Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 125. Sitzung / Seite 58

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lastenausgleichsfonds. Jedes unsachgemäße und verschwenderische Handling innerhalb des Fonds bedeutet, daß weniger Geld für die Familien bereitsteht.

Im Zuge der Sparpakete der letzten Jahre hat man zwar die Familienbeihilfen gekürzt, aber die Verschwendungen innerhalb des Fonds hat man nicht beobachtet und nicht hintangehalten. Auf die Problematik der Schülerfreifahrten möchte ich weiter gar nicht eingehen, obwohl auch dort sehr viel im argen liegt und der Familienlastenausgleichsfonds dafür ausgebeutet wurde. Ich möchte heute bei den Schulbüchern bleiben.

Nach 26 Jahren Gratisschulbuchaktion stehen wir heute vor einem Ergebnis, das sich laut Überprüfung durch den Rechnungshof vom Grundgedanken der Schulbuchaktion immer weiter entfernt. Bei sinkender Schülerzahl sind die Ausgaben für die Schulbücher unproportional gestiegen. Herr Bundesminister! Im Jahre 1972 kostete ein Schulbuch 45 S, voriges Jahr lag der Preis im Durchschnitt bei 128 S. Dies bedeutet eine Preissteigerung von über 300 Prozent, Herr Bundesminister!

Dazu muß man sagen, daß sich die Qualität der heutigen Schulbücher mit jener vor 26 Jahren absolut nicht messen kann, denn die Bücher sind heute vom Aussehen und auch von der "Überlebensqualität" her weit weniger wert als damals. Wahrscheinlich sind Sie den Preisvorgaben der Verleger gefolgt und haben sich nicht dagegen gewehrt.

Der Versorgungsgrad der Schüler ist von ehemals 100 Prozent kontinuierlich auf heuer 76 Prozent gesunken. Das heißt, daß die Familien 24 Prozent der neu anzuschaffenden Schulbücher selbst finanzieren müssen. Die Kosten der Verwaltung – dies ist eklatant: man hat an der Aktion zwar immer wieder Reparaturen vorgenommen, aber die Kosten des Handlings und der Verwaltung sind jährlich gestiegen – beliefen sich im Jahr 1996 bereits auf 310 Millionen Schilling. Herr Bundesminister! 310 Millionen Schilling sind ein Viertel der gesamten Kosten für die Schulbuchaktion!

Ich weiß, daß Sie demgegenüber vielleicht argumentieren, wir hätten jetzt eine Schulbuchaktion-Neu, die nächstes Jahr greifen wird. Aber diese Schulbuchaktion-Neu ist meines Erachtens auch wieder mit einem höheren Kostenaufwand verbunden; allenfalls kommt es zu einer Umschichtung der Kosten. Dazu muß man sagen, daß es vielleicht einfacher ist, den 10prozentigen Selbstbehalt vom 10prozentigen Schülerlimit aus zu berechnen, aber andererseits ist durch die Aktion der zurückgegebenen Bücher wesentlich mehr an Überstunden an die Lehrer zu bezahlen, als bisher schon bezahlt wurde. Das heißt, daß ein tiefgreifendes Überdenken des Verfahrens zur Versorgung von Schülern mit Unterrichtsmitteln nicht stattgefunden hat. Anstatt dies raschest zu beginnen und zu vollziehen, war es natürlich viel einfacher, die Familien mit 10 Prozent Selbstbehalt zur Kasse zu bitten, Herr Bundesminister.

Die Budgetvorgaben sind erfüllt, wir werden wieder einige Jahre verstreichen lassen, denn unser System ist so gut – das ist offenbar Ihre Meinung. Tatsächlich wurden keine neuen Ideen entwickelt, keine Gedanken hat man sich über die Entwicklung, die überbordende Vielfalt und somit die Kostenintensität im Bereich der Schulbücher gemacht, und man erkennt das Bestreben, sich nur ja nicht mit den Verlagen anzulegen. Diese ließen ja schon vor zwei oder drei Jahren, als die Diskussion über die Gratisschulbuchaktion begonnen hat, Ihnen beziehungsweise Ihrem Vorgänger ausrichten, daß man mit einer 10prozentigen Reduzierung bei den Büchern absolut nicht einverstanden ist.

Ich weiß, Herr Bundesminister, Sie haben heuer bei den Verlagen eine Kostenreduktion von 4,5 Prozent erreicht. Das heißt einerseits, daß die Schulbücher nun um 4,5 Prozent billiger sind, andererseits aber fällt dafür der Staatsrabatt der Buchhändler weg. Sie haben mit diesen Maßnahmen also nur eine Umschichtung innerhalb des FLAF vorgenommen, ihn jedoch keinesfalls entlastet.

Sie haben heute angekündigt, daß es in fünf Jahren eine neue Schulbuchreform geben wird, im Zuge derer Sie teilweise auf ein Leihsystem umstellen wollen. – Es ist mir durchaus klar, warum Sie das in fünf Jahren machen wollen: Sie haben mit der Bundeskammer einen Vertrag abge


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