesem Ausmaß dort nicht gegeben ist.

Es hängt also davon ab, ob die Qualität erbracht wird. Die Qualitätsleistungen in unseren Nachbarstaaten ist unterschiedlich. Der Handschuhbereich in Ungarn ist hervorragend, in anderen Bereichen wird man erst an Qualität gewinnen müssen. Selbst europäische Produzenten überlegen sehr wohl, ob die Arbeitskräfte an einem angepeilten Standort bereits die Ausbildung haben, die gewünschte Leistung zu erbringen.

Es müssen noch sehr viele Anstrengungen unternommen werden, um das Leistungsniveau auf diesen Arbeitsmärkten anzuheben. Die österreichische Wirtschaft leistet ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Stärkung dieser Länder, indem sie Know-how exportiert und Joint-ventures einrichtet. Und dadurch wird langsam auch das Lohnniveau angehoben. (Abg. Dr. Khol: Völlig richtig!) Der österreichische Staat hat sehr davon profitiert, und wir werden auch in Zukunft davon profitieren.

Die dortigen Arbeitskräfte müssen lernen, ihre Arbeit in einem Tempo zu verrichten, das sie früher nicht gekannt haben. Aber auch in unseren Betrieben ist das Arbeitstempo, das wir heute haben, nicht von heute auf morgen entstanden, sondern mußte erst langsam erarbeitet werden. Und die Mobilitätsbewegungen sind nicht in jenem Maße gegeben, das wir uns manches Mal vorstellen.

Es ist einerseits wichtig, daß wir unseren Nachbarstaaten helfen, wirtschaftlich stärker zu werden. Auf der anderen Seite ist es auch notwendig und wichtig, daß wir Österreicher, weil wir am Schnittpunkt von europäischen Kulturen liegen, das Verständnis, das wir für diese Kulturen haben, weiter nach Europa tragen, um einen gemeinsamen positiven Weg zu finden, damit Europa in Zukunft nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sicherheits- und außenpolitisch geeint wird. Österreich kann dazu einen sehr guten Beitrag leisten. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

10.49

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Ofner. Ich erteile ihm das Wort.

10.49

Abgeordneter Dr. Harald Ofner (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Vizekanzler! Meine Damen und Herren! Zunächst ein Wort zu meiner unmittelbaren Vorrednerin, die sich in Blickrichtung einer allfälligen Osterweiterung Sorgen um die Leistungsfähigkeit unserer östlichen Nachbarn macht. (Abg. Tichy-Schreder: Nicht Sorgen!)

Ich mache mir in diesem Sinne keine Sorgen um die Nachbarn. Zu Tschechien etwa fällt mir das alte Schnitzler-Wort ein: Die Tschechen sind ein industrieöses Volk. – Wenn man daran denkt, was der Škoda unter den Pkw heute auf der Straße bereits darstellt, dann weiß man, wie es läuft! (Vizekanzler Dr. Schüssel: Wer sagt das?) Schnitzler war es. (Vizekanzler Dr. Schüssel: Ah! Der Schnitzler!) Ein industrieöses Volk! Man beachte die Wortschöpfung, sie ist nicht uninteressant. (Abg. Tichy-Schreder: Herr Dr. Ofner! Da gebe ich Ihnen recht!)

Anzunehmen, daß die Nachbarn ohnehin nichts fertigbringen (Abg. Tichy-Schreder: Nein!) und die Produktionen auf Dauer in Österreich bleiben werden, weil die Tschechen, die Ungarn und alle, die dafür in Frage kommen, zu vergessen sind, ist absolut nicht richtig. (Abg. Tichy-Schreder: Da haben Sie mich mißverstanden!) Sie sind auf dem besten Weg, uns auf dem einen oder anderen Sektor zu überholen. – Soviel zu Ihren "tröstenden" Worten! (Beifall bei den Freiheitlichen.)


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite