Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 125. Sitzung / Seite 52

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pen, für Psychokulte oder für Guru-Bewegungen verwendet. Auf der Suche nach der eigenen Persönlichkeit sind Jugendliche bestrebt, Vorbilder und Leitbilder zu suchen. Gerade die Bereitschaft junger Menschen zur Unterwerfung und ihre persönliche Opferbereitschaft wird von Sekten schamlos ausgenützt. Es entsteht psychologische Abhängigkeit. Den Mitgliedern und deren Familien in ihrem sozialen Umfeld wird seelischer Schaden zugefügt. Die Menschen, vor allem die Jugendlichen, suchen Spiritualität.

Dies wäre die Aufgabe der gesetzlich anerkannten Religionsgemeinschaften. Die Kirchen – ich spreche von der römisch-katholischen Kirche und der evangelischen Kirche – stecken in einer tiefen Krise. Viel zu sehr haben sie sich in die Politik eingemischt. Die Kirchen sollten sich wieder ihren religiösen Aufgaben zuwenden und ihre eigenen Probleme lösen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Politik sollte von den Parteien und deren Politikern gemacht werden – im Auftrage der Verfassung und zur Wahrung der Demokratie. – Danke. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

12.28

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Der Entschließungsantrag, den Herr Abgeordneter Koller am Beginn seiner Rede vorgetragen hat, ist geschäftsordnungsmäßig überreicht, ausreichend unterstützt und wird in die Verhandlung miteinbezogen.

Zu Wort gelangt Herr Abgeordneter Schuster. Freiwillige Redezeitbeschränkung 4 Minuten. – Bitte.

12.28

Abgeordneter Johann Schuster (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Mein Vorredner meinte, Herr Bundesminister Dr. Bartenstein sei ein Minister ohne Meinung. – Ich halte dem entgegen: Herr Bundesminister Dr. Martin Bartenstein sagte betreffend Familienpaket nach dem Ministerrat: Das Familienpaket ist nicht nur herzeigbar, es ist großartig! – Wir haben einen Bundesminister mit einer hervorragenden Meinung, und dazu beglückwünsche ich Sie, Herr Bundesminister! (Beifall bei der ÖVP.)

Meine Damen und Herren! Familienpolitik in Österreich und Familienpolitik dieser Bundesregierung hat einen hohen Stellenwert. Diese wurzelt in der Überzeugung, daß die Familie die Basis für eine menschenwürdige Gesellschaft ist und die Wertschätzung der Familie nicht nur über individuelles Glück, sondern auch über den Zustand der gesamten Gesellschaft entscheidet. Wir hören vielerorts, die Familie sei der Keim der Gesellschaft.

Meine Damen und Herren! Im Ausklang des dritten christlichen Jahrtausends stellt sich heraus, daß weder das Individuum noch das Kollektiv in der Lage ist, gesellschaftliche Probleme allein zu bewältigen. Wir brauchen, um diese Probleme bewältigen zu können, mehr denn je die Familie.

So selbstverständlich der Terminus "Familie" auch sein mag, so vielfältig sind die gesellschaftlichen und politischen Vorstellungen darüber. Immer wieder hört man die Fragestellung: Soll der Staat die Familie überhaupt fördern? (Abg. Dr. Mertel: Wo? Wer stellt so eine Frage? Wer stellt so eine Frage? Wer stellt so eine Frage?)

Frau Familiensprecherin der Sozialdemokratischen Partei! Man hört von verschiedenen Gruppen die Kritik, ob ein Förderungssystem in Österreich – nicht nur bei Familien, sondern bei allen anderen Bereichen – überhaupt einen Sinn ergibt, ob nicht Förderungen generell abgestellt werden sollen, ob man nicht dafür sorgen soll, daß die Bürgerinnen und Bürger genug verdienen und so alles aus eigener Tasche bestreiten können. (Neuerlicher Zwischenruf der Abg. Dr. Mertel. )

Wurden früher, meine Damen und Herren, die Belastungen durch junge und alte Menschen innerhalb der Familien getragen, so fand in den letzten Jahrzehnten eine Änderung insofern statt, als die Kosten für die Älteren einerseits durch die Pensionsversicherung auf die Allgemeinheit übertragen wurden, die ständig steigenden Kinderlasten jedoch – zumindest gedanklich – nach wie vor allein den Familien zugerechnet werden.


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