Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 133. Sitzung / Seite 22

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Pflichtschulabschluß haben. Aus diesem Grund muß die Perspektive des späteren, des lebenslangen Lernens im Rahmen der Erwachsenenbildung auch entsprechende Priorität eingeräumt werden.

Schließlich zeigt sich, daß in den Ländern mit der höchsten Frauenarbeitslosigkeit die niedrigsten Frauenbeschäftigungsquoten bestehen. Gerade deswegen müssen wir aus diesen Analysen die Schlüsse ziehen, so wie ich es gesagt habe.

In den traditionellen Berufsfeldern ist natürlich eine überdurchschnittlich hohe Zahl von Frauen beschäftigt, und gerade in diesen Bereichen gibt es auch eine hohe Einkommensbenachteiligung. Aus diesem Grund muß auch die Strategie verfolgt werden, Frauen gewissermaßen die Türen für andere Berufe zu öffnen und sie zu motivieren, in anderen Beschäftigungsfeldern tätig zu werden. Wenn es um neue Beschäftigungsmöglichkeiten geht, werden die neuen Kommunikations- und Informationstechnologien neue Felder aufbereiten. Dabei geht es darum, Frauen von Anfang an mit dabei zu haben und ihnen nicht womöglich erst später die Tür zu öffnen.

Ein ganz wesentliches und wichtiges Thema, worüber ich sehr glücklich bin, daß es ab morgen am informellen Ministerrat diskutiert wird – zum ersten Mal innerhalb der Europäischen Union in einem derartigen Gremium, wie ich anmerken möchte –, ist die Frage der Aufteilung der Versorgungsarbeit. An dieser Stelle habe ich schon so oft gesagt: Wer das Thema der unterschiedlichen Aufteilung der Versorgungsarbeit nicht ernst nimmt, darf auch nicht für sich in Anspruch nehmen, daß es ihm ein ernstes Thema ist, daß die unterschiedlichen Einkommen abgebaut werden und anderes mehr. Diese Auflösung muß uns gelingen. (Beifall bei der SPÖ.)

Die Rollenzuschreibung ist die Hauptursache dafür, daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt benachteiligt sind und auch dauerhaft von diesem verdrängt werden. Die Strategie kann nur sein, gemeinsam auf der gesellschaftlichen Ebene ebenso wie auf der privaten Ebene in einer partnerschaftlichen Zukunft zu leben.

Aus diesem Grund, meine Damen und Herren, bin ich sehr zuversichtlich, daß es möglich sein wird, innerhalb der Europäischen Union gemeinsame Strategien zu entwickeln. Dies wird uns keinesfalls leichtgemacht werden, denn wir kennen die Probleme auf dem Arbeitsmarkt und auch hinsichtlich der allgemeinen Beschäftigungssituation, und wir wissen, daß uns die Lösungen nicht schon sozusagen auf halbem Weg entgegenkommen. Daher haben wir alle nur möglichen Anstrengungen zu unternehmen und auch alle möglichen Initiativen zu setzen.

Ich bin aber auch davon überzeugt, daß es gemeinsam besser geht und daß es Sinn macht – so wie es jetzt auch hinsichtlich der Beschäftigungspolitik allgemein Sinn macht –, auf europäischer Ebene über das Thema Frauen zu diskutieren und die bestmöglichen Lösungen zu finden. Doch kaufen wir uns damit nicht frei, ganz im Gegenteil, wir nehmen den Auftrag mit nach Hause, in Österreich für die Frauen das Bestmögliche zu tun. – Danke schön (Beifall bei der SPÖ.)

11.23

Präsident Dr. Heinz Fischer: Wir gehen nun in die Debatte ein. Die Redezeit für alle weiteren Redner und Rednerinnen beträgt 5 Minuten. Es wäre schön, wenn der Geräuschpegel während der Beiträge aller Rednerinnen und Redner etwas niedriger sein könnte.

Zu Wort gemeldet ist Frau Mag. Gisela Wurm.

11.23

Abgeordnete Mag. Gisela Wurm (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Bundesministerinnen! Hohes Haus! Ein Hoch auf Frankreich – nicht nur deshalb, weil es uns derzeit wunderbare Stunden und Minuten in bezug auf brillanten Fußball beschert, sondern an dieser Stelle vor allen Dingen deshalb, weil Frankreich der Staat war, dem es schon bei den Gründungsverträgen, also bei den Römischen Verträgen anläßlich der Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, gelungen ist, durch eine entsprechende Verankerung im Artikel 119 die Chancengleichheit für Frauen und Männern erstmals in der Europäischen Union beziehungsweise in der damaligen Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft festzulegen.


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